Die Trachtenkapelle letztmalig mit ihrem Dirigenten Sebastian Gröller. Fotos: Preuß Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Trachtenkapelle zeigt Gemeinsinn, Toleranz und Verantwortungsgefühl in Kappel

Von Stefan Preuß

Die Vergangenheit und zugleich die Zukunft der Blasmusik wurden am Samstag in Kappel deutlich.

Niedereschach-Kappel. Die Kapelle feierte ihr 125-jähriges Bestehen, und wer den historisch-chronologischen Konzertabend und die Freude der Musiker erlebte, fühlte: Die nächsten 125 Jahre sind nur Formsache. Begonnen hatte der Festakt in der herausgeputzten St. Otmars-Kirche mit einem von Diakon Stefan Formal und Sigrid Steiner von der evangelischen Jakobusgemeinde zelebrierten Gottesdienst mit anschließender Prozession hoch zur Schlossberghalle, angeführt vom Jubiläumsverein der Trachtenkapelle mit traditioneller Marschmusik. Dort erwartete die Gäste nach einem Sektempfang ein opulentes Vesper auf traditionellen Vesperbrettchen, die eigens für diesen Anlass von Lars Vogt, Daniel Engesser und Rüdiger Krachenfels angefertigt worden waren. Nach den Grußworten des Vorsitzenden der Trachtenkapelle, Johannes Link, war es Bürgermeister Martin Ragg, der in seinen Grußworten dem Jubiläumsverein nicht nur zu seinem Geburtstag, sondern zu 125 Jahre "Faszination Musik" gratulierte, die gleichzeitig auch 125 Jahre erfolgreiche Vereinsarbeit bedeuteten.

Damit zähle die Trachtenkapelle aber auch zu den ältesten Vereinen innerhalb der Gemeinde, was sie jedoch keinesfalls veraltet oder langweilig wirken lasse. Im Gegenteil, gerade die Trachtenkapelle Kappel sei das beste Zeichen dafür, wie erfolgreich gute Vereins- und Jugendarbeit sein könne, und wie Tradition und Moderne verbunden werden könne. Und da er ja bekanntermaßen "von Tuten und Blasen" etwas Ahnung habe – Ragg spielt selber Trompete und bei der Weiberfasnet der Gymnastikfrauen auch gerne in der kleinen Besetzung der Trachtenkapelle mit - sei ihm die pädagogische Bedeutung einer musikalischen Betätigung sehr bewusst, durch sie werde nicht nur das soziale Verhalten beeinflusst und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Gerade bei jugendlichen wirke sich eine musikalische Betätigung günstig für Bildung und Erziehung aus.

In diesem Licht betrachtet, gewinne die 125-jährige Vereinsarbeit der Trachtenkapelle für das Leben in der Dorfgemeinschaft eine noch größere Bedeutung, sei sie nicht hoch genug einzuschätzen. Als Ehrengast verwies der Erste Landesbeamte Joachim Gwinner darauf hin, dass er seit Jahrzehnten immer wieder gerne nach Kappel komme, schon vor 20 Jahren zu Kaffee und Kuchen in der Mühlenklause und anschließend noch zum Schwof und zum Essen in den Quellenhof. Und wie diese Institutionen sei seit 125 Jahren die Trachtenkapelle Teil der Geschichte von Kappel und seither kulturelles Zentrum und musikalischer Anziehungspunkt einer lebendigen Dorfgemeinschaft.

Als Präsident des Blasmusikverbandes verwies Heinrich Glunz darauf, dass er wohl erst 28 Jahre in der Verbandsspitze habe tätig sein müssen, um so einen Jubiläumsabend erleben zu können mit einer ganz eigenen Ausprägung und Ausgestaltung. So sei für ihn von fundamentaler Bedeutung der ökumenische Gottesdienst, der gezeigt habe, dass das Leben hier im Ort von zwei Säulen getragen sei, einmal der weltlichen, der kommunalen, aber dass sich genauso alle Mitglieder der Kapelle in den kirchlichen Bereich mit einbringen. Gemeinsinn, Toleranz, Verantwortungsgefühl und Disziplin, dies alles werde hier im Ort und in der Trachtenkapelle auch gelebt, was sich in einer vorbildlichen Jugendarbeit widerspiegele. Höhepunkt des Abends war dann die 125-jährige, musikalisch dargestellte Geschichte der Trachtenkapelle, mit alten Bildern auf dem Großbildschirm untermalt und beginnend mit der einstmaligen Besetzung von 1891 im Wirtshaus zum Sternen mit Liedern aus der damaligen Zeit bis hin zu den musikalischen Darbietungen der heutigen Zeit, letztmalig unter der Regie von Dirigent Sebastian Gröller.