Mit fiktiven Situationen setzten sich Neuweiler Schüler mit dem Thema Gewalt auseinander. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Rollenspiele zeigen Tiefe der Thematik / Polizei und Schule bemüht um Prävention

Von Steffi Stocker

Neuweiler. Die Rückgabe einer Mathearbeit löst sowohl Freude als auch Frust aus. Während Max über die Eins nach intensivem Lernen erleichtert ist, hadert Moritz mit seiner Fünf. Im Bus gibt er dem Streber zu verstehen, dass er sich einen anderen Platz suchen muss.

Mit dieser Situation und weiteren Perspektiven ließ Roland Dalcolmo die Schüler in Klasse 7/8 über das Ausmaß von Gewalt entscheiden. Der Polizist des Referats Prävention vom Standort Calw in Reihen des Polizeipräsidiums Karlsruhe war mit Kollegin Manuela Rapp zum traditionellen Schulbustraining in die Waldschule Neuweiler gekommen.

Während die Kinder der Grundschule im Omnibus für die Gegebenheiten sensibilisiert wurden, thematisierten sie in den Klassen fünf bis neun die Gewalt. "Die Schüler wissen, was Gewalt ist und erleben es auch untereinander", so die beiden Polizeibeamten. Gleichwohl sind die Empfindungen, wann Gewalt beginnt wie auch die Schwellen des Niveaus sehr unterschiedlich. Das zeigte die Gewichtung in den dargestellten Situationen.

"Es ist nicht okay, was er zu dem besseren Schüler sagte, aber mit Gewalt hat das nichts zu tun, das geht eher in Richtung Mobbing", meinte ein Schüler. Andere widersprachen ihm. "Das Opfer bestimmt, was Gewalt ist", verwies Dalcolmo auf die Bandbreite des Gewaltpotenzials, das schon mit Worten beginne. Es zeigte sich auch ein Unterschied zwischen Mädchen und Jungen. "Viel hängt außerdem mit dem Bus zusammen", verwiesen die beiden Fachleute auf die Situation, Frust und Ärger außerhalb von Familie oder Schule zu zeigen. "Der Arm der Schule reicht nicht bis in den Bus hinein, deshalb ergibt sich dort eine Grauzone", so Schulleiter Wolfgang Rapp. Im vergleichsweise überschaubaren Neuweiler laufe viel über die Beziehungsebene, also dem Bewusstsein, man kennt sich doch, fasste Konrektor Jochen Morlok zum Umgang in der Waldschule zusammen.

So kam unweigerlich das Thema von Regeln sowie Zivilcourage auf. "Regeln sind wichtig, damit der Laden läuft und das gemeinsame Ziel erreicht werden kann", verdeutlichte Manuela Rapp mit einem schulnahen Beispiel. Dalcolmo gab schließlich Handlungshinweise, sich als Beobachter mit Zivilcourage einzubringen. "Wenn man nur guckt, wird es nicht besser und der Täter fühlt sich bestätigt", motivierte er die Jugendlichen, gemeinsam mit anderen lautstark für Einhalt zu sorgen, unter Umständen Erwachsene dazuzuholen. Oder gegebenenfalls auch die Polizei zu rufen.