Münzerfest: Das Kloster im Schwarzwald bekommt einen nie dagewesenen Einfluss in der Region

Am Wochenende, 9. und 10. September, ist das diesjährige Münzerfest in der Ortsmitte von Fischbach. Gerhard Münzer von Sinkingen war 1495 bis 1505 Abt des Klosters Alpirsbach, er brachte dem Benediktinerkloster Macht und Einfluss.

Niedereschach-Fischbach. In dem Buch "Geschichte des Klosters Alpirsbach" von Karl Glatz, das 1877 erschien, ist Gerhard Münzer von Sinkingen als der 24. Abt des Klosters im Nordschwarzwald genannt. Zwei Ausgaben der Dokumentation stehen im Archiv der Stadt Alpirsbach, Archivar Stefan Zizelmann gewährte dem Schwarzwälder Boten exklusiven Einblick in das Werk.

Der Autor des Buches urteilt einleitend zum Abt: "Entsprossen dem alten landsässigen Herrengeschlechte der Münzer von Sinkingen bei Rottweil, trat Gebhard entschlossen in die Fußstapfen seines wackeren Vorgängers, begünstigte die Bursfelder Reformation nicht bloß in seinem eigenen Kloster, sondern, wie wir sehen werden, auch in der Nachbarschaft. Er hob Zucht und Ordnung im Inneren, Machtzuwachs und Ansehen nach Außen auf eine bisher in Alpirsbach nicht gekannte Höhe. Gebhard darf wohl der zweite Stifter des Klosters genannt werden. Er erlebte auch die höchste Blüte desselben." Warum der Abt im gleichen Text einmal Gerhard und einmal Gebhard genannt wird, ist nicht bekannt. Überliefert ist jedoch bei Glatz, dass Abt Gerhard die meisten Erwerbungen seit Abt Brunos Zeiten machte.

Glatz führte die wohl wichtigsten Zukäufe auf, die sich nicht nur auf Immobilien beschränkte. Der Abt erwarb beispielsweise von Gangolf von Geroldseck das Wasserrecht des "Alpersbach" und das Bergwasser zu Schenkenzell. Graf Wolfgang von Fürstenberg kaufte er den vierten Teil des großen und kleinen Zehnts in Winzeln und Geroldsweiler ab. Hinzu kommen verschiedene Immobilien rund um Rottweil und Fischbach-Sinkingen. Die Verkäufer der Liegenschaften in seinem Heimatort waren vor allem seine Cousins Philipp und Lorenz Münzer – aufgeführt sind beispielsweise das Häbiger Gut in Fischbach im Jahr 1502 und das Bruchengut. Genannt sind weiter Güter wie der Schörzingerhof in Sinkingen, das Haggengut, das Botsgut und einige mehr. Eigentlich wollte er noch den so genannten Spitalhof erwerben, welcher der Stadt Rottweil gehört. Doch diese wollte nicht verkaufen.

Münzer vergrößerte auch die weltliche Macht. Gangolf von Geroldseck, damals hoch verschuldet, verpfändete die Herrschaften Schenkenzell und Loßburg mit den Orten Wittendorf, Lombach, Oberisslingen, Schopfloch, Buchberg, Schömberg, Weiler, Brändi sowie Ramsgrund an Graf Wolfgang von Fürstenberg. Abt Gerhard nahm dem Fürstenberger das Versprechen ab, diese Herrschaften an das Konvent zu übergeben, samt der hohen und niederen Gerichtsbarkeit. Der Habsburger König Maximilian, der spätere Kaiser Maximilian I., gehörte zu den Gönnern des Klosters. Er bestätigte dieses Ansinnen an den Fürstenberger. Maximilian tat noch mehr für die Benediktiner im Schwarzwaldtal: 1504 bekamen sie das Wegezollrecht zugesprochen.

Abt Gerhard galt auch als Förderer und Vermittler in fremder Sache. Glatz nannte ihn einen "energischen Kirchenfürst" und "eifrigen Beförderer der Bursfelder Reformation". Man bat ihn um Hilfe, diese Reformation auch im Kloster zu Gengenbach durchzusetzen. Diese Bursfelder Reformation, bekannt als Bursfelder Kongregation, war eine Art innere Erneuerung der Benediktinerklöster mit einer Rückbesinnung auf die Glaubens- und Lebensregeln des Ordensstifters.

Waren die Herrscher von Württemberg dem Kloster wohlgesonnen, gab es jedoch immer mehr Beschwerden über die Amtsführung von Herzog Eberhard II. Es kam zur Einberufung eines Landtages am 25. März 1498 in Stuttgart, zu dem Adlige und Äbte geladen waren, wie auch der Herzog gebeten wurde, doch dieser erschien nicht. Er wie auch die Äbte baten ihn ein zweites Mal zu erschienen. Eberhard kam diesem nicht nach und flüchtete nach Ulm. Auch König Maximilian betrieb die Absetzung des Württembergers. Diese führte so weit, dass er mit dem Horber Vertrag am 10. Juni 1498 auf die Herrschaft verzichtete, Abt Gerhard wurde einer der Vormunde seines Neffen und Erben, des jungen Herzogs Ulrich – mit diesem hatten die Württemberger Jahrzehnte später allerdings auch kein Glück.

Vom 16. bis zum 25. August 1504 schließlich erwies König Maximilian dem Konvent die Ehre eines Besuchs, ein halbes Jahr später, am 7. Februar 1505, starb Abt Gerhard Münzer von Sinkingen. Seine Grabplatte, eine sogenannte Doppelplatte, die er sich mit einem Vorgänger teilt, ist heute in das Mauerwerk der Alpirsbacher Klosterkirche eingelassen. Er erlebte somit die Kaiserwahl des Habsburgers im Jahr 1508 nicht mehr.