Hereinspaziert: Das Nusplinger Rathaus – derzeit offiziell wegen Urlaubs geschlossen – hat seit gestern einen neuen Hausherrn. Bürgermeister Jörg Alisch hat sein Amt angetreten. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Amtsantritt: Bürgermeister Jörg Alisch freut sich auf seine neue Aufgabe mit der vollen Bandbreite einer Gemeindeverwaltung

Besser hätte es nicht laufen können für Jörg Alisch: Nach Wochen guter Einarbeitung hat der neue Bürgermeister gestern – mitten in der Urlaubszeit – seinen Dienst angetreten und bekommt somit noch nicht das prallvolle Tagesprogramm serviert.

Nusplingen. "Ich fange gerne früh an", sagt Jörg Alisch und lächelt. So hat er am Mittwoch um 7 Uhr das Rathaus aufgeschlossen, das – urlaubszeitbedingt – derzeit nur dünn besetzt ist. "Den Schlüssel hatte ich schon vorher, aber als ich ihn umgedreht habe, war das schon ein besonderes Gefühl: Jetzt ist es wahr."

Wie glücklich der Balinger darüber ist, in seinem Heimat- und Lieblings-Landkreis, in einer Gemeinde mit viel Natur drum herum und einer überschaubaren Verwaltung, die ihm die ganze Bandbreite an Themen und Aufgaben bietet, Bürgermeister zu sein, ist Alisch anzusehen. Nicht minder freut ihn, dass sein Vorgänger Alfons Kühlwein sich in den vergangenen Wochen Zeit genommen hat, ihm alles genau zu erklären, sämtliche Baustellen, das Wassernetz und die Kläranlage mit ihm abzufahren. "Bei allen wichtigen Besprechungen war ich dabei", sagt Alisch, "und so muss ich nicht ins kalte Wasser springen – dafür bin ich Herrn Kühlwein sehr dankbar."

Zu bekannten Kollegen sind die Dienstwege stets kurz

Seine erste Aufgabe am Morgen hat Jörg Alisch gleich mit früheren Kollegen zusammengebracht: Das Landratsamt kennt er gut, da sind die Dienstwege kurz, wenn es um ein Bauvorhaben geht, und auch die ökologische Flurneuordnung im Gebiet Galgenwiesen sei primär Sache des Landratsamtes. Aktuelle Themen für die Gemeinde sind die Betonsanierung der Kläranlage, die Sanierung der Brücke beim Friedhof, die im September noch fertig werden soll, und die Verträge in Sachen Bürgerhaus Heidenstadt.

Auch die erste große Herausforderung hat Alisch schon ausgemacht: "Stand jetzt haben wir heuer 24 oder 25 Trauungen in Nusplingen, und die meisten wollen sich hier niederlassen. Doch der Flächennutzungsplan ist weitgehend erschöpft", und dort, wo noch Expansionspotenzial für Baugebiete wäre, "scheitert es an Hanglagen oder Hochwasserfragen."

Dass es Alisch ohnehin für sinnvoller und zudem umweltfreundlicher hält, innerörtliches Baupotenzial zu nutzen – "so kommt mehr Leben in den Ort, die Infrastruktur ist schon da und es werden keine zusätzlichen Flächen versiegelt" – hatte er im Wahlkampf deutlich gemacht. Deshalb will der Bürgermeister nun schnurstracks daran gehen, eine Erhebung zu machen, wo Gebäude oder Grundstücke leer stehen, und prüfen, ob die Eigentümer verkaufen würden.

In die Geschichte der Bäratalgemeinde, die im Mittelalter Stadt war und einst von Rottweilern zerstört wurde, hat der neue Schultes, der selbst mit besten Absichten aus der alten Reichsstadt gekommen ist, sich schon gut eingelesen und weiß deshalb auch, warum der Platz vor dem Rathaus, der Hei’ra-Platz, so groß ist. Ein Foto davon mit den Kirchen Maria König und St. Peter und Paul dahinter hat Alisch zusammen mit der Nachricht über seinen Arbeitsplatzwechsel an Freunde verschickt. Bildunterschrift: "Arbeiten, wo andere Urlaub machen."

Ein Foto seiner Frau Stephanie und der Kinder Lucas, Amelie und Benedikt hat bereits seinen Platz im Amtszimmer, und der Rottweiler – die Hundeskulptur haben ihm seine Kollegen in der Stadtverwaltung Rottweil zum Abschied geschenkt – soll auch noch Platz nehmen auf dem Schreibtisch.

"Der Bürgermeister ist der erste Ansprechpartner"

An diesem Tisch wird Alisch Bürgersprechstunden abhalten – die erste am 6. September –, will aber nicht nur dort der Verwaltung ein Gesicht geben. Manche hätten Berührungsängste, weiß der bisherige Leiter einer Ordnungsverwaltung. "Dann muss man einfach mit ihnen reden. In einer Gemeinde dieser Größe ist der Bürgermeister doch der erste Ansprechpartner."

Deshalb lässt Alisch auch jetzt, da mehrere Mitarbeiter Urlaub haben, jeden rein ins Rathaus, der etwas braucht, obwohl abgeschlossen ist. Sein eigener Urlaub mit der Familie ist in diesem Jahr, bedingt durch Arbeitsplatzwechsel und Einarbeitungszeit, bisher ins Wasser gefallen. Deshalb will Alisch Ende August noch ein paar Tage seiner Familie widmen, ehe es im Herbst dann richtig los geht, unter anderem mit der ersten Klausurtagung des Gemeinderats: zum Kennenlernen.

 Offiziell ins Amt eingesetzt wird Jörg Alisch am Freitag, 23. September, im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung in der Alten Friedhofskirche St. Peter und Paul – Beginn ist um 19 Uhr. Seine erste Arbeitssitzung mit dem Gremium fällt auf den 27. September.