Die einheimischen Teilnehmer des Zwerenberger Fackelzugs sind teils an den langen Kienspanfackeln zu erkennen, die sie in den Tagen zuvor zusammengefügt haben. Foto: Schwarzwälder-Bote

Ursprung vor 130 Jahren / Feuerwehr als Organisator

Von Hans Schabert

Neuweiler-Zwerenberg. Am Silvesterabend wird in Zwerenberg ab 19.30 Uhr mit Fackeln um den Ort gezogen. Anschließend treffen sich am Ausgangspunkt hinter der Kirche alle rund um den großen brennenden Holzhaufen zum ausgiebigen Plausch.

Der Einladung der Feuerwehrabteilung Zwerenberg werden am Abend vor dem Jahreswechsel wieder Hunderte folgen. Seit mindestens 130 Jahren wird in dem Dorf der alte Brauch gepflegt. Wahrscheinlich hat das Fackeln um 1885 ein auswärtiger Knecht in den Ort getragen. Aus den 1920er-Jahren ist überliefert, dass die Schüler der Sonntags- und Fortbildungsschule am Silvesterabend nach dem Gottesdienst, wie ihre Großeltern, mit selbst hergestellten Kienholzfackeln ums Dorf zogen.

"Nach dem Umzug werden die Fackeln auf dem Kirchplatz zusammengeworfen", ist in alten Unterlagen dokumentiert. In heutiger Zeit sammelt die örtliche Feuerwehr sauberes Brennbares und setzt in der Zeit vor dem Jahreswechsel einen stattlichen Holzhaufen auf. Gerne machen viele auch von dem Angebot Gebrauch, an Ort und Stelle eine Pechfackel zu erstehen. Dann geht es in einem langen, leuchtenden Lindwurm über Wege und Wiesen dem Jahreswechsel entgegen.

Nach der Rückkehr entzünden die Fackelgänger mit den Resten brennender Kienspäne oder Pechfackeln den großen Haufen. Früher traf sich im Kreis um das warme, knisternde Silversterfeuer die Dorfgemeinschaft zum "Schwätz". Heute kommen Einwohner aus ganz Neuweiler sowie Besucher aus der Umgebung. Wer in Zwerenberg seine Wurzeln hat, ist oft ebenfalls dabei, wenn auch inzwischen Aufgabe und Bleibe in großer Entfernung liegen mögen.

Bei einem Becher Glühwein oder heißem Tee und einer Stärkung, von den Wehrleuten vorbereitet, wird manches alte Erlebnis aufgefrischt und auch das Neueste ausgetauscht. Unter Hunderten Fackelgängern marschiert in seinem Heimatdorf regelmäßig mit einer der langen, schweren und selbst gebastelten Kienspanfackeln regelmäßig auch der Erfinder der Zwerenberger Kirchenkonzerte, der Komponist und Friedberger Kantor Ulrich Seeger. Dabei ist auch der überwiegend in Karlsruhe lebende Initiator der Dorfgemeinschaft Zwerenberg, Martin Seeger, in jedem Jahr.