Eine kleine Gruppe führte Neuweilers amtierender Bürgermeister Martin Buchwald (Mitte) durch den Kernort der Gemeinde. Die dabei gemeinsam entdeckten Möglichkeiten und Potenziale der Gemeinde waren doch beeindruckend. Foto: Kunert

Wahlkampf-Spaziergang mit Bürgermeister Martin Buchwald offenbart reichlich Entwicklungspotenzial der Gemeinde im Oberen Wald.

Neuweiler - Eigentlich schade, dass nicht einmal ein Dutzend Personen an diesem Sonntagnachmittag Neuweilers amtierenden Bürgermeister Martin Buchwald auf dem kleinen Wahlkampf-Spaziergang im Kernort begleiten wollten. Für jene, die dabei waren, wurde es tatsächlich zu einer echten Entdeckungstour durch die eigene Gemeinde.

Beispiel freie Neubauflächen für Einfamilienhäuser, mit denen man vor allem die für viele Bereiche der Gemeindeentwicklung so wichtigen jungen Familien nach Neuweiler locken könnte. Mehrfach war bei der Bewerbervorstellung zur Bürgermeisterwahl am Freitag davor genau nach diesen Neubaumöglichkeiten gefragt worden.

Und die Addition jener freien Grundstücke, die man an diesem Nachmittag beim rund zweieinhalbstündigen Fußweg passierte, ergab schon eine erstaunliche Zahl: Rechnet man alle bebauungsfähigen Flächen zusammen, könnte sich das auf stolze 50 bis 60 neue Einfamilienhäuser summieren. Und das allein im Kernort. Da war Buchwald als Bürgermeister von Neuweiler selbst ein bisschen überrascht, als Ex-Gemeinderat Roland Keller, Betreiber eines Ingenieurbüros in Neuweiler, ihm dieses Entwicklungspotenzial vorrechnete.

Viele Flächen nichtin Gemeindehand

Allerdings: Noch ist die Gemeinde in vielen Fällen nicht Eigentümer dieser bebauungsfähigen Freiflächen. Auch fehlen geeignete Bebauungspläne, um die diversen Baulücken im Ort nach und nach mit den Eigenheimen von Neubürgern in spe zu füllen. Aber, so erläuterte Buchwald, mit der anstehenden Aufnahme des von ihm angeschobenen Gemeindeentwicklungskonzeptes könnte man sich genau um die planerische Erschließung dieser Grundstücke kümmern. Um damit dann tatsächlich mehr junge Familien nach Neuweiler zu locken, die dann die so wichtigen Kinder in den Ort bringen würden. Denn mehr und vor allem junge Bürger bedeutet für die Gemeinde: Eine bessere Grundlage für den Erhalt der weiterführenden Schule im Ort. Mehr Kunden für den so sehr ersehnten Lebensmittelladen. Und noch manches mehr.

Am anderen Ende des demografischen Wandels, für die älteren Mitbürger, denen man mit neuen Wohnperspektiven ebenfalls den Verblieb im Ort ermöglichen möchte – Stichwort: Leaderprojekt betreutes Wohnen – könnte sich Buchwald ganz konkret den Umbau bestehender Bausubstanz entlang des Wildberger Wegs gleich hinter dem Rathaus vorstellen. Ein hier weitgehend leer stehendes ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen, dessen einziger Nutzer Buchwald selbst sei – er hat hier seine Dienstgarage gemietet –, sei geradezu ideal für eine solche Maßnahme. Aber auch hier warte man auf den endgültigen Zuschussbescheid, um endlich loslegen zu können.

Dorfladen eines der Wunschziele

Quasi vis-a-vis zu dieser Immobilie befindet sich das derzeit leer stehende Gebäude des letzten Lebensmittel-Geschäfts von Neuweiler, dessen Besitzer gerade gewechselt habe. "Vielleicht, vielleicht", deutet Buchwald die Möglichkeit einer eventuellen Reaktivierung des kleinen Dorfladens an. Gespräche gebe es. Aber mehr möchte und könnte er nicht sagen. Überhaupt, da man bei diesem sonntäglichen Informations-Spaziergang ja irgendwie ganz unter sich war, plauderte Buchwald reichlich aus dem Nähkästchen, das zwar noch nicht spruchreif, aber auf einem erfolgreichen Weg sei.

Und soviel Mitteilungsbewusstsein schien ansteckend zu sein: Roland Keller, der mit seinem Anwesen an der Calwer Straße 49 bis 51 in den vergangenen Jahren so etwas wie ein kleines Arzt- und Gesundheitszentrum aufgebaut hat, in dem unter anderem bereits ein Zahnarzt ansässig ist, offenbarte während des Wahlkampfrundgangs seine Kontakte zu gleich zwei Jungärzten, die sich aktuell nach der Möglichkeit einer Gemeinschaftspraxis umschauten und an Neuweiler als Standort zumindest interessiert seien.

Noch sei – auch hier – nichts spruchreif. Aber wenn das klappen könnte, würde nicht nur ein riesiger Seufzer durch Neuweiler gehen. Bürgermeister Buchwald würde in dem Fall davon ausgehen, dass die Gemeinde ihre eigenen Planungen für den künftigen Standort einer Praxis für einen Allgemeinmediziner gerne aufgeben würde. So ging es weiter bei teils vorfrühlingshafter Temperatur durch die Straßen Neuweilers. Dabei wurde auch über den Standort des Marktes diskutiert, über eine mögliche neue, optimierte Verkehrsführung dazu. Oder die geologischen Herausforderungen des flächendeckenden Breitbandausbaus. Die Zukunft des architektonischen und historischen Baujuwels "Sonne-Mond-und-Sterne-Haus", für das Buchwald die Anregung aufgriff, für eine anstehende Sanierung die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit ins Boot zu holen.

Leuchtturmprojekt würde allem guttun

Und es wurde mehr als klar: Potenzial für alle möglichen Projekte und Entwicklungsszenarien gibt es reichlich. Aber irgendwie fehlt es noch an dem "Ruck", der endlich alles in Fahrt bringt. Vielleicht ein herausragendes, gerne auch touristisches Leuchtturmprojekt, dass die gesamte Entwicklung der Gemeinde mit sich reißt.

Ein solches Projekt für Neuweiler sei erst kürzlich und weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit denkbar knapp gescheitert, so eine weitere, eher verblüffende Mitteilung von Buchwald. Ein großer Ferienpark-Betreiber aus den Niederlanden hatte schwarzwaldweit nach einem weiteren Standort für ein subtropisches Badeparadies nebst angeschlossenem Feriendorf gesucht. Im Ranking der möglichen Standorte kam Neuweiler immerhin auf Platz drei. "Das wär’ es gewesen", ist sich nicht nur Buchwald sicher.

Auch wenn man diesmal letztlich trotzdem leer ausgegangen ist, und eine Gemeinde im Südschwarzwald das Rennen machte, die Platzierung aber zeige: "In Neuweiler kann noch Vieles möglich werden."