Guntram Gassmann während eines archäologischen Experiments mit einem originalgetreu nachgebauten Rennfeuerofe. Foto: Schwarzwälder-Bote

Archäologen erläutern die Arbeitsabläufe vom Auffinden des Erzes über die Produktion bis zum Handel

Neuenbürg. Die Forschungen hinsichtlich der mehr als 2500 Jahre zurückliegenden keltischen Eisenerzgewinnung und -verhüttung in Neuenbürg finden internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Die Archäologen Günther Wieland, Gebietskonservator für archäologische Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Karlsruhe und Guntram Gassmann, Montanarchäologe aus Tübingen, haben mit ihren Grabungshelfern seit 2004 auf der Stadtgemarkung und rings um Waldrennach Verhüttungsplätze untersucht. Später wurden Grabungen vorgenommen, um festzustellen, wie die Kelten am Schlossberg gesiedelt und Eisenverarbeitung betrieben haben. Das hat zu neuen spektakulären Erkenntnissen geführt. Deshalb waren immer wieder Wissenschaftler aus ganz Europa in Neuenbürg, um sich "vor Ort" über diese einstige, bislang wohl älteste und bedeutendste keltische Eisenproduktion in Mitteleuropa zu informieren.

Ebenso haben die Archäologen originalgetreu nachgebaute Verhüttungsöfen sowie spektakuläre Funde gezeigt und die wissenschaftlichen Erkenntnisse vorgestellt.

Dies wird nun wieder am Sonntag, 8. Juli geschehen. Dieses archäologische Experiment beim Besucherbergwerk "Frischglück" wird somit ein weiterer Beitrag zur Kelten-Forschung sein. Auf dem originalgetreu nachgebauten Verhüttungs- und Schmiedeplatz wird von Gassmann schon am frühen Morgen aufbereitetes Eisenerz und Holzkohle in den nachgebauten Rennfeuerofen gegeben, um den Schmelzversuch zu starten. Den ganzen Tag wird dieser Verhüttungsofen in Betrieb sein. Die Archäologen informieren über ihre Forschungsarbeiten und stechen am Abend den Rennfeuerofen an. Beim Anstich steigt die metallische Feuerfontäne nach oben.

Veranstalter sind die Stadt Neuenbürg, der Verein "Frischglück"-Arbeitsgemeinschaft Neuenbürger Bergbau. Wieland Gassmann erläutern die Arbeitsabläufe vom ersten Finden des Erzes über die Produktion bis hin zum Verhandeln des produzierten Eisens. Die Öffentlichkeit ist eingeladen, dieses archäologische Experiment mitzuerleben. Natürlich kann auch das Besucherbergwerk "Frischglück" besichtigt werden.

Wissenschaftlich belegt ist, dass aus dem von den Kelten produzierten Eisen Sensen, hergestellt wurden. Für die Qualität des Eisens aus dem Nordschwarzwald spricht, dass auch viele Jahrhunderte später, nach der Gründung der Sensenfabrik 1803, Neuenbürg vor allem zwischen 1850 und 1930 ein wichtiges Zentrum der Sichelherstellung war. Archäologie-Studenten der Universität Straßburg unternehmen mit ihrem Dozenten Luc Bernard seit drei Jahren weitere Forschungsgrabungen.