Foto: Andrina Große

Rund 100 Bands an drei Tagen: Zehntausende strömen zum Feiern in die kleine Gemeinde Neuhausen ob Eck.

Neuhausen ob Eck - Das Southside Festival lockt jedes Jahr Zehntausende Musikfans in die kleine Gemeinde Neuhausen ob Eck. Die Bewohner stört das nicht – selbst der Zahnarzt fiebert offenbar dem Festival entgegen.

Drei Tage lang tanzen und Musik hören: Rund 60 000 Menschen haben gestern in Neuhausen ob Eck (Kreis Tuttlingen) den Auftakt des Southside Festivals gefeiert. Bereits am Vortag stürmten pünktlich zur Eröffnung des Geländes vollbepackte Besucher zu den begehrtesten Zeltplätzen. Dann war erst mal Aufwärmen angesagt. Denn der Aufbau der Zelte im Regen war nicht gerade ein Vergnügen. Passend: Im großen Veranstaltungszelt mit der Red Stage war zur Warm-up-Party mit vier Bands geladen.

"Besonders freue ich mich auf die Atmosphäre auf dem Campingplatz", sagte Lukas, der seit Jahren mit seinen besten Freunden auf das Southside kommt. Außerhalb jeglicher Konventionen könne man ganz entspannt feiern, sagt der 30-Jährige.

Richtig los in das dreitägige Musikwochenende – das bereits seit Wochen ausverkauft war – ging es dann gestern Nachmittag, als "Catfish and the Bottlemen" den Reigen auf den vier Bühnen eröffneten. Im Zelt mit der White Stage trat um 16 Uhr "MØ" mit der Sängerin Karen Marie Ørste ins Scheinwerferlicht und hatte dabei schon eine beeindruckende Zuhörerschar vor sich. Entsprechend euphorisiert suchte sie gleich nach dem ersten Lied die Nähe des Publikums und landete dabei just im Graben auf dem Hosenboden.

Auch für das amerikanische Pop-Punk-Quartett "All Time Low", das eine beeindruckende Show ablieferte, versammelte sich schnell ein größeres Publikum vor der Green Stage. Bei etwas mehr als 100 Bands, die das Southside über die Tage verteilt auf dem ehemaligen Heeresflugplatz anbietet, pickt man sich als Festivalbesucher mitunter gezielt seine Favoriten heraus. Im Line-up für gestern waren es vor allem zwei Namen, die sich sicher viele vorgemerkt hatten: Ex-Oasis Noel Gallagher, der mit seinen High Flying Birds auf das Hochplateau bei der 3800-Seelen-Gemeinde Neuhausen ob Eck zurückkehrte, und "Florence and the Machine". Seine Fangemeinde hatte dann auch Techno-Superstar Paul Kalkbrenner, der nach Mitternacht seine Live-Show zündete und dabei auch erste Tracks von seinem Album im Gepäck hatte, das erst im August erscheinen wird.

Heute stellen "Burning down Alaska" zur Mittagszeit als Erste an Tag 2 des Festivals ihr musikalisches Paket zu und setzen den Poststreik außer Kraft. Schon um 16 Uhr stehen dann die "Counting Crows" auf der Blue Stage. Überhaupt hat der Samstag eine enorme Bandbreite zu bieten. Schnelles Wechseln von Bühne zu Bühne, von Auftritt zu Auftritt ist da angesagt. Wer dann noch um 18 Uhr "Labrassbanda" nicht verpassen möchte – und das sollte man wirklich nicht – hat schon ein strenges Programm zu absolvieren. Gut, dass man die Nacht ab 1 Uhr mit "Casper" ausklingen lassen kann. Gemütlich dürfte das aber nicht unbedingt werden, sondern eher nochmals schweißtreibend.

Das Sonntagsangebot steht dem vom Samstag wenig nach. "Cro" zieht seine Maske über, "Farin Urlaub" mit seinem Racing Team und "Jan Delay" und viele mehr versprechen für den Abschlusstag nochmals ein Rundum-sorglos-Paket für die Freunde von Rock, Independent und Alternative.

Besucher haben Gummistiefel und Sonnencreme im Gepäck

Das Festival zieht jährlich mehr Menschen in die knapp 4000-köpfige Gemeinde Neuhausen ob Eck. Doch die Bewohner scheint das nicht zu stören: "Das Southside ist unsere 5. Jahreszeit", sagte der Bürgermeister Hans-Jürgen Osswald. Die Menschen seien alles andere als wild, sondern glücklich und sehr friedlich. Die jüngere Generation sei selbstverständlich selbst auf dem Festival vertreten.

Aber auch gestandene Bürger freuten sich auf die Veranstaltung: Beispielsweise fiebere der ortsansässige Zahnarzt seit 16 Jahren dem Festival entgegen, sagte Osswald. Nun muss nur noch das Wetter halten: Die Vorhersage für die nächsten drei Tage ist zwar – wie in vielen Jahren zuvor – durchwachsen. Die Besucher stört das jedoch nicht: Im Gepäck sind eben sowohl Gummistiefel als auch die Sonnencreme.

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