Am 2111 Meter langen Stollen zwischen der Talmühle und dem künftigen Wasserkraftwerk Teinachtal sind 1913 die Arbeiten in vollem Gang. Archiv-Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Technik: Ursprünge reichen in der Region weit zurück / Wasserkraftwerk Station Teinach 1915 eingeweiht

Neuweiler-Gaugenwald/Teinachtal (hms). Hans Schabert und Helmut Buck gingen bei einem reich bebilderten Vortragsabend in der Begegnungsstätte Rathaus Gaugenwald auf die Ursprünge der Elektrizitätsversorgung aus dem Teinachtal und die Historie der ab 1880 entstandenen elektrischen Geräte ein.

Frühe Erfindungen kamen aus den USA

Monatstreff-Chef Helmut Buck ging auf die Entwicklung der Elektrogeräte ein. Deutlich wurde, dass vieles schon um die vorletzte Jahrhundertwende, vielfach in den USA, erfunden wurde. Meist zählten die Apparate zu den Luxusgütern. In den Jahren nach dem Wiederaufbau um 1960 entstanden die Massenprodukte und fanden den Weg in deutsche Haushalte.

Mit die größten Entwicklungen haben wohl Rundfunk und Fernsehen genommen. Mit dem Mikrofon des Tonbandgeräts habe man einst vor dem Transistorradio gesessen, um Schlager aufzunehmen, erzählte Buck.

Erste Fernsehversuche in den USA liefen vor gut 95 Jahren. In Deutschland gilt 1928 als Startjahr bei sehr mäßiger Bildqualität und nicht groß verbreitet. Dazu haben Kriege und Wirtschaftskrisen den großen Schub auf dem Elektro-Gerätesektor nach den frühen Erfindungen verhindert.

Dass die Waldgemeinden relativ früh mit Strom versorgt wurden, ging laut Schabert auf den Neubulacher Stadtschultheißen Friedrich Müller und seine Kollegen aus Altbulach, Liebelsberg, Martinsmoos, Oberhaugstett, Stammheim und Zwerenberg aus dem Oberamt Calw sowie Gaugenwald aus dem Oberamt Nagold zurück. Sie wollten für ihre damals insgesamt 4000 Einwohner Strom durch Wasserkraft aus dem Teinachtal und gründeten einen Gemeindeelektrizitätsverband. Wegen Bedenken übergeordneter Stellen wurde der Strom im Jahr 1910 aus Herrenberg bezogen, jedoch kurz darauf im Teinachtal mit Motorantrieb erzeugt.

Das Wasserkraftwerk, das heute noch im Dienst steht, ist ab 1913 errichtet und 1915 eingeweiht worden. Der Verband wuchs rasch und versorgte 1927 knapp 70 000 Einwohner in 107 Mitgliedgemeinden.

Gaugenwald wird Beispielsgemeinde

Im Jahr 1957 wurde Gaugenwald Beispiels-Elektrogemeinde, dazu vom damaligen Landwirtschaftsamt Nagold und der Energieversorgung Schwaben mit Zustimmung der Gemeindeverwaltung auserkoren. Es gab den Ansatz, landwirtschaftliche Haushalte mit E-Geräten auszustatten. Von 19 Betrieben des 150-Seelen-Dorfes banden sich 18 vertraglich, Elektroherd, Warmwasserspeicher, Elektrobackofen, Kühlschrank und Gefriertruhe anzuschaffen, dazu Verbesserungen der Beleuchtung in Küche und Stall sowie die Einrichtung eines Dusch- oder Baderaums herbeizuführen. Die Kommune gewährte einen Zuschuss von 500 Mark, die EVS als Vorgängerin der EnBW für die Gerätebeschaffung bei Bezug übers Unternehmen einen Nachlass zwischen 15 und 40 Prozent auf den Kaufpreis. Dies brachte Gaugenwald einen Entwicklungsschub.