Heinz Petrolli (rechts) erzählte im Heimatmuseum in Fischbach über die Anfangsjahre nach dem Krieg. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder-Bote

Wie nach dem Krieg aus dem "Saba-Bus" ein "Samba-Bus" wurde

Niedereschach-Fischbach (alb). Viele Geschichten die das Leben schrieb, teils heiter, teils aber auch sehr nachdenklich stimmend, gab es beim jüngsten Erzählnachmittag im Heimatmuseum der Gesamtgemeinde in Fischbach zu hören. Zeitzeugen, alle zwischen 80 und 90 Jahre alt, berichteten aus ihrer Jugendzeit. Breiten Raum nahm dabei die Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg ein.

Zu den eher heiteren und trotzdem auch zum Nachdenken geeigneten Geschichten zählte dabei der nach dem Krieg in Fischbach fast schon legendäre "Samba-Bus" des heimischen Unternehmers Heinz Petrolli. Nach dem Krieg wurde der Firma der letzte noch vorhandene Bus von den Siegern einfach weggenommen. Die alleinerziehende Mutter von Heinz Petrolli stand ohne Geld mit einem Busunternehmen ohne Bus da, mit zwei kleinen Kindern. Die Not war groß. Nach längeren Suchen gelang es der Mutter, irgendwo in Villingen ein Fahrgestell mit vier Rädern aufzutreiben und dazu einen Motor.

Damit war man aber noch weit entfernt von einem Bus, mit dem man den Berufsverkehr und den Transport von Milch von Fischbach nach Villingen hätte vornehmen können. Für solche Fälle gab es in Fischbach auf dem dortigen Pfaffenberg einen begnadeten Handwerker, der es meisterlich verstand, quasi aus dem "Nichts" funktionierende Dinge zu schaffen: Josef Roth.

Eile war geboten, und Josef Roth wurde seinem Ruf gerecht. Aus Holz baute er rund um das vorhandene Fahrgestell mit vier Rädern und dem Motor einen Bus aus Holz. Eigentlich, so Heinz Petrolli, war es nur ein halber Bus, in dem 20 Personen Platz hatten und auf der Ladepritsche 20 Milchkannen.Wenn die erste Klasse mit den Personen voll war, setzten sich die Fahrgäste einfach auf die Milchkannen auf der Ladepritsche.

1946 ging der von Josef Roth zusammen gebaute Holzbus in Betrieb und beförderte überwiegend Männer und Frauen aus Fischbach zur Arbeitstelle bei der Firma Saba in Villingen. Deshalb bekam das Fahrzeug den Spitznamen "Saba-Bus". Heinz Petrolli berichtete, dass es nach dem Krieg eine richtige Aufbruchstimmung herrschte. Es war Friede, es ging aufwärts, die Menschen waren glücklich und zufrieden.

Wenn der Arbeiterbus abends von Villingen nach Niedereschach fuhr, bürgerte es sich für die Busnutzer aus Fischbach ein, dass man an der letzten Haltestelle vor Fischbach, also in Erdmannsweiler, eine längere Pause einlegte und das Gasthaus Sonne besuchte. Dort wurde in geselliger Runde getrunken, Walzer und Samba getanzt, es wurde viel gelacht, man war fröhlich, und so kam man stets in bester Stimmung in Fischbach an. Der Saba-Bus wurde umgetauft in "Samba- Bus".