Der Neonazi-Untersuchungsausschuss kämpft sich durch Aktenberge und müht sich seit einem Jahr um Aufklärung im Fall NSU. Foto: dpa

Zahlreiche Verbindungen des Neonazi-Trios weisen in den Südwesten. Der Bundestag will diese Hinweise noch einmal genauer durchleuchten. Plante der rechtsterroristische NSU auch Anschläge in Stuttgart?

Stuttgart - Der Bundestags-Untersuchungsausschuss will die Verbindungen des rechtsextremen NSU nach Baden-Württemberg noch einmal genauer durchleuchten. Im März oder April sollen Mitarbeiter des Landesamtes für Verfassungsschutz und des polizeilichen Staatsschutzes als Zeugen geladen werden, sagte der CDU-Obmann im Ausschuss, der Böblinger Abgeordnete Clemens Binninger, am Mittwoch.

Mögliche Anschlagsziele in Stuttgart?

Zuvor hatten mehrere Medien unter Bezug auf Berliner Ermittlungsakten berichtet, dass in Stuttgart mögliche Anschlagsziele ausgekundschaftet worden seien. Zudem sollen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe nach ihrem Untertauchen enge Kontakte zur Skinhead-Szene in Ludwigsburg gehabt haben. Rätselhaft bleibt, warum der NSU die Polizistin Michele Kiesewetter in Heilbronn tötete.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Landtag, Uli Sckerl, forderte Innenminister Reinhold Gall (SPD) auf, das Parlament umfassend über die Bezüge der Terroristen nach Baden-Württemberg zu informieren. Gall entgegnete, das Thema liege nicht mehr in seiner Zuständigkeit, da der Generalbundesanwalt und der Bundestag die Untersuchungen übernommen hätten.

Den drei Rechtsterroristen Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe werden zehn Morde zwischen 2000 und 2007 zugerechnet - an neun türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmern und an der aus Thüringen stammenden Polizistin Kiesewetter. Die Bande war erst im November 2011 aufgeflogen.

Personen aus dem NSU-Umfeld nach Ludwigsburg umgezogen

Der FDP-Obmann im Bundestags-Untersuchungsausschuss, der baden-württembergische Abgeordnete Hartfrid Wolff, bestätigte am Mittwoch, es gebe einige Hinweise für Verbindungen des NSU nach Baden-Württemberg. So sei der Name eines Mitglieds des rassistischen Ku Klux Klans (KKK), der im Südwesten aktiv war, in einem Schriftstück von Mundlos aufgetaucht. Auch seien 2000/2001 einige Personen aus dem NSU-Umfeld nach Ludwigsburg und Umgebung gezogen.

Zudem soll es Hinweise geben, dass sich das Trio auch selbst in Ludwigsburg aufgehalten hat. So soll ein Foto von Zschäpe vor dem Ludwigsburger Schloss aus der Zeit vor 2004 existieren. Nach Angaben von Wolff hatte zudem der Thüringer Rechtsextremist Tino Brandt im Jahr 2004 ein Haus in der Nähe von Heilbronn gekauft. Brandt, der Kopf des Neonazi-Netzwerks „Thüringer Heimatschutz“ war, habe das Haus 2008 wieder verkauft. Bereits seit längerem ist bekannt, dass sich auf einer Telefon- und Adressliste, die 1998 in der Garage von Mundlos gefunden worden war, auch Anschriften aus dem Großraum Ludwigsburg befanden.

Die Bundestagsabgeordneten sind sich noch nicht sicher, welche Schlüsse aus alledem zu ziehen sind. Klar sei nur, dass es noch sehr viele Fragen gebe, sagte Wolff.