Der Plan der Schlietshalde. Bei der pinkfarben umrandeten Fläche handelt es sich um die bereits nach Paragraf 3 des Naturschutzgesetzes geschützte Biotopfläche. Repro: Bantle Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Landschaftspflegerin Doris Hug stellt Maßnahmen für Gewann "Schlietshalde" vor

Von Albert Bantle

Lebhaft und kontrovers diskutiert wurde in der jüngsten Sitzung des Niedereschacher Gemeinderates eine von Landschaftsplanerin Doris Hug vorgestellte Ökokontomaßnahme im Gewann "Schlietshalde".

Niedereschach. Bei einer Gegenstimme durch Edgar Lamparter und zwei Enthaltungen durch Werner Reich und Holger Tranzer beschloss das Gremium letztlich mehrheitlich die Pflege und langfristige Beweidung zur Wiederherstellung des Magerrasens Schlietshalde als Ökokontomaßnahme, zur Generierung bezahlbarer, lokaler Ökopunkte für den Ausgleich zukünftig entstehender Eingriffe auf dem Gemeindegebiet Niedereschach.

Die Schlietshalde zwischen Eschachaue und "Schliethof" befindet sich im Eigentum der Gemeinde und soll nun über eine Ökokontomaßnahme nach einigen Jahren der geringen beziehungsweise nicht vorhandenen landwirtschaftlichen Nutzung wieder in eine regelmäßige Beweidung mit Schafen gebracht werden, um mittelfristig wieder einen artenreichen Magerrasen zu etablieren.

Die Fläche wurde gemeinsam mit den Vertretern des Landratsamtes eingestuft und ein Nutzungskonzept erstellt. Aufgrund der starken Verhurstung (Gehölzaufwuchs) sei jedoch eine entsprechende Erstpflege notwendig.

Durch die Maßnahme könne ein Punktgewinn von rund zehn Ökopunkten pro Quadratmeter Fläche erreicht werden. Die maximale Flächengröße der Ökokontomaßnahme liege bei rund 29 000 Quadratmetern, die Beweidungsfläche bei maximal 26 300 Quadratmetern. Doris Hug beschrieb im Gemeinderat das betroffene Areal an der Schlietshalde als steil, mager und trocken. Die ehemalige Rinderweide werde nicht mehr genutzt. Auch habe sich dort der Neuntöter niedergelassen. Geplant sei eine Wanderschäferei.

Auf Nachfrage von Gemeinderat Walter Pankoke, woher die Schafe kommen, erklärte Hug, dass es einen einheimischen Interessenten gebe. Ratsfrau Manuela Fauler wollte wissen, wie viele Ökopunkte für die Gemeinde von der Maßnahme zu erwarten seien. Laut Doris Hug wären es rund 290 000 Ökopunkte. Für die Ausgleichsmaßnahmen für das Gewerbegebiet "Riedwiesen-Mitte" in Fischbach habe die Gemeinde beispielsweise 130 000 Ökopunkte als Ausgleich vorweisen müssen.

Gemeinderat Peter Engesser wollte wissen, ob in einigen Jahren noch gewährleistet sei, dass eine Beweidung durch Wanderschäfer stattfinde. Dies, so Hug, könne niemand sagen. Keiner wisse, wie sich die Landwirtschaft entwickle. Zunächst gehe es um den Zeitraum von fünf Jahren. So sei auch die Landschaftspflegerichtlinie angelegt.

Unverständlich war es Ratsmitglied Holger Tranzer, dass beispielsweise im Naturpark Schwarzwald propagiert werde, dass dort die Natur sich das Gelände zurückholen solle. Mit Blick auf die Ausführungen von Doris Hug, die erklärte, dass man die von ihr vorgeschlagenen Maßnahmen durchführen sollte, weil sonst die Natur sich die Fläche zurückholt, verstand Tranzer die Welt nicht mehr. Man könne den Naturpark Schwarzwald, bei dem es überwiegend um einen Fichtenbestand gehe, nicht mit der Magerwiese an der Schlietshalde vergleichen, so Hug.

Edgar Lamparter war vor Ort und hat 40 Schafe entdeckt, die sich dort tummeln und die Fläche bereits beweiden. Ein großer Teil der Fläche an der Schlietshalde sei bereits freigehalten. Vor diesem Hintergrund konnte Lamparter das Öko-Punktesystem nicht verstehen und nachvollziehen. Die Landschaftsplanerin erklärt, dass die von Lamparter gesichteten Schafe Teil der Maßnahme seien. Wenn dort keine Beweidung stattfindet und nicht die von ihr vorgeschlagenen Maßnahmen durchgeführt werden, werde die Verbuschung weitergehen und die Gemeinde werde keinerlei Ökopunkte aus der Fläche generieren können. Hug plädiert dafür, die Maßnahme wie von ihr vorgeschlagen, durchzuführen, weil die Gemeinde so sehr günstig an Ökopunkte vor Ort komme.

Wenn man Ökopunkte kaufen müsse, müsse man pro Ökopunkt rund ein Euro rechnen. Im vorliegenden Fall entstehen der Gemeinde höchstens Kosten von 20 bis 30 Cent pro Ökopunkt. Bürgermeister Martin Ragg erklärte noch einmal eindringlich, dass die Gemeinde in der Tat jede Menge Ökopunkte brauche. Deshalb sollte der Gemeinderat der Maßnahme auch zustimmen. Holger Tranzer erklärte, dass ihn mit Blick auf die Gemeindekasse das ganze "Ökopunkte-Gerede" sehr ärgere. Bislang habe sich die Gemeinde auch ohne derartige "Gängelei von oben" entsprechend ökologisch entwickelt und dies in Eigenverantwortung. An der "Schlietshalde" sei bereits Natur vorhanden.

Dass hier noch sehr viel Geld investiert werden müsse, um Ökopunkte zu erhalten, sei für ihn schlicht und ergreifend nicht nachvollziehbar. Hierzu erklärte Ragg, dass er die Ausführungen von Tranzer sehr gut verstehe. Im Grunde genommen sei dies alles "Wahnsinn". Er empfahl den Gemeinderäten jedoch, sich in dieser Angelegenheit an die Mitglieder des Landtages zu wenden, von dort kommen diese Gesetze. Michael Asal betonte, dass, wenn es nicht um Ökopunkte ginge, er dafür plädieren würde, nichts zu machen und die Schlietshalde weiter zuwachsen zu lassen. Im Grunde genommen sei es ein kompletter Witz wegen zwei bis drei Blumen und ein paar Pflanzen ein solches "Klimmbammborium" zu veranstalten. Walter Pankoke erklärte, dass sich die Gemeinde schlicht und ergreifend an Gesetze halten müsse. Peter Engesser wunderte sich, wie beispielsweise bei einem Autobahnausbau genügend Ökopunkte zusammenkommen können. In diesem Zusammenhang erläutert Hauptamtsleiter Jürgen Lauer die unterschiedlichen Verfahrensstände.

Laut Bürgermeister Ragg, liege der Ökopunktestand bei rund einer Million. Gemeinderätin Rosemarie Fellhauer bat um Auskunft darüber, ob die an der Schlietshalde vorhandenen alten Obstbäume stehen bleiben. Dies wurde bejaht.