Schützenswerte Tierart fabriziert Nest im "Schloss" bei Familie Blessing

Von Albert Bantle Niedereschach. Ein regelrechtes "Kunstwerk" ist derzeit am Giebel eines Schuppens beim Anwesen der Familie Blessing im "Schloss" in Niedereschach zu bewundern.Dabei handelt es sich um ein Hornissennest, das die munteren Tiere kunstvoll rund um einen dort aufgehängten Nistkasten gebaut haben.

Seit 1987 sind Hornissen als besonders zu schützende Art im Bundesnaturschutzgesetz aufgeführt. Hornissenvölker dürfen nicht getötet werden. In Ausnahmefällen dürfen Völker umgesiedelt werden aber nur durch einen Fachmann nach Genehmigung durch die Obere Naturschutzbehörde der jeweiligen Region.

In Niedereschach ist dies aber kein Thema, denn die Familie Blessing weiß, dass Hornissen relativ friedliche Tiere sind. Außerhalb ihres Nestbereiches sind sie eher scheu und zeigen kaum Verteidigungsbereitschaft.

Sie fliehen sogar bei Bedrohung. Wenn sie nicht aus Versehen eingeklemmt werden, ist kaum ein Stich zu befürchten.

Außerdem werden Hornissen nicht lästig, da sie sich nicht für Kuchen oder süße Getränke interessieren – im Gegensatz zur deutschen Wespe oder der gewöhnlichen Wespe. Innerhalb des Nestbereiches (drei bis vier Meter) sollte man allerdings einige Verhaltensregeln beachten, damit keine Verteidigungsreaktion der Hornissen ausgelöst wird.

Dazu gehört es, keine größeren Erschütterungen zu verursachen, die direkte Flugbahn nicht längerfristig zu verstellen, keine Manipulationen am Flugloch oder am Nest überhaupt vorzunehmen und hektische Bewegungen zu vermeiden.

Wenn man diese Regeln einhält, ist selbst ein Aufenthalt im direkten Nestumfeld möglich, in dem man interessante Beobachtungen machen kann. Ein Hornissenstich ist im übrigen nicht gefährlicher als der Stich einer Biene, Wespe oder Hummel.

Ein Hornissennest existiert ungefähr sechs Monate von Mai bis Anfang November. Ab etwa Mitte Mai beginnt eine junge Königin, die aus der Winterruhe erwacht ist, mit dem Aufbau eines Volkes. Ab Mitte/Ende Juni helfen ihr die ersten Arbeiterinnen bei allen anfallenden Aufgaben.

Ab Mitte August werden die ersten Geschlechtstiere herangezogen. Im Spätsommer verlassen diese das Nest, um sich zu paaren und nicht zurückzukehren. Spätestens Anfang November ist das gesamte Volk abgestorben, oftmals schon deutlich früher. Ein verlassenes Nest wird im nächsten Jahr nicht wieder bezogen.

Da es aber von anderen Insekten, zum Beispiel den nützlichen Florfliegen als Blattlausvernichter, zum Überwintern genutzt wird, sollte es erst in nächsten Frühjahr entfernt werden.

Hornissen sind in einigen Regionen Mitteleuropas sogar vom Aussterben bedroht. Interessant ist auch, dass ein gut entwickeltes Hornissenvolk pro Tag bis zu ein Pfund Insekten erbeuten kann. Dazu gehören Fliegen, Wespen, Bienen, Heuschrecken, Käfer, Raupen, Spinnen und auch Libellen.

Erwachsene Tiere ernähren sich von Baum- und Pflanzensäften, die sie an Baumwunden aufnehmen oder sich durch "ringeln" (nagen) an jungen Ästen beschaffen. Außerdem gehen sie im Spätsommer auch gelegentlich an Fallobst.