Das Kaufhaus Hammann in Oberkollwangen wurde bis 1994 als Familienbetrieb mit breitem Angebot geführt. Archiv-Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Was der Fritz in Breitenberg nicht da hatte, wurde bestellt / Oberkollwangen verfügte über breites Angebot

Von Hans Schabert

Neuweiler. Mit berechtigtem Stolz verweisen die ehrenamtlichen Helfer auf das von der Initiative "Miteinander und füreinander in Neuweiler" jeden Dienstag angebotene betreute Einkaufen mit dem Centro in Simmersfeld.

Die meisten, die dieses Angebot wahrnehmen, erinnern sich allerdings noch an die Zeiten, als es in Neuweilers sieben Ortsteilen insgesamt zehn Dorfläden gegeben hat.

Diese Zeit ist erst etwa 30 Jahre her. Dann schlossen die Einzelhändler oft nach 100 Jahren einer nach dem anderen. Zuletzt machte 2012 "’sBecka Lädle" in Breitenberg dicht. Fritz Feuerbacher versorgte seine Kunden bis zu seinem Ruhestand mit dem kleinen Geschäft in der Hauptstraße. Was nicht gleich da war, wurde bis zum nächsten Besuch beschafft. Aber einen Nachfolger zu finden, womöglich mit einer zu ernährenden Familie, dies war nicht mehr drin. Schon viele Jahre früher den Betrieb aufgegeben hatte der Einzelhändler Großmann im benachbarten Teilort Vorderweiler.

Einer der großen Kleinen war in Oberkollwangen der Hammann. Sogar eine Tankstelle war dort lange Zeit in Betrieb. Lebensmittel, darunter Frisches an der Wurst- und Käsetheke, Bücher, Bekleidung, Spielzeug, Nägel, Schrauben oder Werkzeug: Alles lag in Regalen und Auslagen auf eineinhalb Stockwerken verteilt. Auch mancher Kunde aus der weiteren Umgebung kam bis zur Ladenschließung Ende 1994 zum Einkauf. Integriert war die Poststelle, die als eine der ersten Telegrafenstationen auf der Enz-Nagold-Platte um 1908 ihren Betrieb aufgenommen hatte. Friedrich Hammann (88) erinnert sich an Berichte, dass seine Vorfahren nach Breitenberg oder Neuweiler eilen mussten, um Telefonbotschaften auszurichten. Zwei Ladengeschäfte gab es auch in Neuweiler. Vielen noch bekannt ist das Kaufhaus Rall, das noch deutlich erkennbar ist und erst vor wenigen Jahren geschlossen hat. Ein paar Häuser weiter war die Handlung von Samuel Seeger, heute das Wohnhaus Wildbader Weg 9. Auch in Zwerenberg waren zwei Einzelhandelsgeschäfte: Das zuletzt von der Familie Obst geführte Kaufhaus Hammann – auch hier mit Post und öffentlichem Telefon – sowie der Tante-Emma-Laden der Geschwister Seeger.

Im Ortsteil Gaugenwald ging man zu Höhns, in Agenbach zur Marie Maisenbacher. Selbst Hofstett als kleinster Teilort hatte einen Einzelhandelsladen, der mit der Schreinerei Mast verbunden war. Natürlich hätten die Menschen im Oberen Wald gerne wieder einen Laden, nach Lösungen wird gesucht.

Das betreute Einkaufen ist eine große Hilfe. Sie bliebe aber auch nötig, wenn man zu Bäcker und Metzger wieder einen Einzelhändler bekommen würde. Denn die Zeiten, als in jedem Dorf ein Geschäft existieren konnte, sind einfach vorüber.