Regina Schmid (Zweite von rechts) entdeckte auf einem der alten Bilder ihre Oma im Kindesalter. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Manch wichtigen Rohstoff erzeugt / Region Oberer Wald kennt auch Hexenverbrennungen

Neuweiler (hms). "Die Zweite vorne rechts ist meine Oma", bemerkte Besucherin Regina Schmid beim heimatgeschichtlichen Frühschoppen des Schwarzwaldvereins Neuweiler (SWV), als das 100 Jahre alte Familienfoto mit Kindern aus Agenbach vom Köhler mit seinen Helfern beim Vortrag "Heiße alte Handwerke – Vom Schmiereofen bis zum Scheiterhaufen" auf der Leinwand erschien.

Es war das vorletzte von 42 Bildern, mit denen Hans Schabert seinen Vortrag vor 30 Zuhörern illustrierte. Der SWV-Vize Hartmut Mast hatte die Gäste willkommen geheißen. Versorgt wurden sie mit Unterstützung von Dieter und Gabi Seeger sowie Achim Greule. Sie bilden eines der Bewirtungsteams, mit denen der Verein das Heimatmuseum laut einer Ankündigung im vergangenen Jahr beleben will.

"Für unsere eigentlich rohstoffarme Gegend wichtig war in alten Zeiten, dass früh erkannt wurde, welches Rohstoffpolster auf unseren Böden, obwohl sie karg sein mögen, oder in unseren Wäldern schlummert", so der Referent eingangs. Zu hören war, dass es um 1800 in Altensteig, Calmbach, Herrenalb, Enzklösterle und Wildbad Sauerkleefabriken gab. Sie gewannen ein Salz aus der namengebenden Pflanze. Dieses wurde in der Woll- und Seidenfärberei sowie beim Stoffdruck verwendet. Es konnten damit auch Tinten- oder Rostflecken entfernt oder Holz gebeizt werden.

Der draußen im Wald produzierende Salbe- oder Schmierebrenner stellte in einem speziellen Ofen durch Verschwelen oder Destillieren von Holz Karrensalbe – wie der Schmierstoff genannt wurde – und anderes her. Zunächst entstand Teerwasser, auch Holzessig oder Teergalle genannt. Dieses benötigte der Gerber zum Behandeln der Häute. Dann folgten Holzteer und Kienöl. Sie waren ein pharmazeutischer Grundstoff für den Apotheker. Das am Ende entstehende dickflüssige Pech wurde zu festem, schwarzen Schusterpech aufgekocht.

Weiter war von den Harzern die Rede. Ihre Spuren sind stellenweise bis heute an alten Kiefern in Form fischgrätenartiger Muster oder länglicher sogenannter Dechsel-Lachten zu erkennen. In der Rußhütte – etwa 280 Jahre alt und restauriert, sie kann in Enzklösterle besichtigt werden – wurden bevorzugt harzhaltige Materialien bei sauerstoffarm gesteuerter Verbrennung gezielt zu Ruß. Druckerschwärze, Malerfarbe, Schuhcreme und Grundmaterial für den Apotheker entstanden daraus.

Auch vom Pottasche- und Seifensieder, Schmied, Laternenmacher, Bäcker, Köhler, der Flachsverarbeitung oder dem Vollstrecker bei Hexenverbrennungen im 17. Jahrhundert in Wildberg und Calw wurde berichtet.

Das Produkt der in Wildbad, Enzklösterle, Calmbach, Herrenalb, Schwann, Simmersfeld und im Kleinenzhof tätigen Pottaschesieder war für die Glasherstellung von großer Bedeutung. Aus in selbst erzeugter oder gekaufter Asche gewannen sie durch Behandlung mit Wasser und Erhitzen das Salz. Bei der Glasmühle auf Markung Neuweiler-Breitenberg und dem wohl um 1500 untergegangenen Ort Glashausen bei Altensteig wurde es zur Glasproduktion gebraucht. Pottasche senkt den Schmelzpunkt von 1800 auf 1200 Grad. Beim Apotheker, Seifensieder oder Färber und zur Schießpulverherstellung war es gefragt. Die Veräußerung ins Ausland war in Württemberg verboten.