Ulrich Sahm fesselte die Zuhörer in Neuweiler mit einer Fülle von Erkenntnissen. Foto: Seeger Foto: Schwarzwälder-Bote

Der 1948 gegründete Staat Israel und die Bundesrepublik Deutschland begannen erstmals im Jahr 1965 offizielle Beziehungen

Neuweiler-Zwerenberg (ms). Knapp 60 Besucher verfolgten den engagierten und lebendigen Vortrag von Ulrich Sahm. Er fesselte die Zuhörer mit wenig bekannten sowie teilweise ganz neuen Erkenntnissen aus den 50 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland.

Sahm erzählte, dass die staatlichen Beziehungen zwischen dem am 14. Mai 1948 gegründeten modernen Israel und der ein Jahr später am 23. Mai 1949 gegründeten Bundesrepublik schon älter als 50 Jahre seien. Bereits 1952 standen sich die Delegationen beider Länder in Luxemburg gegenüber, als über Wiedergutmachungszahlungen verhandelt wurde. David Ben-Gurion auf israelischer und Konrad Adenauer auf deutscher Seite waren die Staatenlenker, die es trotz heftiger Kritik im eigenen Land geschafft hatten, eine Zusammenarbeit in Gang zu setzen, um 1965 offizielle Beziehungen einzurichten.

Diese Verzögerung des Diplomaten-Austauschs ins Jahr 1965 hatte folgende Sachlage: Deutschland wollte seine traditionell guten Beziehungen zu den arabischen Staaten nicht gleich aufs Spiel setzen. Der ägyptische Staatschef Gamal abdel Nasser aber hatte den DDR-Staatschef Walter Ulbricht nach Kairo eingeladen und wie ein Staatsoberhaupt empfangen. Das war ein Fall für die Hallstein-Doktrin. Nun stellte die Bundesrepublik die deutsche Wirtschaftshilfe für Ägypten ein und nahm diplomatische Beziehungen zu Israel auf. Darauf brachen neun arabische Staaten die Beziehungen zu Westdeutschland ab.

Im Sommer 1973 besuchte Willy Brandt als erster Bundeskanzler den Staat Israel. Damals bat ihn Ministerpräsidentin Golda Meir, Geheimgespräche mit Ägypten zu führen. Israel sei bereit, sich vom Sinai zurückzuziehen. Das israelische Staatsarchiv hatte 2013 Dokumente freigegeben, die belegen, dass Golda Meir auf den falschen Mann gesetzt hat.

Der sozialdemokratische Kanzler traute den Israelis nicht und wollte es sich nicht mit der arabischen Welt verderben. Er unterließ es, dem ägyptischen Präsidenten Anwar as Sadat – wie von Israel gewünscht – die Botschaft persönlich zu überbringen. Hätte der Friedensnobelpreisträger die Bitte von Golda Meir ernst genommen, hätte der Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973 mit mehr als 2500 Toten und Tausenden Verwundeten wohl verhindert werden können. Nachdem Ulrich Sahm in Schwerin, Bonn und München einfach mit Konrad Adenauer und David Ben-Gurion den Vortrag begonnen hatte, war es in Neuweiler wegen der Templer etwas anders. Hier haben die Beziehungen der beiden Regionen ja schon vor fast 150 Jahren begonnen, als die Templer von hier auszogen und im osmanischen Palästina Siedlungen gründeten. Diese württembergischen Auswanderer waren unter den ersten Wegbereitern für das zukünftige, moderne Israel. Diese Templer brachten die fortschrittlichsten Techniken für Landwirtschaft, Haus-, Brunnen-, Straßen- und Brückenbau in ein damals rückständiges und laut Bericht des im Orient reisenden Mark Twain und vernachlässigtes Land.