Ein Teil der Nationalparkverwaltung ist auf dem Ruhestein im Gebäude des Naturschutzzentrums untergebracht. Foto: Braun

Verwaltung ist mit Nachdruck dabei, einheitliche Plattform zu finden. Stimmungsbild soll Akzeptanz beleuchten.

Nordschwarzwald - Seit neun Monaten ist der Nationalpark Schwarzwald eingerichtet. Die Arbeit der Nationalparkverwaltung sowie der insgesamt fünf Fachbereiche läuft auf Hochtouren.

Nachdem am 1. Januar mit einem Personalstamm von 41 Mitarbeitern begonnen wurde, hat sich deren Zahl bereits auf 62 erhöht. "Bis 2016 sollen es insgesamt 89 Mitarbeiter sein, die ihre vielfältigen Aufgaben rund um den Nationalpark erledigen", so Thomas Waldenspuhl, der zusammen mit Wolfgang Schlund die Verwaltung leitet.

Die einzelnen Aufgabengebiete wurden in verschiedene Fachbereiche unterteilt, die miteinander verzahnt werden sollen. "Ziel ist es, eine einheitliche Plattform zu finden, auf der wir alle Ergebnisse präsentieren und auf der wir nach außen hin gemeinsam auftreten", beschreibt der Nationalparkleiter den Konzeptionsprozess.

Der Fachbereich zwei "Forschung und Monitoring" ist für den naturwissenschaftlichen Part zuständig. "Wir haben viele Forschungsanfragen, die wir bearbeiten, aber zunächst müssen wir ein Grundgerüst schaffen, um die Forschung entsprechend zu koordinieren", so der Fachmann, der früher für die forstliche Versuchsanstalt gearbeitet hat.

In allen Bereichen ist man momentan dabei eine sogenannte Nulllinie einzuziehen und den Ist-Zustand durch die Aufnahme der Grunddaten zu ermitteln. "Das ist wichtig, da wir dann eine gewisse Entwicklung zeigen und nachweisen können", betont der Nationalparkleiter, dem es wichtig ist, gemeinsames Wissen zu bündeln. Der Fachbereich drei "Nationalparkplanung, regionale Entwicklung und Tourismus" beleuchtet die Nationalparkentwicklung von der sozialwissenschaftlichen Seite. "Hier ist die Nulllinie wichtig, um zu zeigen wie sich die Aktzeptanz des Nationalparks innerhalb der Bevölkerung entwickelt." Man plane noch dieses Jahr eine örtliche und überörtliche Befragung, um ein genaues Stimmungsbild zu bekommen.

"Die ursprünglich massive Kritik ist aus meiner Sicht weniger geworden und die Diskussionen beschränken sich auf den sachlichen Bereich", so Waldenspuhl, der auch gerne kritische Anregungen hören und nutzen möchte. "Kritiker haben hier ein tolles Potenzial, das wir nutzen können."

Auch die psychologische Seite spiele im Nationalpark eine wichtige Rolle, bemerkt Waldenspuhl, wolle man doch wissen, wodurch sich Erholung auszeichnet und wie sich die Einzigartigkeit der Wildnis darstellt. "Bei uns bekommen die Besucher zumindest einen Eindruck von beginnender Wildnis." Wichtig ist es dem Leiter herauszustellen, dass man sich als Dienstleister für die Region sieht und sich in die bereits bestehenden Strukturen einfügen möchte. "Wir wollen keine eigene Dachmarke schaffen und sehen uns nicht als Insel, sondern als weitere Komponente in der Region." Dieser Fachbereich befasst sich auch mit der Entwicklung des Nationalparkplans, der einem Betriebsplan ähnelt.

Er wird in Modulen aufgebaut und zum Beispiel die Bereiche Tourismus, Verkehrs-, Wege- und Bildungskonzept, Waldentwicklung, Borkenkäfermanagement und Wildtiermanagement umfassen. "Auch die Kirchen sollen ein eigenes Modul bilden".

Der Fachbereich vier ist ganz mit der Umweltbildung, der Information der Besucher sowie mit der Besucherbetreuung zum Beispiel durch Ranger beschäftigt. Dies sei ein sehr wichtiger Fachbereich, denn er stelle das Gesicht des Nationalparks für die Besucher dar. Zudem soll der neue Nationalpark nach den Vorstellungen der Leitung ein Aushängeschild nach außen werden. Spezielle Ausstellungen sollen kreiert und Bildungsarbeit geleistet werden.

Der Wald- und Naturschutz ist die Aufgabe des Fachbereichs fünf, der sich mit allem befassen muss, was auf der Fläche umgesetzt wird. Hier sind auch die meisten Mitarbeiter tätig. Viele Forstarbeiter wurden von den bestehenden Forstämtern übernommen. "Die ganze Aufgabe ist schon gewaltig, da man bei Null anfängt und man sich alles neu erarbeiten muss", so Thomas Waldenspuhl, der die gute Teamarbeit der einzelnen Fachbereiche und das Team lobt. "Die Teamarbeit ist entscheidend. Denn, wenn alle mitdenken und mitarbeiten werden wir fehlerfreundlich, aber perfekt können wir nicht sein."

Eine weitere Schwierigkeit ist neben dem Aufbau der Nationalparkverwaltung die momentane Aufteilung der einzelnen Fachbereiche auf drei Standorte. Während ein Teil auf dem Ruhestein agiert, befindet sich die Verwaltung noch in Klosterreichenbach und die Fachbereiche zwei und drei sind im Winterdienstgebäude auf dem Kniebis untergebracht. "Die Gemeinde Seebach hat uns zusätzlich fast kostenlos ein altes Hotel angeboten. Vielleicht ergeben sich auch noch andere Möglichkeiten", meint der Nationalpark-Leiter.

Zunächst sollen zwölf Bürocontainer auf dem Kniebis für die Arbeitsräumlichkeiten sorgen. Dabei steht der Standort für das Hauptinformationszentrum auf dem Ruhestein bereits fest, doch bis zum ersten Spatenstich und zur Fertigstellung werden noch einige Jahre vergehen. "Aktuell läuft ein internationaler Architektenwettbewerb. Unser ehrgeiziges Ziel ist es, das Gebäude 2018 einzuweihen", so Thomas Waldenspuhl.