Erinnerungen ausgetauscht wurden im Museumsstüble von SWV-Vizechefin Marianne Noe (links) und den Besuchern nach dem Referat. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Weltkrieg: Einwohner überstehen Flugzeugabstürze sowie mehr als 140 Bombenabwürfe unbeschadet

Neuweiler (hms). Mehr als 140 Bombentrichter und sechs Flugzeugabstürze rissen in den 1940er-Jahren um Neuweiler und seine Ortsteile die Erde auf. "Doch die Menschen hatten riesiges Glück", sagte beim heimatgeschichtlichen Vormittag des Schwarzwaldvereins (SWV) im Museumsstüble Referent Hans Schabert. Kein Einwohner wurde verletzt oder starb.

Der Schaden an Wegen und Flur zwischen Neuweiler und Breitenberg sowie in der Rohrmiss in Richtung Oberkollwangen war beträchtlich, blieb aber reparabel. Dies dokumentiert ein Originalbericht des damaligen Bürgermeisters Friedrich Hanselmann aus den Gemeindeakten, der den Flurschaden auf 50 000 Mark bezifferte. Er bat das damalige Forstamt Hofstett um Beratung besonders wegen der 25 Hektar vernichteten Gemeindewaldes.

Dass ein verirrtes Geschoss einer Bordkanone im Gasthaus Adler einen Salatbecher zerschlug, ist eine Episode am Rande. Marianne Noe, die als Vize-Chefin des SWV die Besucher begrüßt hatte, erinnerte sich, wie zu ihrer Kinderzeit in den 1960er-Jahren die bis zu fünf Meter tiefen Bombenkrater teils als Müllkippen benutzt wurden.

An der Markungsgrenze Oberkollwangen/Schmieh erinnert ein Gedenkstein, dass dort am 25. Februar 1944 eine britische Lancaster in den Wald stürzte. Drei Soldaten der britischen Luftwaffe kamen dabei ums Leben. Zwei verbrannten im Flugzeug. Der Pilot aus Kanada wurde erst Wochen später im tauenden Schnee beim Igelslocher Brunnen gefunden. Er war noch mit dem Fallschirm abgesprungen, aber zu spät. Drei Überlebende waren vorübergehend im Oberkollwanger Ortsarrest. Tauschgeschäfte, Schokolade gegen Brot, liefen durchs Zellenfenster mit der Jugend des Orts, wie der Referent von Zeitzeugen wusste.

Im Dezember 1944 ließ bei Agenbach nach einen Absturz der 21-jährige Joachim Schmidt aus Neuhagen sein Leben. Auch an dieser Absturzstelle steht ein Gedenkstein. Um Hofstett ereigneten sich im Zweiten Weltkrieg tödliche Flugzeugabstürze eines Amerikaners am Weinsträßle und des Deutschen Peter Schulte nahe dem Dorf am Hang zum Enztal. Eine Messerschmid 109 ging im Waldstück von Adam Beuerle auf Markung Zwerenberg im Gewann Allmend nieder, deren Pilot unverletzt mit dem Fallschirm den Boden erreichte.

Zwei weitere Flugzeuge fielen spiralförmig vom Himmel ins freie Feld bei Hofstett, ergänzte Fritz Braun als Zeitzeuge aus der Runde.