Gemeinderat: Entscheidung über das weitere Vorgehen beim Heidenstädter Gebäude fällt im nächsten Jahr

Von Katja Weiger

Das Bürgerhaus in Heidenstadt: heute beliebter Treffpunkt für die Bewohner des Nusplinger Bergs, in früheren Jahren gut frequentierte Schule. Doch mittlerweile ist das Gebäude in die Jahre gekommen.

Nusplingen-Heidenstadt. Den Haushalt für das kommende Jahr haben die Nusplinger bereits in der Dezember-Sitzung des Gemeinderats eingebracht. Im Vermögenshaushalt sind 40 000 Euro für neue Fenster des heutigen Bürgerhauses im Nusplinger Teilort Heidenstadt vorgesehen.

Im Laufe des kommenden Jahres werde der Gemeinderat darüber befinden, ob und in welcher Form investiert werde, betonte Bürgermeister Alfons Kühlwein in seiner Rede. Denn die bauliche Substanz des Bürgerhauses, bedauerte der Bürgermeister, sei mittlerweile sehr schlecht, das Gebäude arg in die Jahre gekommen – unerheblich, ob von Isolation, Heizung oder Mauerwerk her.

Das war freilich nicht immer so. Eingeweiht im Jahr 1885, lernten dort Generationen von Kindern lesen, schreiben und rechnen. Kreisarchivar Andreas Zekorn hat sich in seinem Büchlein "Leben auf dem Hart" detailliert mit der wechselvollen Geschichte dieses Gebäudes beschäftigt und dafür aufwendig recherchiert. Untergebracht war in dem prägenden Gebäude mitten im Dorf neben den Klassenräumen auch eine Dienstwohnung des Lehrers.

Laut Zekorn wuchs die Anzahl der Schüler, welche die Heidenstädter Schule besuchten, bis zu Beginn der 1920er-Jahre stark an. Waren es 1892 noch 36 Schüler gewesen, so erhöhte sich deren Zahl bis 1920 auf weit über 90.

Verglichen mit heutigen Lehrbedingungen hatten es die Heidenstädter Lehrer in früheren Jahrzehnten wohl nicht immer ganz einfach, darüber sinniert Zekorn ebenfalls: verschiedenste Altersstufen, Dutzende von Kindern – und das verteilt auf einige wenige Bänke.

Dazu kam, vor allem im Winter, ein höchst menschlicher Umstand: Pitschnasse Kleidung der Kinder an den Wänden, durchweichte Schuhe am Ofen, der munter wohltuende Wärme ausspuckte. Man kann sich gut vorstellen, wie es in den überfüllten Räumen gerochen haben muss.

Im Jahr 1920 wurde wenigstens eine zweite Lehrerstelle eingerichtet, so dass sich die Lage der Pädagogen etwas entspannte. Im Zweiten Weltkrieg – genauer gesagt am 15. Januar 1945 – wurde das Schulgebäude bei dem furchtbaren Bombenangriff auf Heidenstadt beschädigt, wie Zekorn schreibt. In den Folgejahren wurde es allerdings wieder instand gesetzt.

Niemand erwog damals ernsthaft, die Kinder nach Nusplingen in die Schule zu schicken, wie es heute längst der Fall ist. Einen derart langen Fußweg bergab und zurück bergauf wollte man den Mädchen und Buben, vor allem während der kalten Jahreszeit, nicht zumuten. Bis 1972 blieb den Heidenstädtern ihre Schule erhalten.

Im Übrigen trug diese ein besonderes Prädikat. Wie Elmar Roth, der Sohn des einstigen Lehrers Franz Roth, in seinen Lebenserinnerungen schreibt, war Heidenstadt einst wohl eine der am höchsten gelegenen Schulstellen in ganz Württemberg.

In dem Gebäude mitten im Nusplinger Teilort ist auch der Jugendraum untergebracht.