Derzeit läuft die Sozialwahl 2017 Foto: Burgi Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Versichertenberater Volker Spahn kennt sich mit der Sozialwahl bestens aus

Kreis Calw/Neubulach. In den vergangenen Wochen flatterten rund 51 Millionen Umschläge mit den Unterlagen für die Sozialwahl in deutsche Postschlitze. Was es damit auf sich hat und wen sie da überhaupt wählen sollen, fragen sich wohl nicht wenige. Jemand der sich mit dem Thema Sozialwahl bestens auskennt, ist Volker Spahn aus Neubulach. Er engagiert sich ehrenamtlich als Versichertenberater für die Deutsche Rentenversicherung Bund im Landkreis Calw.

Spahn kann gut verstehen, dass viele potenzielle Wähler überhaupt nicht wissen, was sie mit dem Umschlag anfangen sollen. "Die Sozialwahl ist ein kompliziertes Thema", gibt er zu. Und doch sei es sehr wichtig, dass möglichst viele Menschen wählen gehen. Schließlich ist die Sozialwahl nicht nur die drittgrößte Wahl in Deutschland (nach der Bundestags- und Europawahl), sie kann auch Auswirkungen auf das alltägliche Leben haben.

Die Sozialversicherungsträger sind nämlich selbstverwaltet. Das heißt: Sie sind nicht staatlich regiert, sondern stellen ein selbstständiges Verwaltungssystem. Und das kann der Wähler mit seiner Stimme nach seinen Bedürfnissen ausrichten.

Bei der Sozialwahl können Versicherte und Rentner der Deutschen Rentenversicherung Bund, der Deutschen Rentenversicherung Saarland und Mitglieder der Ersatzkassen der gesetzlichen Krankenversicherung (Barmer, Techniker Krankenkasse, DAK-Gesundheit, Kaufmännische Krankenkasse, Hanseatische Ersatzkasse und Handelskrankenkasse) bestimmen, wie sich die jeweilige Versammlung in den nächsten Jahren zusammensetzt.

Ähnlich wie in einem Gemeinderat wird in der Vertreterversammlung der Rentenversicherung oder im Verwaltungsrat der Ersatzkassen über aktuelle Angelegenheiten bestimmt – zum Beispiel über Beitragserhöhungen oder -senkungen, Leistungsänderungen oder ähnliches. Die Versammlungen beschließen außerdem die Haushalte und kümmern sich um Finanzen, organisatorische Belange sowie Personalfragen. Bei der Sozialwahl wird also über die Rente, die Gesundheitsversorgung und damit über die Zukunft eines jeden Einzelnen bestimmt. Die Vertreter arbeiten ehrenamtlich und sind selbst Versicherte.

Der Wähler entscheidet sich nicht für einzelne Kandidaten, sondern wählt eine Liste. Die Listen wiederrum werden von Organisationen, wie Gewerkschaften, zusammengestellt und setzen sich für ganz unterschiedliche Ziele ein. Im Falle der Deutschen Rentenversicherung Bund gibt es beispielsweise zwölf Listen verschiedener Gewerk- und Gemeinschaften. Kehrt man zum Vergleich mit dem Gemeinderat zurück, stellen die Listen die einzelnen Parteien dar. Je öfter eine Liste gewählt wird, desto stärker wird sie in der jeweiligen Versammlung vertreten sein. Von der gewählten Versammlung werden schließlich die ehrenamtlichen Berater – rund 2600 in Deutschland – wie Spahn einer ist – ernannt.

Ratlosigkeit gibt es bei Spahn selten

Sein ehrenamtliches Engagement begann der 55-Jährige vor 17 Jahren. Als Sozialversicherungsfachangestellter weiß er genau Bescheid über die Anliegen der Kunden – und wollte dieses Wissen auch ehrenamtlich einsetzen. "Ich dachte mir, das wäre doch mal interessant und habe mich gemeldet", erzählt er. Zuerst habe sich aber lange nichts mehr ergeben. Erst Jahre später kam die Anfrage, ob Spahn noch Interesse habe. Und das hatte er. "Es war dann so eine Hoppla-Hopp-Aktion", schmunzelt er. Seitdem berät Spahn rund vier Stunden die Woche – vor allem abends und am Wochenende – Versicherte bei allen möglichen Fragen: Wann kann ich in Rente gehen? Wie fülle ich einen Rentenantrag aus? Habe ich alle Unterlagen komplett? Zudem veranstaltet er als einer von fünf ehrenamtlichen Beratern im Kreis Calw, Sprechtage, bei denen sich nach einer Anmeldung, mehrere Personen hintereinander beraten lassen können.

Ratlosigkeit gebe es bei Spahn selten: "Ich bin ja schon lange dabei", meint er. Nicht nur ehrenamtlich, sondern auch beruflich. Entscheidet man sich für das ehrenamtliche Engagement, besucht man außerdem regelmäßig Seminare und Fortbildungen. "Und wenn ich was mal nicht weiß, kann ich das ja nachschlagen", fügt er hinzu. Bis der Neubulacher weiß, ob er von der Versammlung wieder zum Berater der Deutschen Rentenversicherung Bund berufen wird, kann es Dezember werden, prognostiziert er. Zwar hat die Sozialwahl bereits begonnen, aber bis klar ist, wer wie viele Plätze hat und bis alles organisiert ist, könne das schon dauern, weiß Spahn.

Die Beteiligung bei der Sozialwahl liege durchschnittlich bei rund 30 Prozent, sagt der Versicherungsexperte. "Wenn alles normal läuft, besteht eher weniger Interesse", bedauert er. "Dabei kann man mitentscheiden, wo es hinläuft bei den Versicherungen." Zwar gibt auch der Experte zu, dass man sich mit dem Thema beschäftigen sollte, bevor man wählt, aber das sei es wert. "Wir können was bewegen, wenn wir wollen", bekräftigt Spahn.

2017 findet die Sozialwahl zum zwölften Mal statt. Seit 1953 gilt sie für den Gesetzgeber als fester Bestandteil der Demokratie. Bis zum 31. Mai müssen die ausgefüllten Wahlunterlagen beim jeweiligen Sozialversicherungsträger eingehen.

Stimmberechtigt sind alle Versicherten der Deutschen Rentenversicherung Bund, der Deutschen Rentenversicherung Saarland und Mitglieder der Barmer, der Techniker Krankenkasse, der DAK-Gesundheit, der Kaufmännischen Krankenkasse, der Hanseatischen Ersatzkasse und der Handelskrankenkasse, die das 16. Lebensjahr vollendet haben.