Das Wasserkraftwerk im Teinachtal wurde zwischen 1913 und 1915 errichtet. Foto: Archiv Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Meiste Dörfer seit 1911 versorgt / Verband baut Wasserkraftwerk / Alte Bautechnik bewundert

N euweiler/Teinachtal (hms). Die Waldgemeinden auf der Enz-/Nagoldplatte und die meisten anderen kleinen Dörfer im Kreis Calw sind seit dem Jahr 1911 mit Elektrizität versorgt. Dies war bei einem heimatgeschichtlichen Frühschoppen des Schwarzwaldvereins Neuweiler zu erfahren. Die stellvertretende Vereinschefin Marianne Noe begrüßte dazu im Stüble des Heimatmuseums im Alten Rathaus mehr als 30 Besucher.

Im Vortrag zeigte Hans Schabert im Zusammenhang mit der Baugeschichte des Wasserkraftwerks bei Station Teinach zahlreiche, teils mehr als 100 Jahre alte Fotos auf Leinwand. Nicht zuletzt bewunderte das Publikum die alte Bautechnik.

Treibende Kraft zum Ziel des Aufbaus einer Stromversorgung war Neubulachs Stadtschultheiß und Ehrenbürger Friedrich Müller. Er hatte schon ein Jahrzehnt zuvor entscheidend den Aufbau der Schwarzwaldwasserversorgung mitgestaltet.

Im Jahr 1907 schließen sich bereits 24 Kommunen zusammen

Für die Schaffung eines Stromnetzes und die Erzeugung der Energie gewann Müller 1905 zunächst sieben weitere Kollegen – und mit ihnen deren damals selbstständige Gemeinden Altbulach, Liebelsberg, Martinsmoos, Oberhaugstett, Stammheim, Zwerenberg und Gaugenwald.

Sie ließen zusammen mit der Gemeinde Neubulach eine Vorplanung erstellen und visierten eine Verbandsgründung an, die mit dem "Gemeindeverband Elektrizitätswerk für den Bezirk" (GEC) am 13. Mai 1907 in Neubulach mit damals schon 24 Kommunen Wirklichkeit wurde. Als Stadtschultheiß Müller 1909 zum Verbandsvorsitzenden gewählt wurde, bestand der Zusammenschluss schon aus 69 Gemeinden mit 87 Orten. Wenige Jahre später gehörte neben einigen Selbstversorger-Gemeinden die gesamte weitere Umgebung dazu.

Begonnen wurde die Stromerzeugung 1911 mit Hilfe von Turbinen, die Motoren antrieben. Das geplante Wasserkraftwerk stieß nämlich bei den übergeordneten Behörden auf Bedenken. Schließlich konnte das mit 2,7 Millionen Mark veranschlagte Vorhaben 1913 doch noch wie ursprünglich geplant in Angriff genommen werden.

Seit 1915 strömt durch einen 2,2 Kilometer langen Stollen an die Teinach Nagold-Wasser, mit dessen Hilfe im zwei Meter tiefer gelegenen Wasserkraftwerk Strom erzeugt wird. Als letzte Dörfer erhielten im heutigen Kreis Calw im Jahr 1927 Hünerberg, Meistern und Unterschwandorf elektrischen Strom.