Zusammen mit seinen Geschwistern Sonja (12) und Nina (9) nahm Tobias Mayer am Wettbewerb der Kälber teil. Foto: Klormann

Gewaschen, gekämmt, mit Blumen geschmückt: Elf Landwirte aus der Region messen sich beim Wettbewerb.

Neubulach - Die Haare wirken seidig und glänzen sogar. Vereinzelt ergänzt ein wenig Blumenschmuck die festliche Aufmachung der Teilnehmer. Keine Frage, hier muss es sich wohl um einen Schönheitswettbewerb handeln. Allerdings wird bei dieser Veranstaltung nicht "Germanys next Topmodel" gesucht. Sondern die schönste Kuh.

Denn bei der Tierschau des Viehzuchtvereins Calw/Nagold in Neubulach dreht sich alles um die Milch spendenden Vierbeiner. "Und es ist wahrscheinlich eine der größten Schauen in Baden-Württemberg", unterstreicht Toni Frühauf, der Geschäftsführer der Vereins. Besonders freut er sich, dass sogar mehr Zuschauer als je zuvor gekommen sind. Denn die Züchter wollen sich schließlich auch der Öffentlichkeit präsentieren. "Letztes Mal waren es dafür 20 Kühe mehr", sagt er.

Insgesamt elf Landwirte aus der ganzen Region – von Egenhausen bis Holzgerlingen – sind mit ihren prächtigsten Exemplaren angereist. Eine fachkundige Jury soll später bewerten, welche der rund 80 Kühe das Zeug zum Sieger hat. Größe, Gewicht und die Form des Euters spielen hierbei eine Rolle. Doch heute soll nicht nur das attraktivste Rind gekürt werden.

"Wir wollen auch zeigen, dass die Tiere nicht wie Maschinen behandelt werden", erklärt Frühauf. Dass dies nicht der Fall ist, wird recht schnell deutlich. Denn die Landwirte dürfen die massigen, vor Kraft strotzenden Kühe nicht einfach nur hübsch dekoriert auf die Wiese stellen. Auch eine Präsentation steht auf dem Programm, bei der jeder Teilnehmer mit seinem Tier am Halfter eine Runde durch eine mit Strohballen eingegrenzte "Manege" drehen muss. "Es gehört schon Vertrauen dazu und man muss die Tiere kennen", erläutert Frühauf.

Mit dabei ist auch der 14-jährige Tobias Mayer vom Effringer Brunnenhof. Er wird allerdings am Wettbewerb der Kälber teilnehmen und versuchen, sich gegen seine acht Konkurrenten durchzusetzen. Rund 120 Kilogramm schwer und knapp sechs Monate alt ist seine Emilie, die er vor etwa sechs Wochen zur Teilnehmerin ernannt hat.

"Das Kälbchen ist eigentlich noch ein bisschen zu klein", räumt Tobias ein. Andererseits hat er aber auch Glück. "Es läuft nämlich ziemlich gern", erklärt er lächelnd. Und das ist nicht zu unterschätzen. Denn ebenso wie die Erwachsenen mit den großen Tieren hat auch der 14-Jährige mit seiner Emilie das Laufen geübt. Und das rund vier Wochen lang, in den letzten 14 Tagen vor dem Wettbewerb sogar beinahe eine Stunde pro Tag.

Doch Emilie muss für ihren Auftritt natürlich auch gut aussehen. Deshalb hat Tobias bereits gestern zu Striegel, Bürste und Shampoo gegriffen, um sein Kälbchen gründlich zu waschen und zu kämmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – aber wird es auch für einen Platz auf dem Treppchen reichen? Zum dritten Mal nimmt der 14-Jährige nun schon bei dem Wettbewerb teil.

Bisher war er nicht gerade vom Glück verfolgt. 2006 war sein Kälbchen von einer Hautkrankheit befallen worden. Teilgenommen hatte er damals mit dem Tier seiner Schwester, mit dem er aber nicht selbst geübt hatte – und war Vorletzter geworden. 2010 hatte es dann für einen Platz im Mittelfeld gereicht.

Nervös ist er aber nicht wirklich. "Wird schon werden", sagt er grinsend, "hat ja sonst auch geklappt." Schließlich beginnt der Wettbewerb. Erst führt er Emilie im Kreis, dann werden dem Jugendlichen Fragen gestellt: Über das richtige Futter beispielsweise. Denn neben dem Aussehen der Tiere fließt auch das Wissen der Kinder sowie deren Umgang mit den Kälbchen in die Bewertung ein.

Am Ende muss er sich dennoch geschlagen geben. Denn die siebenjährige Laura Schmid aus Holzgerlingen belegt mit ihrem Kälbchen "Pistazie" den ersten Platz, Tobias landet auf dem vierten. Und auch der Wettbewerb der Erwachsenen ist mittlerweile entschieden. Landwirt Eberhard Hammer aus Egenhausen freut sich tierisch. Denn seine Kuh Silvi hat das Rennen gemacht.