Um die Ärzteversorgung in Neuweiler aufrecht zu erhalten, sammeln die Bürger fleißig Unterschriften. Foto: Stocker

Letzte Praxis in Neuweiler wird zum Monatsende geschlossen. Sorge um medizinische Versorgung größer als je zuvor.

Neuweiler - Ende des Monats wird die letzte Praxis eines Allgemeinmediziners in Neuweiler endgültig geschlossen. Nachdem bisher bereits vorübergehend kein Arztbesuch in der Gemeinde mehr möglich war, ist nun die Sorge um die medizinische Versorgung größer als je zuvor.

Dass die Bürger von Neuweiler sich um die Zukunft der Arztpraxis sorgen machen, wurde bei der Fragerunde in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich: "Wie soll es weitergehen?", wollten einige wissen.

"Es herrscht ein reger Kontakt zur kassenärztlichen Vereinigung (KV), den Krankenkassen und Sozialministerium, aber das Problem besteht bundesweit", fasste Martin Buchwald ernüchternd zusammen. Demnach sei der KV an der Sache dran und auf der Suche nach Ärzten, antwortete der Bürgermeister immer wieder. Zwar würde auf Ebene der Vereinigung ein Förderprogramm entstehen, konkrete Daten lägen aber noch nicht auf dem Tisch.

"Man will sich seitens des Ministeriums offenbar in Richtung Modellprojekt eines Medizinischen Versorgungszentrums versuchen, doch auch dafür liegen noch keine Anhaltspunkte vor", brachte Buchwald den Vorschlägen der Bevölkerung entgegen. Nach wie vor stehe der Gemeinde eine komplett ausgestattete Praxis zur Verfügung, die sie gerne in die Hände eines Arztes geben würde. Zudem versicherte Buchwald, dass er bei jeder erdenklichen Möglichkeit die Werbetrommel rühre, um einen Arzt für Neuweiler zu gewinnen – auch bei jungen Allgemeinmedizinern, die noch in der Ausbildung sind.

"Mit dieser Situation sind viele Patienten aufgeschmissen, weil sie in anderen Praxen nicht aufgenommen werden", berichtete Karin Schmid. Und das betrifft alle Alterskassen, bestätigte Buchwald. Nicht nur deshalb haben einige Bürger inzwischen einen offenen Brief an die Politik gerichtet und sammeln fleißig Unterschriften, um öffentlichen Druck auszuüben. "Bisher hatten wir zwei Allgemeinärzte in unserer Gemeinde. Inzwischen mussten beide Ärzte schließen", fassen sie im Brief die Entwicklung zusammen und fragen nach der Gewährleistung der ärztlichen Versorgung. "Wir zahlen bis zu 15 Prozent Krankenkassenbeiträge, haben wir Bürger da nicht das Recht auf eine flächendeckende ärztliche Versorgung?", fordern sie die Politik zum Handeln auf. Der Brief ist in der Getränkehandlung Kern zur Einsicht ausgelegt. Noch bis Ende kommender Woche sammeln die Organisatoren, darunter auch Jutta Müller-Mathiske, die eigenen Worten zufolge trotz eines Notfalls in anderen Praxen abgelehnt wurde. "Ich gehe davon aus, dass die Patientenakten noch diesen Monat ausgehändigt werden", machte Buchwald den Bürgern Hoffnung.

Gleichzeitig verwies er auf die Grundlagen der ärztlichen Versorgung, die erst bei unter 75 Prozent Handlungsbedarf nach sich ziehe. Der Kreis Calw sei in drei Bereiche aufgeteilt. Neuweiler zähle zum Mittelbereich ebenso wie die Städte Calw und Bad Liebenzell und weist – inklusive der Praxis, die jetzt geschlossen wird – eine Versorgung von 103 Prozent aus. Allerdings, so die erfreuliche Aussicht, der Bereich sei nicht gesperrt und es können neue Ärzte kommen.