Ein Festzug biegt Mitte der 1920er-Jahre in Neuweiler beim "Goldenen Lamm" um die Ecke. Foto: Archiv Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Bei SWV-Frühschoppen gibt es viel über ehemalige Zusammenschlüsse zu erfahren

Beim heimatgeschichtlichen Frühschoppen des Schwarzwaldvereins Neuweiler sprach Hans Schabert über die große Bewegung der Radfahrvereine in den 1920er-Jahren sowie weitere Zusammenschlüsse, die es einst in der Gemeinde gab.

Neuweiler (hms). Eigentlich lockte das Winterwetter nicht gerade zum Hinausgehen. Der Vorsitzende des Schwarzwaldvereins (SWV), Hartmut Mast, hatte es dennoch geschafft, 20 Besucher ins Heimatmuseum zu locken. Mast zeigte sich erfreut, dass die Veranstaltungsreihe nach wie vor auf große Interesse stößt. Zusammen mit Herbert Noe versorgte er die Runde mit Kuchen, Butterbrezeln und Getränken. Aus der Ausstellungsvitrine einen Stock höher hatte die stellvertretende SWV-Vorsitzende, Marianne Noe, das Vereinsbanner des Radfahr-Vereins Einigkeit Neuweiler sowie Festbänder geholt und im Museumsstüble ausgehängt. Diese ergänzten das Bildmaterial, das auf der Leinwand zu sehen war.

Durch die Fahne aufmerksam geworden, hatte der Referent Schabert Nachforschungen angestellt, deren Ergebnisse er in einem Beitrag des jüngsten Jahrbuchs "Einst & Heute" des Kreisgeschichtsvereins Calw veröffentlichte. Er sei selbst überrascht gewesen, dass er auf mehr als 30 solche Vereine im Kreis Calw gestoßen war, sagte er. Riesige Feste mit Radrennen und Umzügen seien von den Vereinen in Altburg, Calw, Nagold und Sommenhardt organisiert worden.

Im heutigen Stadtteil von Bad Teinach-Zavelstein wurde am 17. und 18. Mai 1924 vom dortigen Verein mithilfe der Radfahrer aus Neuweiler die Bannerweihe mit einem zweitägigen Fest und rund 2000 Besuchern gefeiert.

Die meisten Klubs gingen unter

Aus diesem Verein ging 1935 die Schützenkameradschaft Sommenhardt hervor. Der Radfahrverein Wanderlust Neuhengstett wurde schließlich zum Musikverein. Die meisten dieser Klubs gingen aber unter. Die Motorisierung und vielleicht auch die geforderten 51 Prozent Parteimitglieder in der NS-Zeit, die oftmals nicht erreicht wurden, waren die Gründe.

Ein zitierter Artikel aus dem Calwer Tagblatt von 1927 löste Staunen aus: Er handelte von einem Radrennen um die Bezirksmeisterschaft beim 20-jährigen Jubiläum des dortigen Vereins. Die bergige Strecke von 42 Kilometern führte von Altburg über Oberreichenbach und Calmbach nach Neuenbürg und zurück. Vom Sieger, Müller aus Locherhof, wurde sie in einer Stunde, 18 Minuten und 54 Sekunden bewältigt, noch ehe um 1930 die erste taugliche Ketten-Gangschaltung erfunden wurde. Im Zusammenhang mit einer Radsportzeitung, die tausende Mark kostete, wurde auch ein Blick auf die Inflationszeit geworfen. Der einstige "Liederkranz" Breitenberg bezahlte 1920 seine in der "Krone" im Ort bis heute präsentierte Vereinsfahne in Naturalien – darunter mit 20 Pfund Hafer, die zur Wertsicherung für 40 Millionen Mark erkauft worden waren.

Krieger- sowie Militärgruppen aufgelöst

Ein Gesangverein in Neuweiler, dessen Existenz durch ein Foto von 1903 belegt wird und zwei Sängervereinigungen in Zwerenberg sind weitere Chöre, die es nicht mehr gibt. Letzteres gilt auch für den sozial und als Musikergruppe wirkenden Veigeles-club Neuweiler, den Obst- und Gartenbauverein Breitenberg, den Frauenverein dieses Dorfes sowie die 1945 von den Alliierten aufgelösten Krieger- und Militärvereine.

Auch in den vergangenen Jahrzehnten entstanden einige Vereine, die wieder aufgegeben wurden. Darunter der Tauchsportclub Neuweiler, die Agenbacher Graf-Eberhard-Gruppe, die Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes Neuweiler und der Verein "Musik im Wald", der viele Musikgrößen zu Auftritten in den Oberen Wald holte.