Fast unscheinbar hängt dieses 384 Jahre alte Kunstwerk innen an der Südwand der Neuweiler Kirche und erzählt vom Schicksal der 1630 verstorbenen Pfarrersfrau Ursula Rebstock. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Epitaph ist früh verstorbener Ehefrau Ursula des damaligen Neuweiler Pfarrers Jeremias Rebstock gewidmet

Von Hans Schabert

Neuweiler. Es gibt bei uns kaum Kunstwerke aus der Zeit um 1630, denn damals tobte im zentralen Europa gnadenlos der Dreißigjährige Krieg. Außerdem plagten Seuchen wie die Pest und Hunger die Menschen, die deshalb nicht an künstlerisches Wirken dachten.

An der Südwand der Kirche in Neuweiler hängen allerdings besondere Gemälde sowie schriftliche Hinterlassenschaften in einem verzierten Holzrahmen aus jener Zeit: ein 384 Jahre altes Epitaph.

Gedenktafel seltenerKunstgegenstand

Das aus dem griechischen stammende Wort bezeichnet eine Gedenktafel mit Inschrift für Verstorbene. Der Heimatforscher Walter Hanselmann hat vor 40 Jahren, Vorarbeiten des ehemals im Oberen Wald tätigen Lehrers Wilhelm Pabst aufgreifend, die Bedeutung des farbig und doch bescheiden die Kirche zierenden Kunstgegenstandes in seiner teils ins Heimatbuch Neuweiler eingeflossenen "Neuweiler Chronik" aufgegriffen.

Als Übersetzung des lateinischen Textes in der Fußleiste hielt er fest: "Ursula, alle Freuden sind mir durch Deinen Tod entrissen, und unserem Haus fehlt die Säule des Glaubens." Dies beklagte der von 1627 bis 1635 in Neuweiler tätige Pfarrer Jeremias Rebstock. Seine Frau war mit gerade 25 Jahren für immer von ihm gegangen. In deutscher Sprache bis heute gut leserlich ist, dass sie "anno 1630, den 27 July morgens nach 8 Uren", starb. Auch, dass die "Ehrn und tugendsame Frau Ursulam Jerimiä Rebstockner" die Tochter des "erwirdigen wohlgelehrten Herrn Sebastian Keyerlebers", Pfarrer in Machtelsheim, war, ist dokumentiert.

Darstellung ein Symbolfür die Auferstehung

Im großen Mittelteil des Epitaphs ist in bunten Farben die Auferstehung Christi dargestellt. In einem kleineren Gemälde darüber wird von einem rotgewandeten Engel eine Frauengestalt einem weiß gekleideten Engel für den Himmel übergeben. Diese Darstellung symbolisiert die Auferstehung der Verstorbenen am jüngsten Tag. Die Inschrift bittet auch, dass den Leib "Gott an seinem großen Tag mit Freiden erwecken wölle".

Andreä nennt Rebstockauserlesenen Freund

Der Calwer Dekan Johann Valentin Andreä nennt in schriftlicher Hinterlassenschaft den Pfarrer Jeremias Rebstock einen "artigen Mann und auserlesenen Freund". Der spätere Oberhofprediger rettete im Jahr 1634 sein Leben mit der Flucht vor feindlichen, die Stadt Calw niederbrennenden Truppen.

Versteck auf demMeisternrücken

Rebstock versteckte ihn und seine Familie in Neuweiler und den damals zugehörigen – heute Stadtteile Bad Wildbads bildenden – Bergorten auf dem Meisternrücken über Großer und Kleiner Enz.