Zahlreiche Besucher kamen zum Erzählnachmittag ins Heimatmuseum Fischbach. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder-Bote

Erster Erzählnachmittag im Heimatmuseum in Fischbach / Lieder und Musik lockern Programm auf

Von Albert Bantle

Niedereschach-Fischbach. Richtig spannend und sehr interessant verlief am Sonntagnachmittag die Premiere des "Erzählnachmittags im Heimatmuseum der Gesamtgemeinde Niedereschach in Fischbach. Dabei berichteten mit Helga Müller, Andreas Kammerer, Hermann Braun, Werner Weißer, Hugo Stern, Karl und Trude Schuler, Alfons Heimburger und Heinz Petrolli als Zeitzeugen darüber, wie es früher war.

Obwohl die Themen breit gestreut waren, war schnell klar, dass es noch mehrere Erzählnachmittage geben muss, um anhand der Erlebnisse und Erfahrungen der Gesprächsteilnehmer, die im Übrigen alle zwischen 80 und 90 Jahre alt waren, weitere Teile wertvoller Heimatgeschichte aufzuarbeiten.

In den Ausführungen der Gesprächsteilnehmer, die als noch lebende Zeitzeugen aus ihren ganz persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen aus der Jugendzeit berichteten, wurde schnell deutlich, wie wertvoll der Impuls des Geschichts- und Heimatvereins ist, gerade auch mit Blick auf die Kriegsjahre von 1939 bis 1945, für die es immer weniger Zeitzeugen gibt.

Allein schon die Schilderungen des 89-jährigen Niedereschachers Karl Schuler aus dem Alltag seiner fünfjährigen Gefangenschaft in Russland machten deutlich, wie viel Leid ein solcher Krieg über betroffene Menschen und Familien bringt. Ein Satz des 89-Jährigen, der in Niedereschach zweitletzter Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft war, sagten mehr als tausend Worte. "Wir Kriegsgefangene haben manchmal die Kameraden beneidet, die die Strapazen nicht überlebt haben und unter dem Boden waren."

Es verging kein Tag, an dem nicht einige Kriegsgefangene starben Die Bedingungen, unter denen die Gefangenen beim Wiederaufbau des Exporthafens in Riga/Lettland oft bei über 30 Grad Kälte schufteten, seien schlicht und einfach unmenschlich gewesen. So musste beispielsweise der gefrorene Kies für den Beton auf einem über einem Feuer angebrachten Blech erst erwärmt werden, damit der Beton gemischt werden konnte.

Überdies erinnert sich Schuler daran, wie er mit 40 Grad Fieber trotzdem zur Arbeit musste und zuvor bei 25 Grad Kälte noch viele Kilometer auf der Pritsche eines Lastwagen dorthin gekarrt wurde. Nur am Rande und dies auf Nachfrage ging Schuler auch auf die zusätzlich völlig unzureichende und karge Ernährung ein.

Doch es wurde nicht nur über die schreckliche Kriegszeit gesprochen, die viele Betroffene bis heute verfolgt, sondern es gab auch lustige und humorige Dinge über die beispielsweise aus der Schulzeit oder auch über den Fischbacher "Samba-Express" von 1946 gesprochen wurde.

Das Museumsteam rund um den Vorsitzenden Hans Otto Wagner hatte im Vorfeld darauf geachtet, dass an diesem Nachmittag ältere Menschen aus allen Ortsteilen der Gesamtgemeinde mit am Tisch saßen. Zur Entspannung wurden zwischendurch gemeinsam Advents- und Weihnachtslieder gesungen. Ludwig Lipp und Hans Otto Wagner sorgten dabei für die musikalische Begleitung. Bärbel Nickolmann lockerte den Nachmittag mit einigen Weihnachtsgedichten auf.

Seitens des Museumsteams wurde der Nachmittag gefilmt. Zusätzlich wurden alle Ausführungen der Gesprächsteilnehmer auf Tonband aufgenommen. Wenn die Erzählnachmittage vorbei sind, will Hans Otto Wagner mit seinem Team daraus auch eine kleine Broschüre erstellen. Ihm und seinem Team ist es wichtig, dieses Stück von Zeitzeugen definierte Heimatgeschichte für die Nachwelt nachlesbar zu machen.