Für die Jung-Designerin bildet die mehr als 90 Jahre alte Ledernähmaschine das Herzstück ihrer Arbeit. Fotos: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Lucy Lörcher kreiert Taschen aus Leder / Viel Lehrgeld und alte Nähmaschine ebnen Weg in Selbstständigkeit

Von Steffi Stocker

Neuweiler-Oberkollwangen. Kreativität ist Lucy Lörcher quasi in die Wiege gelegt. Von Kindesbeinen an probierte und experimentierte sie mit allen erdenklichen Materialien. Ein Zufallsfund von Lederstücken brachte sie auf ihre Design-Ideen, das kostete allerdings auch viel Lehrgeld.

"Ich war fasziniert davon, wie sich das Leder anfühlte und wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen", erzählte die junge Frau im Gespräch mit unserer Zeitung. In einem kleinen Laden in Stuttgart fand sie das Naturmaterial. Spontan entschloss sich die Studentin der Kunstgeschichte und Philosophie, daraus ihren eigenen Geldbeutel zu fertigen.

"Tief im Herzen bin ich Handwerkerin und Künstlerin und durfte mich im Elternhaus immer ausprobieren", erzählte sie. Unterschiedlichste Versuche wie beispielsweise Schmuck- oder Scherenschnittarbeiten begleiteten sie im Lauf ihres Lebens. "Ich habe sogar Geschirre für Hühner gebaut, um sie, ähnlich wie beim Pferd, zu führen", erinnert sie sich an ihre Kindertage. Damals war der Wunsch eines eigenen Pferdes noch unerfüllbar.

Die gebürtige Heidelbergerin wuchs in Oberkollwangen auf und entwickelte eine starke Bindung zu Land und Natur. "Das spiegelt sich in dem Werkstoff Leder wieder, mit dem ich lange haltbare Alltagsbegleiter herstellen möchte", so die Jung-Designerin. Bei ihrem ersten Geldbeutel, den sie heute noch hat, stellte sich heraus, dass Mamas Nähmaschine für dieses Material ungeeignet war. Lörcher konnte eine mehr als 90 Jahre alte Leder-Nähmaschine ergattern, die ihr die Verarbeitung bis heute ermöglicht.

Und so entstanden nach dem eigenen Geldbeutel Geschenke für Verwandtschaft und Freunde. "Das war quasi mein Selbsttest", so die 25-Jährige zu ihrer ersten Tasche. Mit "Huckleberry Friend", wie sie das Modell nannte, rührte sie sogar ihren Freund. Ein dreidimensionales Papiermodell war dafür der erste Schritt. Ihm folgte der Prototyp, ehe sie sich an die Fertigung weiterer Exemplare machte. "Klar und puristisch sollen die Taschen sein", beschreibt sie ihren Anspruch: Schnörkellosigkeit, Funktionalität sowie Besonderheit. Deshalb ist die Auswahl des Leders sowie der Stoffe für das Innenleben auf Optik und Haptik ausgerichtet. Jedes Teil wird zum Unikat und ist dennoch vielseitig.

Nicht nur in der permanenten Entwicklung der Produkte, auch im Aufbau ihres Netzwerkes für Lieferanten und Materialbedarf, zahlte die junge Frau in den vergangenen Jahren viel Lehrgeld. Unter anderem hatte sie eine Vergiftung durch einen Leder-Kleber zu bewältigen.

Doch die Freude an der Herstellung ihrer Produkte ist geblieben. Sie wagte deshalb den Schritt in die Selbstständigkeit. Neben Geldbeuteln und Taschen, das zweite Modell ist bereits in der Vorbereitung, sind auch Wohnaccessoires oder Schals in der Kollektion, die sie komplett selbst herstellt, zu finden. Deshalb nennt sie ihren Betrieb auch "Handmade Goods".

Weitere Informationen: www.lucyloercher.com