Fast unverändert zeigt das Foto das von der Gemeinde Neuweiler heute als Mehrzweckgebäude genutzte, vor 90 Jahren erbaute ehemalige Agenbacher Schul- und Rathaus in jüngerer Zeit. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Seit 1972 als Unterrichtsstätte ausgedient / Kurt Neuweiler als letzter Dorfschulmeister vermerkt

Von Hans Schabert

Neuweiler-Agenbach. Das alte Schul- und Rathaus in Agenbach wird im Oktober 90 Jahre alt. An die Errichtung des Agenbacher Schul- und Rathauses mit Lehrerwohnung erinnert eine Bilderserie vom Oktober 1926. Diese hat der viele Jahre vor der Gemeindereform 1975 im Agenbacher Rat wirkende, 1981 verstorbene Hans Waidelich der Gemeinde überlassen. Eines der Fotos zeigt, wie mit der Steinschlagmaschine das grobe Baumaterial vor Ort aufbereitet wird. Nach Plänen von Baumeister Fritz Söll aus Bad Teinach wurde das Gebäude errichtet.

Von 1956 bis zur Aufhebung der Agenbacher Schule wohnte dort Kurt Neuweiler mit seiner Frau und unterrichtete bis 1968 als letzter Dorfschulmeister. Beide leben heute in Höfen. Erster namentlich bekannter Lehrer Agenbachs war 1742 der Weber Schaiblen, der 24 Schüler unterrichtete.

1763 wird über den Lehrer berichtet: "Joh. Gg. Renz von Wörnersberg ist nicht bei der Visite erschienen, sondern am Pfingstmontag durchgegangen, weil er von einer Weibsperson als Vater ihrer ohnehlichen Frucht angegeben worden." 1806 besuchten außer 34 Schülern aus dem Dorf auch elf aus dem heutigen Stadtteil Hünerberg von Bad Wildbad die Ein-Klassenschule in Agenbach.

Meister Stoll aus Oberkollwangen als Zimmerer am Werk

Beauftragt waren 1926 die Firmen Eisenhut aus Enzklösterle, Etzel aus Wildbad und Locher aus Calmbach mit der Herstellung eines gewölbten Kellers und dessen Überbauung. Meister Stoll aus dem benachbarten Oberkollwangen war mit den Zimmerarbeiten betraut. Eingeweiht wurde das außen seither kaum veränderte Haus mit dem Glockentürmchen schon 1927.

Baukosten von exakt 81 090,24 Mark aufgeführt

Die 1928 gefertigte Baukostenaufstellung weist als Summe exakt 81 090,24 Mark aus. Seit in Neuweiler die 1972 von den damals noch selbständigen Gemeinden Agenbach, Breitenberg, Gaugenwald, Neuweiler, Oberkollwangen und Zwerenberg in einem Schulverband errichtete Waldschule besteht, hat das Agenbacher Schulhaus als solches ausgedient.

Aus dem Schulsaal wurde 1974 ein schmucker Gemeindesaal. Zeitweilig beherbergte das Gebäude darüber einen Kindergarten, Räume des Vereins "Musik im Wald" und des Jugendrotkreuzes. Heute ist das Archiv der Gesamtgemeinde in dem Haus untergebracht. Außerdem dient es als Flüchtlings-Unterkunft.

Das vor neun Jahrzehnten begonnene Gebäude war nicht Agenbachs erstes Schul- und Rathaus. Als zeitweilige Unterrichtsstätte ist ein nicht mehr bestehender Bau oberhalb der heutigen Buswendeschleife bekannt. Diesem folgte 1838 das spätere Haus Waidelich gegenüber der Einmündung des Mühlenwegs in die Blumenstraße.

In alten Protokollen heißt es, dass es "ein geräumiges Lehrerzimmer, die Wohnung des Lehrers und ein Zimmer für den Gemeinderath enthält". Zu den Kosten von 3000 Gulden steuerte damals der Staat 450 bei.