Ein unmissverständlicher Hinweis am Briefkasten: Die zwei beschädigten Häuser in der Hartsteige sind immer noch verwaist, die Schäden heftig. Foto: Weiger

Warten auf Schlussbericht des Gutachtens macht alle mürbe. Neubau in der Kirchwiesenstraße mit Schotter angefüllt.

Nusplingen - Seit Monaten warten die vom Hangrutsch betroffenen Anlieger auf den endgültigen Schlussbericht des Gutachtens – bislang vergeblich. Jetzt melden sich sechs der betroffenen Familien zu Wort. Im Augenblick passiert ihrer Ansicht nach wenig, was sie als Anwohner weiterbringt. Nun möchten diese Familien Transparenz schaffen und ihre Situation darlegen – vor allem im Hinblick darauf, dass das Landratsamt die Mediation in Sachen Hangrutsch bereits für gescheitert erklärt hat.

Im Augenblick hängen die Betroffenen etwas in der Luft, daraus machen sie keinen Hehl. Denn der Dreh- und Angelpunkt jeder weiteren Vorgehensweise ist für sie alle der endgültige Schlussbericht des Gutachters, der bekanntlich immer noch aussteht.

Zur Erinnerung: Am 24. Juli hatte das beauftragte Institut den Anwohnern aus Hartsteige und Kirchwiesenstraße ein vorläufiges Schlussgutachten präsentiert. Die endgültige Version dessen sei damals für September angekündigt worden, wie ein Anlieger schildert: "Jetzt, Anfang November, warten wir immer noch." Trotz wiederholter Nachfragen und neuerlicher Terminfristen, die alle ergebnislos verstrichen seien. Dieser Tage habe das Landratsamt – offenbar nach eigener Nachfrage im zuständigen Büro – verlauten lassen, der endgültige Bericht werde sich vom vorläufigen nicht allzu sehr unterscheiden.

Das Warten über die Monate hinweg macht alle mürbe

Keine einfache Situation für die Anlieger. Nicht nur, dass das Warten über Monate hinweg mürbe macht und Erwachsene wie Kinder vor eine große Belastungsprobe stellt. Dieser verbindliche Schlussbericht, betonen alle Familien, stelle die Weichen, was die Zukunft für sie alle bringe. Die angedachten Vorschläge zur Hangsicherung stellt hier niemand in Frage – wenngleich die eigenen Schäden davon noch nicht behoben seien: "Im Lauf der Zeit sind sie nicht kleiner geworden."

Grundsätzlich zählt für die Familien ein zweiter Aspekt. Sie stehen in engem Kontakt zu ihren Versicherungsunternehmen. Diese wiederum benötigen den endgültigen Schlussbericht ebenfalls – als Bewertungsgrundlage. Mittelfristig im Raum steht zudem ein zusätzliches Beweissicherungsverfahren. Eine digitale Präsentation, wie sie das Landratsamt freundlicherweise zur Verfügung gestellt habe, sei für die Versicherungen keine adäquate Alternative, betonen die Anlieger. Im Übrigen hätten die Versicherungsunternehmen bereits signalisiert, für die sorgfältige Prüfung des endgültigen Berichts mehrere Wochen anberaumen zu müssen. Dadurch sei – verständlicherweise – mit neuem zeitlichen Aufschub zu rechnen. Unter dem Strich bleibt für die sechs Familien also eines stehen: "Wir können im Augenblick nichts entscheiden – auch nicht die Mediationsfrage. Uns fehlt als Basis dafür der versprochene Schlussbericht."

Alle Betroffenen sind dankbar für jede Art von Hilfe

Am Herzen liegt den Betroffenen jedoch eines: Alle sind dankbar für jegliche Hilfe, die sie bislang erhalten haben. Dankbar für jeden unbürokratischen Handstreich der Gemeindeverwaltung. Dankbar dafür, dass das Landratsamt finanziell in Vorleistung gegangen ist und unlängst neuerlich Gesprächsbereitschaft signalisiert hat. Dankbar sind sie auch dafür, wie sich die Nusplinger Bürger und viele Spender soldiarisch zeigen: "Das tut uns wirklich gut."

Info: Chronologie

 Zwei Familien ziehen aus: Im Januar sind nach den Erdbewegungen und einer lückenloser Messarbeit des THWs an der Hartsteige zwei Häuser oberhalb des Hangs evakuiert worden. Die beiden betroffenen Familien leben seither in Übergangswohnungen. Aktuell ist unklar, für wie lange noch.

Stabilität für den Hang: Die Arbeiten an dem Neubau in der Kirchwiesenstraße, der zu Jahresanfang mit Schotter aufgefüllt wurde, ruhen; dieser Schotter soll den Hangfuß stabilisieren. Im April folgte das vorläufige Gutachten, im Juli der vorläufige Schlussbericht. Dessen Endversion fehlt aktuell immer noch. Im Raum stehen derzeit neben der Mediation umfassende Maßnahmen, wie der Hang endgültig stabilisiert werden kann, zum Beispiel durch eine versenkte Stützmauer und Ankerhaken für die beiden beschädigten Häuser.

Die Solidarität mit den Betroffenen ist groß: und zwar in Nusplingen und in der ganzen Region. Die örtlichen Vereine haben für den Fonds "Nusplinger Hangrutsch" unter anderem ein "Sommerfeschd" und Konzerte organisiert. Zudem gehen immer noch Spenden ein.