Das Ziel der Flurbereinigung ist, die Flächen so neu zusammenzulegen, dass die Höfe die Möglichkeit haben, besser zu wirtschaften. "Das wird in Nusplingen auch erreicht", sagt der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, Erich Öffinger. 85 Prozent sind über den Zuschuss finanziert, 15 Prozent der Kosten haben die Eigentümer aufzubringen, anteilig nach der Größe ihrer Flächen. Fotos: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Flurbereinigung in Nusplingen geht in Endphase / Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft mit Ergebnis zufrieden

Von Christoph Holbein

Nusplingen. Wenn sie, wie vorgesehen, 2017 oder 2018 abgeschlossen sein wird, dann wird die Flurbereinigung in Nusplingen rund 20 Jahre gedauert haben. 1999 startete das Vorhaben, das der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, Erich Öffinger, als insgesamt positiv bewertet.

"Das Hauptaugenmerk liegt darauf, die Felder zusammenzulegen, um größere Schläge zu erhalten, was die Bewirtschaftung vereinfacht und damit wirtschaftlicher macht", erläutert Erich Öffinger. Dass dafür bis zum Abschluss der Flurbereinigung in Nusplingen fast zwei Jahrzehnte ins Land gegangen sein werden, nennt der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft normal: "Das dauert so lange."

So waren Wege neu zu bauen und die Felder neu zuzuschneiden in "geschicktere" Formen, um es möglich zu machen, sie besser zu bewirtschaften. "Alle Felder sind ganz neu eingeteilt." Was nicht komplett ohne Probleme vonstatten gegangen ist: "Manche fühlen sich auch benachteiligt", sagt der Landwirt und Betreiber eines Milchkuhbetriebs auf den Harthöfen – immer dann, wenn jemand der Ansicht ist, einen guten Acker für ein nicht so gutes Gelände eingetauscht zu haben. Um solche Schwierigkeiten erst gar nicht aufkommen zu lassen, hat es zuvor Bodenproben gegeben: eine Wertermittlung am Anfang der Flurbereinigung, so dass jeder Teilnehmer schließlich die gleichen Werte wieder bekam, überprüft durch das Flurbereinigungsamt.

In Nusplingen sind mittlerweile rund 80 Prozent des Vorhabens erreicht. Mit den circa 1519 Hektar ist das Areal eines der größten Flurbereinigungsgebiete im Zollernalbkreis und umfasst die Bereiche Harthöfe, Dietstaig, Heidenstadt sowie Westerberg und Hummelbühl. Zwei Jahre alleine benötigte der Wegebau: "Das ist ein riesiger Verwaltungsakt", der allerdings die Infrastruktur verbessert. Angelegt sind zwei Wanderparkplätze im Rissental und am Heidenstädter Eschle sowie ein Parkplatz am Skilift, wo vorher nichts war; neu aufgestellt ist ein Feldkreuz. "Die Wege dürfen auch Radfahrer und Wanderer benutzen, das fördert den Tourismus", betont Öffinger.

Nächster Schritt ist Widerspruchsverfahren

Der nächste Schritt ist das Widerspruchsverfahren: Sobald der neue Flurneuordnungsplan seitens des Regierungspräsidiums in Tübingen und des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg in Kornwestheim genehmigt ist, startet die Möglichkeit, dass jeder Eigentümer einen Einspruch erheben darf. "Da werden bestimmt welche kommen", ist sich Öffinger sicher, "das ist so üblich." Aber Bedenken, dass diese Einsprüche das gesamte Verfahren auf Jahre verzögern, hat er eher keine.

Den Abschluss bildet dann der Eintrag ins Grundbuch. Dieser "letzte Akt" geschieht schätzungsweise 2017 oder 2018. Derweil ist Öffinger "allgemein zufrieden" mit der Flurbereinigung: "Wir haben viel verhandelt im Zuge des Wegebaus." Doch Probleme, Knackpunkte oder gar böses Blut hat es bisher nicht gegeben. Eigens für den Wegebau hatten die Nusplinger eine eigene Materialentnahmestelle eingerichtet, einen Steinbruch, aus dem sie das Material für den Unterbau der Wege schöpften. "Das hatte den Vorteil, dass wir das Material nicht von weit her holen mussten, was auch die Kosten gesenkt hat."

Zwischenzeitlich ist dieser Steinbruch wieder geschlossen und renaturiert: "Da sieht man nichts mehr." Und auf den Natur- und Landschaftsschutz hatten die Verantwortlichen geachtet: So blieb eine kleine Insel mit Bäumen und Hecken auf dem Areal stehen, und darum herum wurde das Material abgebaut. Öffingers Fazit: "Im Allgemeinen ist alles gut gelaufen."

(hol). Die Flurbereinigung in Nusplingen hatte zu Beginn – 1999 – unter der Ägide der Flurbereinigungsbehörde Tübingen gestanden, wechselte dann unter die Aufsicht nach Rottweil und liegt nach der Verwaltungsreform nun in der Verantwortung des Zollernalbkreises und des Amtes in Hechingen.

Das umfasst eine Größe des Flurbereinigungsgebiets mit rund 1519 Hektar für die Bereiche Hart, Westerberg und Hummelbühl.

Davon sind circa 800 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche mit etwa 85 Prozent Grünland und 15 Prozent Ackerland sowie rund 630 Hektar forstwirtschaftliche Nutzfläche, die allerdings im Zuge der Flurneuordnung nicht zusammengelegt wird. Das geschieht ausschließlich mit den landwirtschaftlichen Flächen. Jedoch erhält jeder Teilnehmer eine Zufahrt zum Wald, was viel wert sei, wie der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft für die Flurbereinigung Nusplingen, Erich Öffinger, erläutert.

Gebaut wurden im Flurbereinigungsgebiet etwa elf Kilometer Asphaltwege, rund 24 Kilometer Schotterwege und fast 23 Kilometer Grünwege. Zählte der alte Bestand noch um die 4000 Flurstücke, sind es nach der Neuordnung im neuen Bestand rund 1400 Flurstücke.

Damit steigerte sich die durchschnittliche Größe der landwirtschaftlichen Flurstücke von ehemals weniger als 30 Ar im alten Bestand auf jetzt 1,5 Hektar im neuen Bestand. Alle Flurstücke sind neu vermessen und mit frischen Grenzsteinen neu "abgemarkt".

Die Gesamtkosten des Verfahrens belaufen sich auf rund drei Millionen Euro, die in Höhe von circa 2,55 Millionen Euro durch einen Zuschuss gedeckt sind; etwa 450 000 Euro haben die Teilnehmer an Eigenmitteln aufzubringen – anteilig je nach Flächengröße.