Der mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnete Kabarettist Christoph Sieber begeisterte bei seinem Heimspiel. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarettist Christoph Sieber spielt auf seinen Vater an / Erfolgreicher Auftritt in der Eschachhalle

Von Albert Bantle

Niedereschach. Ein grandioser Erfolg war der Auftritt von Christoph Sieber und seinen Kabarettfreunden Tobias Mann und Florian Schroeder vor 850 begeisterten Zuschauern in der Eschachhalle.

Beim Heimspiel von Christoph Sieber boten die drei Vollblut-Kabarettisten auf Einladung des "Xangverein" alles, was Kabarett der Spitzenklasse zu bieten hat: Pantomime, giftige Satire, Jonglage, Gesangeinlagen und viel herzerfrischenden und zugleich hintergründigen Humor und Witz, wobei einem beim genauen Hinhören mitunter das Lachen regelrecht gefrieren konnte, wenn die drei Kabarettisten den Finger in so manche Wunde legten.

Der mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnete Christoph Sieber hatte gleich zu Beginn den Besuchern einen einmaligen Abend versprochen und hielt Wort. Es sei einfach nach langer Zeit für ihn wichtig gewesen, wieder einmal in seine Heimat zu kommen. Sieber glaubte sich sogar noch erinnern zu können, dass es damals in Niedereschach noch richtige Straßen gegeben habe und konnte sich einen Seitenhieb auf die vielen Baustellen nicht verkneifen: Von Stuttgart bis zum Ortseingang von Niedereschach habe man eine Stunde Fahrzeit gebraucht, vom Ortsteingang bis zur Eschachhalle den Baustellenumleitungen folgend zwei Stunden.

So ganz nebenbei klärte Sieber die Besucher auch darüber auf, weshalb auf dem Land die Welt noch in Ordnung ist und welch wichtige Funktion in diesem Zusammenhang der "Dorfdepp" einnimmt. Mit Blick auf die 40-jährige Amtszeit seines Vaters als Bürgermeister bezeichnete Sieber seinen Heimatort als Baden-Württembergs Nordkorea und selbst Angela Merkel frage in Sachen langjährigen Machterhaltes immer wieder bei seinem Vater nach, wie das funktioniere.

Nachdem in der Eschachhalle der kleine Saal zu Ehren seines Vaters Otto-Sieber-Saal benannt wurde, hofft Christoph Sieber nun darauf, dass auch er irgendwann in Niedereschach eine ähnliche Ehrung erfahren und wenigstens das Pissoir der Eschachhalle nach ihm benannt wird.

Die drei Kabarettisten liefen zur absoluten Höchstform auf. Immer wieder schwappten wahre Lachsalven durch den Saal und die drei machten vor nichts halt. Ob Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die als siebenfache Mutter durchaus wisse, was Krieg bedeute, die Päpste Benedikt und Franziskus, Schnellsprecher und EU- Kommissar Günther Oettinger, der eher bedächtige Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der so langsam spreche, als wolle er alle Silben wieder zum Vorschein bringen, die Oettinger in seiner Zeit als Ministerpräsident verschluckt hat: sie alle bekamen ihr Fett weg. Gleiches galt für Lobbyisten, die i-Pad und Facebook abhängige Jugend und die immer unselbstständiger werdenden Menschen, die ohne die Flut von Tipps und Ratschlägen gar nicht mehr lebensfähig wären. So hat Sieber jüngst in einer Zeitschrift bei zehn Tipps zum Einschlafen gelesen, dass man zum Einschlafen die Augen schließen und das Licht ausmachen sollte.

Einig waren sich die drei Kabarettisten auch darüber, dass es bei der kaum greifbaren Kanzlerin Merkel sehr schwer sei, Kabarett zu machen. Verabschiedet wurden die drei Kabarettisten mit stehenden Ovationen. Ohne mehrere Zugaben durften sie die Bühne nicht verlassen.