Das Bauernhaus von der Friedhofstraße her gesehen: Unter der – außer an der Frontseite – angebrachten hölzernen Verkleidung befindet sich ein mit Sandstein ausgefülltes Fachwerk. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Wissenschaft: Pia Krause im Auftrag von Uni Stuttgart am Werk / Konstruktion gibt Hinweise / Potenzieller Käufer plant Café

Eine Woche lang war der Arbeitsplatz von Pia Krause im Bauernhaus gegenüber vom Rathaus in Neuweiler. Sie maß, dokumentierte und untersuchte Grundrisse, Kubatur, Bauweise und Raumklima am "Sonne-Mond-und-Sternehaus".

Neuweiler/Wildberg/Stuttgart. Dies tat sie im Rahmen eines Forschungsvorhabens des Instituts für Akustik und Bauphysik der Universität Stuttgart. Dort ist die aus Wildberg stammende junge Frau wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nach Auswertung in die Lehre und in ihre Dissertation einfließen.

Als Glücksfall sieht sie, dass sie mit Zimmermeister Walter Schaible aus Neuweiler für manches fachliche Thema einen kompetenten Gesprächspartner hat. Mit Begeisterung spricht Pia Krause über das Vorgefundene.

Baukultur des Nordschwarzwalds in früheren Zeiten

In Stein gehauen über einer Tür und eingeprägt im gusseisernen Ofen ist die Jahreszahl 1726. "Das kann als Baujahr für das Gebäude passen", sagt die Fachfrau.

Die Konstruktion des Hauses verweise auf die Zeit vor etwa 300 Jahren. Diese sei ein gutes Beispiel für Ressourcen schonendes Bauen mit dem vor Ort vorgefundenen Material. Mehr darüber zu erfahren und vielleicht zu dessen Rückkehr anzuregen sei das eine, die Untersuchung der Baukultur des Nordschwarzwalds in alten Zeiten das andere Ziel, das sie verfolge.

Früher habe eine bestimmte Bautypologie die Orte geprägt, die in Neuweiler teils noch schön vorhanden sei. Diese gehe heute durch Fertig- und Einheitsbauten, dazu noch bei hoher Umweltbelastung, verloren.

Deshalb sei sie auf der Suche nach landschaftsbezogenen und schonenden Bauweisen, wie sie in dem alten Gebäude ihren Niederschlag gefunden hätten. Als Material habe Sandstein für das Untergeschoss und das Ausfachen der aus Weißtannen bestehenden Fachwerk-Konstruktion gedient.

Die vor Ort gefundenen und verwendeten Stoffe seien "bewusst und richtig eingesetzt worden." Man habe so eine besondere Bauleistung erzielt.

Stützenfreier Innenraum mit zehn Metern Spannweite

Trotz Leerstands seien nach der langen Zeit kaum Feuchtigkeitsschäden zu erkennen. Mit Balken aus Weißtanne geprägt sei die Konstruktion eines sogenannten "liegenden Stuhls", eines stützenfreien Innenraums von zehn Metern Spannweite.

Ganz stabil sei das Raumklima: Trotz undichter Fenster hätten die Messgeräte die ganze Woche über eine kaum schwankende Raumtemperatur um 18 Grad aufgezeichnet.

Bekanntlich soll das Haus veräußert werden. Diese Aufgabe hat der Sachverständige und Vorsitzende des Gutachterausschusses der Waldgemeinde, Walter Schaible, von den Eigentümern übertragen bekommen (wir berichteten).

Obermeister der Schreinerinnung möchte Gebäude erwerben

Wenn die zum Monatsende erwartete Baugenehmigung keine unerfüllbaren Forderungen hinsichtlich Denkmal- und Brandschutz mit sich bringt, soll Anfang September der Verkauf an Tobias Rehder über die Bühne gehen.

Den potenziellen Käufer überraschen kann eigentlich kaum etwas, denn schließlich ist er Obermeister der Schreinerinnung Stuttgart, Sachverständiger für Gebäudeschäden und Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz. Neben Wohnräumen hat er laut Schaible die Einrichtung eines Cafés beantragt.

Den Aufwand von 800 000 Euro für die Gebäudesanierung decken teils Fördergelder von Land und Gemeinde.