Die Bibliotheksleiterinnen (von links) Monika Bauer (Horb), Claudia Driesch (Calw), Claudia Heiler (Mühlacker), Christina Grimm (Nagold), Gudrun Kalmbach (Altensteig), Kathrin Holder (Ebhausen) und Gabriele Bönsch (Mötzingen) stellten gestern die neue "E-Bib Nordschwarzwald" in Nagold vor. Foto: Bernklau

"E-Bib Nordschwarzwald": Neun Büchereien in der Region schließen sich zu einem elektronischem Verleihverbund zusammen.

Nordschwarzwald - Bücher gibt es schon lange nicht mehr nur in Papierform. E-Books und die entsprechenden Reader werden immer beliebter. Dieser Entwicklung haben neun Bibliotheken der Region Rechnung getragen und zusammen die "E-Bib Nordschwarzwald" auf die Beine gestellt. Seit gestern ist das Angebot freigeschaltet. Erst waren es nur Bücher, dann kamen Kassetten und CDs dazu, dann auch Filme und schließlich auch Hörbücher. Das Angebot, das die Bibliotheken in ihren Beständen für die öffentliche Nutzung anbieten ist in den vergangenen Jahrzehnten ständig gewachsen. Stets ging man mit der Zeit. Und da war es nur eine Frage der Zeit, dass sich auch der Trend zu E-Books irgendwann in den Bibliotheken wiederfindet.

Es ist zwei Jahre her, dass es unter der Koordination der Nagolder Stadtbibliotheksleiterin Christina Grimm die ersten Gespräche darüber gab, im Nordschwarzwald ein gemeinsames Angebot zur digitalen Ausleihe von E-Books und Hörbüchern auf den Weg zu bringen. Zu den ersten sieben – Nagold, Altensteig, Birkenfeld, Calw Ebhausen, Horb und Mühlacker – stießen mit der Zeit auch noch die Büchereien in Wiernsheim und in Mötzingen dazu.

Wichtigster Ansprechpartner für die Bibliotheksleiterinnen war dabei Peter Heissenberger von der Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen beim Regierungspräsidium Karlsruhe. Und der weiß, dass ein solches Angebot, "mit dem Engagement vor Ort steht und fällt", wie Heissenberger gestern in der Stadtbibliothek zum Start der "E-Bib Nordschwarzwald" betonte. Im Nordschwarzwald war dieses Engagement jedenfalls enorm. Es entwickelte sich unter den neun Beteiligten eine "klasse Zusammenarbeit", wie Christina Grimm ihren Kolleginnen attestiert. Nach intensiven Vorbereitungen konnte Grimm nun mit ihren Kolleginnen Monika Bauer (Horb), Claudia Driesch (Calw), Claudia Heiler (Mühlacker), Gudrun Kalmbach (Altensteig), Kathrin Holder (Ebhausen), Gabriele Bönsch (Mötzingen), Petra Kunzmann (Birkenfeld) und Christina Bröhl (Wiernsheim) zum Start des neuen Angebots nach Nagold laden.

Nicht oder noch nicht an Bord des auf die Region Nordschwarzwald begrenzten Verbundes ist unter anderem Freudenstadt. Doch das kann sich ohne Probleme ändern, denn der Verbund ist offen für weitere Mitglieder, die allerdings damit rechnen müssen, dass der Einstieg auch mit Ausgaben verbunden ist. Im ersten Jahr summieren sich die Gesamt-Kosten für das Angebot – für alle Beteiligten zusammengerechnet – auf rund 60.000 Euro. Dazu gehört auch ein flexibler Jahresbeitrag, der von der Größe der Kommune abhängt, der jedoch bei mindestens 2500 Euro pro Jahr liegt.

Für wie zukunftsweisend die Politik dieses Projekt hält, zeigte sich gestern beim offiziellen Startschuss für die "E-Bib". Eine große Riege Amtsträger war dazu in die Nagolder Stadtbibliothek gekommen, darunter die Oberbürgermeister Jürgen Großmann (Nagold), Peter Rosenberger (Horb) und Frank Schneider (Mühlacker), die Bürgermeister Volker Schuler (Ebhausen) und Marcel Hagenlocher (Mötzingen), weitere Vertreter der beteiligten Städte und Kommunen, sowie die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl. Mit der "E-Bib" hätten die Kommunen ein "zeitgemäßes Angebot" auf den Weg gebracht, das das bestehende Angebot sinnvoll ergänze, sagte Kressl. Ersetzen könne das digitale Angebot das Buch in seiner eigentlichen Form aber nicht, ist sich die Regierungspräsidentin sicher. Hausherr Jürgen Großmann, seines Zeichens Oberbürgermeister von Nagold, outete sich zwar als "Fan der realen Stadt", doch: "Vor der virtuellen Welt können wir uns einfach nicht verschließen", sagte Großmann, der ein großes Lob für das Team um Christina Grimm und ihre Mitstreiterinnen parat hatte. Es sei eine große Leistung, ein solches interkommunales Projekt in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen – "und das alles ohne die Mitwirkung der Häuptlinge namens Bürgermeister".

Info: So funktioniert die "E-Bib Nordschwarzwald"

Die "E-Bib Nordschwarzwald" bietet eine Vielfalt digitaler Medien zur Onlineausleihe: E-Books genauso wie Hörbücher und elektronische Zeitungen und Zeitschriften. Der Bestand zum Start umfasst rund 1600 Einzelmedien mit Schwerpunkt Romane und Hörbücher.

Nutzbar ist die neuartige Bibliothek für alle Bibliothekskunden. Zur Nutzung reicht ein Bibliotheksausweis von einer der beteiligten Bibliotheken.

 Nutzbar ist die "E-Bib" 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, von jedem Ort aus – über PC genauso wie über Tablet, Smartphone oder E-Book-Reader.

 Anmelden kann man sich über die Homepage des Angebots unter www.onleihe.de/ebib. Mit Ausweisnummer und Passwort kann die Ausleihe starten.

 Für die Ausleihe fallen keine weiteren Gebühren an – auch keine Mahngebühren. Eine Rückgabe ist nicht nötig. Nach Ablauf der Leihfrist sind die Dateien nicht mehr ausführbar und können gelöscht werden. Eine Verlängerung der Ausleihe ist nicht möglich.

 Zur Nutzung des Angebots müssen auf dem Gerät bestimmte Programme vorhanden sein, die über die Homepage der "E-Bib" aber kostenlos heruntergeladen werden können. Dort gibt es neben Hörproben der Bücher auch Infos, ob das Gerät des Nutzers mit dem Angebot kompatibel ist. Das ist nicht bei allen Geräten der Fall.

 Jeder Titel ist nur einmal ausleihbar. Hat ein Nutzer ein Buch geliehen, kann kein weiterer Nutzer das Buch elektronisch leihen.

Man darf fünf Bücher gleichzeitig leihen und drei weitere vormerken. Stehen vorgemerkte Bücher zur Verfügung, erfolgt eine Benachrichtigung per Mail.