Idyllisch im kleinen Enztal liegt der Forellenpark von Familie Vollmer. Foto: Privat

Forellenpark Kleinenztal seit mehr als 40 Jahren in Familienhand. Umleitung macht Probleme.

Neuweiler - Ruhig liegt der Teich im Forellenpark Kleinenztal in der Morgensonne. Nur das Plätschern der wenige Meter entfernten kleinen Enz ist zu hören. Nichts deutet darauf hin, dass in dem Teich mehrere tausend Forellen leben. Bis Helmut Vollmer Futter hineinwirft.

In derselben Sekunde, in der das Fischfutter die Wasseroberfläche berührt, springen hunderte Forellen "im Kampf" um die Leckerei ein wenig aus dem Wasser und sorgen damit für regelrechtes Getöse. Vorbei ist es mit der morgendlichen Ruhe. Idyllisch ist es trotzdem im kleinen Enztal, wo Familie Vollmer seit Anfang der 1970er-Jahre den Forellenpark betreibt. Wo man hinsieht – Natur. Industrie oder Hochhäuser? Fehlanzeige.

Fische haben Rückzugsmöglichkeit

"Meine Eltern haben das damals alles selbst aufgebaut", erzählt Helmut Vollmer. "Hier war gar nichts." Auch heute noch hilft Seniorchefin Erne Vollmer kräftig mit – und das im Alter von 86 Jahren. "Sie ist die Seele unseres Betriebs", schwärmt ihr Sohn. Der Forellenpark sei ein reiner Familienbetrieb – auch Schwester und Ehefrau sind tatkräftig bei der Sache.

In den ersten Jahren stand die Belieferung des Großhandels mit Forellen im Mittelpunkt des täglichen Geschäfts. Heute ist es die Direktvermarktung, insbesondere über das Angeln, auf der das Augenmerk liegt. Beim Forellenpark, der zur Gemarkung Neuweiler gehört, kann man nämlich nicht nur Fisch kaufen, sondern sein Essen auch selbst fangen. "Angeln liegt voll im Trend", sagt Vollmer. "Es kommen auch viele junge Familien", sagt er.

Die Teiche in denen die Forellen leben – auf insgesamt rund acht Hektar Wasserfläche – sind zwar künstlich angelegt, orientieren sich aber an den natürlichen Lebensbedingungen der Fische. So schwimmen die Forellen nicht in kahlen Betonbecken umher, sondern in großzügig angelegten und mit sandigem Boden ausgelegten Teichen, in denen sich die Tiere auch zurückziehen können – für den Angler nicht immer von Vorteil. "Wenn sie nicht anbeißen wollen, beißen sie halt nicht an", lacht er.

Für die Forellenzucht sei besonders die Wasserqualität von Bedeutung, erklärt Vollmer bei einem Rundgang über das Gelände. Das der kleinen Enz sei bestens geeignet: "Hier ist keine Industrie. Nur kaltes, klares Wasser." Aufgrund der niedrigeren Temperatur des Wassers würden die Forellen zwar langsamer wachsen als in wärmeren Gefilden. Dafür sind sie aber besonders robust. "Die Fische müssen auch immer gegen die starke Strömung in den Teichen ankämpfen", so Vollmer. "Deshalb haben sie muskulöses und festes Flesch."

Neben den Regenbogen-, Lachs-, Bach- sowie Goldforellen, sind auch Störe und Saiblinge in den Gewässern des kleinen Enztals zuhause. Wer nicht selbst angeln möchte, kann im familieneigenen Laden verschiedene Fischspezialitäten und auch Wild aus der Region kaufen. "Das Wild, das wir verkaufen, kommt aus einem Umkreis von maximal 30 Kilometer", sagt er. Verarbeitet wird es von der Familie und ihren Helfern.

Mehr Glück haben da die Wildschweine, die in einem Gehege auf dem Gelände des Forellenparks leben: Sie werden nicht geschlachtet. "Das ist speziell für die Kinder, damit die auch mal Wildschweine sehen", sagt der stolze Besitzer. Erst vor drei Wochen sind Frischlinge auf die Welt gekommen, die nun durch das Gehege toben.

Doch auch wenn es in diesen Tagen so wirkt – im Forellenpark Kleinenztal herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. "Vergangenes Jahr war sehr hart für uns", bedauert Vollmer. Durch das trockene Wetter seien die Wasserstände niedriger denn je gewesen. "Auf die Natur hat man halt keinen Einfluss", seufzt er. Erschwerdend hinzu kommt momentan die Sperrung der B 294 zwischen der Abzweigung L 343 in Richtung Schömberg und der Abzweigung L 340 in Richtung Dobel.

"Die Umleitung kostet uns Geld", bringt es Vollmer auf den Punkt. Viele Kunden nehmen den Umweg nicht in Kauf, ist er sich sicher. "Es gab jetzt schon eine ganze Reihe von Sperrungen, die uns wirtschaftlich trifft. Ich bin überzeugt, dass es andere Lösungen geben würde, wenn man will." Die Wut über die Zustände ist dem 55-Jährigen deutlich anzumerken. "Die kleinen Betriebe müssen es aussitzen und schauen wie sie überleben." Besonders vor Ostern, wo Fisch sich großer Beliebtheit erfreut, sei so eine Sperrung ärgerlich.

Mit denselben Problemen hat auch Andreas Harter, Betreiber des benachbarten Campingplatzes "Kleinenzhof" zu kämpfen. Er und Vollmer arbeiten eng zusammen. "Ich schicke meine Camper zu ihm zum Angeln, er schickt die Angler hierher zum Essen oder übernachten", erzählt Harter. Im Restaurant auf dem Campingplatz werden nämlich auch die Fische vom Forellenpark serviert. "Unsere Zusammenarbeit ist eine ganz tolle Sache", schwärmt Vollmer. "Wir arbeiten lieber miteinander als gegeneinander." Denn in einem dürften sich beide einig sein. "Wir versuchen nicht die Größten zu sein, sondern bei den Besten dabei zu sein – das hat schon mein Vater immer gesagt", bekräftigt Vollmer.