Hundehalter aufgepasst: Möglicherweise legen Tierquäler in Neuweiler Giftköder aus. Foto: Kusch

Hundehalter findet verdächtige Fleischstücke. Universität München testet Proben.

Neuweiler - Geht der Horror für Tierhalter weiter? Nach mehreren Funden von Giftködern im Raum Calw (wir berichteten) scheinen Tierquäler  den Oberen Wald heimzusuchen: In Neuweiler wurde am Dienstag Fleisch entdeckt, das ebenfalls Gift enthalten könnte.

Mehrere Hundert Gramm feinsten Gulaschs – wer sollte so etwas schon mutwillig wegwerfen? Diese Frage stellte sich auch ein Hundehalter, der am Dienstagabend bei Karola Müller in Neuweiler klingelte – und dessen Hund von dem Fleisch gefressen hatte. Der Fundort: am Wegesrand  auf Höhe eines Umspannhäuschens in der Schulstraße, nahe der Waldschule. Der Verdacht: Giftköder.

Qualität macht stutzig

Denn stutzig machte den Hundehalter vor allem die Qualität des scheinbar achtlos entsorgten Lebensmittels. "Hätte man das Fleisch abgewaschen, man hätte es glatt in die Pfanne werfen können", berichtete Müller, die in Neuweiler einen Futtershop für Tiere betreibt, am Mittwoch.

Treibt im Oberen Wald etwa ein Tierquäler sein Unwesen? Eine Vermutung, die nicht von der Hand zu weisen ist. Erst unlängst, Mitte Januar, hatte der Schwarzwälder Bote von Giftködern berichtet, die vor allem im Raum Calw aufgetaucht waren – und unter den betroffenen Tieren sogar Todesopfer gefordert hatten.

Der Hundehalter, der Müller aufsuchte, reagierte geistesgegenwärtig und verabreichte seinem Vierbeiner eine "Kotztablette", dank der das Tier sich übergeben musste. Schnellstmöglich ging es danach zum Tierarzt, der wegen des Erbrechens zwar keine Vergiftung diagnostizieren konnte, der aber vorsorglich Tabletten verordnete.

Und auch Müller verlor keine Zeit und warnte sämtliche ihr bekannten Hundebesitzer vor der möglichen Gefahr. Zudem kontaktierte sie die Polizei – doch den Beamten sind vorläufig die Hände gebunden. Erst, wenn es einen Nachweis für Gift gebe, könne man aktiv werden, sei ihr erklärt worden.

Diesen Nachweis will Müller nun erbringen. Am Montag soll eine Probe des Fleisches an das toxikologische Institut der Universität München für einen Test versandt werden. In rund drei Wochen dürfte dann ein Ergebnis vorliegen. "Wir können deshalb noch nicht sicher sagen, ob es sich um Giftköder handelt", räumt Müller ein. Angesichts der verdächtigen Umstände rät sie jedoch allen Hundehaltern, darauf zu achten, dass die Tiere nichts vom Boden fressen. Und auch andere Vierbeiner seien in Gefahr. "Schließlich können zum Beispiel auch Katzen solche Köder finden", sagt Müller.

Nicht der einzige Fall

Der Fall nahe der Waldschule ist möglicherweise nicht der einzige. So habe ein anderer Hundehalter ihr berichtet, dass sein Tier auf einer Wiese zwischen Neuweiler und Breitenberg etwas gefressen und sich danach krank verhalten habe. Der Tierarzt habe zwar nicht eindeutig nachvollziehen können, was die Ursache gewesen sei. Eines scheint aber klar: Grund zur Vorsicht sei allemal angebracht.

Info: Was tun, wenn's passiert?

Giftköder

Augen auf beim Spaziergang: Laut der internationalen Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" gibt es typische Giftköder; vornehmlich Fleischbällchen, gespickt mit gefährlichen Gegenständen wie Rasierklingen, Scherben oder Rattengift. Auch Schneckenkorn werde als Giftköder verwendet. Die Köder würden bevorzugt in Gebüsch oder am Rand von Gehwegen mit Rasenflächen platziert.

Symptome

Hinweise, ob ein Hund eine Vergiftung erlitten hat, seien nach Angaben von "Vier Pfoten" Erbrechen, Durchfall, helle Schleimhäute im Rachenbereich, schwankender Gang, Atem- und/oder Herzstillstand, Krämpfe, schneller Herzschlag, Lähmungserscheinungen, Bewusstlosigkeit.

Sofortmaßnahmen

Hat ein Hund einen Giftköder gefressen, gelte es, schnell zu reagieren. Die Tierschutzorganisation rät, sofort den Tierarzt zu kontaktieren, die Symptome zu schildern. Der Arzt könne dann im besten Fall bereits das richtige Gegengift bereithalten. Auch eine Probe des Köders sei hilfreich. Hundehalter sollten im Übrigen davon absehen, ihre Tiere zum Erbrechen zu bringen, wenn unklar sei, was gefressen wurde – bei ätzenden oder scharfen Ködern könne es zu Verletzungen kommen.