In den Türbogen ist die Jahreszahl 1579 und das württembergische Hoheitszeichen eingemeißelt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Walter Schaible nennt als Baujahr 1726 / Anwesen wird verkauft

Von Hans Schabert

Neuweiler. "Baurehaus" heißt das stattliche alte Fachwerkhaus in Neuweilers Ortsmitte im Volksmund, "Sonne-, Mond- und Sternehaus" nennen es andere. Schräg gegenüber des Rathauses fällt es dem Betrachter in der Friedhofstraße ins Auge. Es ist eines der ältesten Gebäude im Ort und hat historische Bedeutung. Gegenwärtig steht es zum Verkauf.

Fachwerk zeigt eine besondere Konstruktion

Die beiden Eigentümergemeinschaften haben die Abwicklung Walter Schaible übertragen. Der Zimmermeister, der sich im Ruhestand zum Gutachter, Schätzer und Immobilienfachmann weitergebildet und einen Namen gemacht hat, kommt ins Schwärmen, wenn er von der besonderen Fachwerkkonstruktion erzählt. Aber er weist auch auf den Renovierungsbedarf des nach seinen Feststellungen 1726 errichteten Hauses hin. Sonst wäre ein Angebot von 100 000 Euro für 200 Quadratmeter Wohnfläche in acht Zimmern auf einem mehr als 15 Ar großen Grundstück kaum vorstellbar.

Zeitweise hielt sich die Meinung, es handle sich um eine ehemalige Poststation. Diese entstand wohl, weil die Stirnwand ein Wappenschild mit den drei württembergischen Hirschstangen und einem Horn trägt. Ein etwa einen Meter hoher Trittstein von der Staffel zum Hauseingang ermöglichte außerdem einem Reiter, vom Pferd zu steigen. Das Untergeschoss verfügt über große Stallungen, wie sie auch für Pferdewechsel in solchen Stationen nötig waren.

Wilhelm Pabst: "Keine ehemalige Poststation"

Selbst Neuweilers Lehrer und Heimatforscher Wilhelm Pabst glaubte in den 1950er-Jahren zunächst daran, kam allerdings bei eigenen Nachforschungen zu einem anderen Resultat. Er hat keine alte Postraße durch den Schwarzwaldort festgestellt, aber er erkannte im "Baurehaus" ein bedeutendes Amtsgebäude.

Die in Stein gehauene Jahreszahl 1579 über einer Tür dürfte auf die erste, bescheidene Bebauung des später stattlich ausgebauten Hofes hinweisen und wurde gewissermaßen ins neue Gebäude übernommen. Eine alte Schriftquelle belegt, dass sich das Anwesen 1590 in der Hand zweier Besitzer befand. Ein entsprechender Vertrag wurde "in Peter Stollen Würthsbehausung, im hintern Stüblin" verfasst. Schon damals wurden hier also dem Brauch der Zeit entsprechend Amtshandlungen getätigt. Es gab noch keine Rathäuser, und für die später "Zur Sonne" genannte Gastwirtschaft fand Pabst in der Folge noch viele Beurkundungen.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewann die "Sonne" an Bedeutung. Neuweiler war zu dieser Zeit Stabsort. Von dem kleinen Verwaltungszentrum wurden mehrere Dörfer verwaltet, und das Ruggericht trat hier zusammen. Im heutigen Sprachgebrauch ausgedrückt war die "Sonne" der Tagungsort und Vorläufer des Rathauses für die Dörfer um Teinach-Ursprung und Meisternhöhe.

Zu den jährlich stattfindenden Ruggerichten kamen der Untervogt von der Fautsburg, dem der Neuweiler Stab unterstand, möglicherweise sogar der Calwer Vogt. Wegen dieser Amtspersonen wurde vielleicht die Anbringung des Wappens am "Baurehaus" veranlasst. Die Giebelwand, geschmückt mit Sonne, Mond und Sternen, verkündete: "Hier kert ein – bey der Son ist guter Wein" (1765). Allerdings verwies ein weiterer Hausspruch die Habenichtse an eine andere Quelle: "Dies Haus steht unter der Sonnen, wer kein Geld hat, zehr’ am Bronnen." Der Zulauf am Gerichtstag war sicher bestens, denn da kam die Bevölkerung aus allen zugeordneten Dörfern zusammen.