Ein Leben ohne Pferde können sich Reitpädagogin Isabel Scheuerle und ihre Kinder Nina und Paul nicht vorstellen. Fotos: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Auf Rücken von Pferden Körperbewusstsein stärken / Individuelle Barrieren überwinden / Natur erleben

Von Steffi Stocker

Neuweiler. Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Der Vierbeiner war und ist ein vielseitiger Partner – sowohl bei der Arbeit als auch im Freizeitbereich. Und auf dem Rücken der Pferde kann man sogar weit mehr als das sprichwörtliche Glück dieser Erde finden, wie Isabel Scheuerle betont. "Pferde erden den Reiter und trotzdem kann man mit ihnen fliegen", fasst die Reitpädagogin und -therapeutin zahlreiche eigenen Erfahrungen zusammen. Soll heißen, sie stärken das Bewusstsein für den eigenen Körper, für den des Tieres, für die Natur und die grundlegende Wahrnehmung. "Das Wesen des Pferdes strahlt nicht nur Wärme, Kraft und Lebensfreude aus, es vereint Sanftheit mit Mut, Ruhe mit Energie und Freiheit mit Beweglichkeit. Es lässt uns aber auch im Hier und Jetzt leben", erklärt Scheuerle.

Die drei erfahrenen Pferde – zwei Haflinger und eine Araberstute – mit denen die Reitpädagogin derzeit arbeitet, zeichnen sich durch ihre Sensibilität aus. Auf der Koppel können deshalb ihre beiden Kinder, die siebenjährige Nina und der neunjährige Paul mittels "Räuberleiter" auf den Rücken von Missi, Wicky oder Fio klettern. Paul liest dort schon mal bäuchlings ein Comicheft. Selbst wenn die Kinder Voltigier-Übungen versuchen, bringt es die Pferde nicht aus der Ruhe.

Reiten gehört für Isabel Scheuerle seit frühesten Kindertagen zum Leben dazu. Und weil sie selbst diese positiven Erfahrungen machte, will sie diese gerne weiter geben. Deshalb wechselte die 44-Jährige nach dem ersten Staatsexamen ihres Lehramt-studiums in die Ausbildung zur Reitpädagogin.

Seit zwei Jahren hat sie in Neuweiler das optimale Heim dafür gefunden. Eine Koppel und ein Stall am Haus, eine weitere Koppel sowie der Reitplatz sind in unmittelbarer Nachbarschaft. "Ich brauche keine Halle und gestalte alles naturnah", meint sie.

Jedes Jahr bietet Scheuerle eine Pony-Spielgruppe an, in der es nicht nur ums Reiten an sich geht. Mit einem befreundeten Waldorflehrer stellte sie inzwischen auch ein Ferienprogramm auf die Beine. Darüber hinaus will sie die Reitpädagogik in eine konzeptionelle Zusammenarbeit mit Schulen einfließen lassen.

"Kinder wie auch Erwachsene werden auf eine ganz natürliche Art sensibilisiert, den eigenen Körper besser wahrzunehmen", erläutert die erfahrene Reiterin. Deshalb erweiterte sie ihr Angebot durch entsprechende Qualifikation um therapeutisches Reiten. "Mit und auf dem Pferd kann Psychotherapie unterstützt werden", sagt sie im Hinblick auf Erfolge bei Depressionen, Angstzuständen oder Entwicklungsverzögerungen. Für das breite Spektrum müssen Teilnehmer aber keine Reiter sein. Vielmehr werden sie an diesen Genuss heran geführt. "Das Gefühl für das Tier und das Wissen um seine Lebensweise sind ebenso von Bedeutung", sagte Scheuerle. In Vorgesprächen werden deshalb die individuellen Ziele abgesteckt.