Annegret Schöttle und Simon Schwald haben gemeinsam die Idee der Pflegereisen für Rexer-Busreisen umgesetzt. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Tourismus: Annegret Schöttle setzt mit Rexer ein innovatives Konzept um: Begleitete "Pflege-Reisen"

Es ist ein für die gesamte Reisebranche wohl einmaliges Angebot: begleitete Pflegereisen, die das Calwer Unternehmen Rexer-Busreisen in seinem aktuellen Katalog erstmals anbietet. Die Idee dazu stammt von Annegret Schöttle aus Neuweiler.

Neuweiler/Calw. "Ich habe wohl das Helfer-Syndrom", lacht Schöttle. Eigentlich lebe sie das in der Altenpflege aus. Im vergangenen Jahr habe sie beispielsweise in ihrer Heimatgemeinde Neuweiler ein Angebot zur Tagespflege aufgebaut und dafür den Verein "Miteinander und Füreinander in Neuweiler" (MFN) mitbegründet. Ihre zweite, eigentliche Leidenschaft aber sei das Reisen – genau genommen das Busreisen. Bis zum Jahr 2010 betrieb sie gemeinsam mit ihrem Mann die Firma Omnibus-Schöttle, die damals in dem Calwer Partnerunternehmen Rexer-Busreisen aufging. Seitdem ist Schöttle für Rexer übers Jahr als Reisebetreuerin tätig und begleitet verschiedene nationale sowie internationale Fahrten.

Besondere Ziele sowie richtiges "Timing"

Daheim in Neuweiler betreue sie zudem einmal im Monat den dortigen Senioren-Ausflug der Gemeinde. So kam es auch, dass sie vor etwa zwei Jahren eine Anfrage aus Freudenstadt von einer dortigen Tagespflege-Einrichtung erreichte: Man plane eine "richtig große Reise" mit den Patienten an die Mosel; ob Schöttle nicht als Betreuerin mitreisen wolle. Sie wollte. Und machte die Erfahrung, dass eine solche mehrtägige Reise auch für Menschen mit Handicap gut klappen konnte – wenn man "die Sightseeing-Geschwindigkeit" etwas reduzierte und die Ziele bewusst nach barrierefreien oder zumindest barrierearmen Gesichtspunkten auswählte.

Schon damals habe sie "gedacht, dass müsste doch auch für Rexer was sein." Also schlug sie Pflegereisen als neues, innovatives Reiseprofil den Rexer-Reiseplanern vor. Aber "damals hat es noch nicht sofort in unser Reiseprogramm gepasst", erläutert Simon Schwald, bei Rexer verantwortlich für den Busreisemarkt. "Auch wenn wir von der Idee sofort begeistert waren." Denn: so etwas gab es auf dem gesamten Reisemarkt noch nicht.

Es brauchte aber etwas Vorbereitungszeit, die besonderen Ziele und auch das "Timing" während der Reisen exakt zu planen. Mit der Veröffentlichung des neuen Reise-Katalogs im vergangenem November war es so weit: Gleich drei Reisen wurden so zugeschnitten, dass sie auch (!) für ältere und in ihrer Bewegung eingeschränkte Reisegäste komfortabel absolviert werden können.

Wobei Schöttle das "auch" in diesem Angebot sehr wichtig ist: "Denn diese Reisen sind auch für nicht-gehandicapte Personen sehr attraktiv", weiß sie aus ihren vielen Jahren Reiseerfahrung. "Weil wir die Abläufe während dieser Reisen bewusst ›entschleunigt‹ haben – für jedes Ziel ist mehr Zeit eingeplant, damit wirklich jeder Mitreisende in seiner Geschwindigkeit mithalten kann." Das bedeute im Umkehrschluss, dass das Reise-Erlebnis für alle Mitreisenden deutlich entspannter und erholsamer wird. "Aber natürlich ohne auf die wirklich spannenden Höhepunkte einer solchen Reise zu verzichten", versichert sie.

Alle drei Pflegereisen für 2017 (Ziele: Mosel; Ammerland; Gardasee) werden von Schöttle als Reisebetreuerin begleitet – wobei sie jeweils durch mindestens eine Pflege-Fachkraft unterstützt wird. Grundsätzlich gebe es die Möglichkeit, dass je nach Pflegegrad des Reisenden weitere Betreuer "hinzugebucht" werden können. Wobei es aber ohne ein "Minimum" an eigener Mobilität der Reisenden nicht gehe: "Es müssen immer die vier Stufen in den Bus und wieder hinaus bewältigt werden" – gegebenenfalls natürlich mit Hilfestellung. "Einen Lift haben die Reisebusse heute noch nicht."

Mehr als nur ein neues "Business-Modell"

Die Neuweilerin möchte mit dem neuen Reiseangebot vor allem auch alleinstehende ältere Menschen ansprechen, "die zwar gerne reisen würden, sich aber vielleicht aufgrund einer Bewegungseinschränkung alleine nicht mehr trauen." Es entspreche ihrer Erfahrung, dass viele sich aus Angst, "anderen möglicherweise zur Last zu fallen", nicht mehr auf solche Reisen trauten. Dieses Problem gebe es bei den neuen Pflegereisen nicht mehr, weil "sich alle mehr Zeit nehmen." Durch die Pflege-Begleitung sei garantiert, dass jeder einzelne Mitreisende "rundum persönlich betreut werde" und ein unbeschwertes Reise-Erlebnis genießen könne.

Schöttle geht es hier um mehr, als nur um ein neues Reiseangebot, ein neues "Business-Modell" im Portfolio eines Busunternehmens: sie habe für sich die Erfahrung gemacht, dass "von den Senioren emotional extrem viel zurückkommt", wenn man sich um sie kümmere. Ein dankbares Lächeln am Ende eines inspirierenden Reisetages – "da geht mir das Herz auf." Das lohne jeden Mehraufwand, den man in ein solches Reiseangebot stecken müsse.

Alle Informationen zu den neuen Rexer-Pflegereisen sind im aktuellem Reisekatalog, bestellbar im Internet unter www.rexer.de oder telefonisch unter 07051 / 162 60.