Mobbing kann auch (wie hier auf diesem Symbolbild zu sehen) körperliche Gewalt beinhalten. Entscheidend – und für Betroffene oft noch grausamer – ist jedoch der seelische Aspekt. Foto: Archiv

Gemeinschaftsschule hält einen Gewaltpräventionstag ab. Theater-Duo aus Leipzig spielt für Schüler.

Neubulach - Man muss nicht gleich eine Gewaltorgie entfesseln, wenn man sich in der Rolle des Mobbingopfers wiederfindet. Es gibt auch eine Menge Mobbingfälle mit positiver Wendung. Für solche Ausgänge ist allerdings eines unerlässlich: Man muss etwas tun. Wie das aussehen kann, erfuhren gestern Schüler der Gemeinschaftsschule Neubulach."Hallo Elvi", ruft eine Schülerin fröhlich, als sie die bestuhlte Turnhalle betritt. Gemeint ist damit die Schulsozialarbeiterin Elvira Skrijelj. Sie hat sich um die Organisation des "Gewaltpräventionstages" gekümmert. Und auch das Schauspiel-Duo "kulturschule" aus Leipzig eingeladen. Zwei Stücke haben Daniela und Günther Frese für die Schüler dabei.

Das erste heißt "Weggeschaut ist mitgemacht". Gespielt wird es am Morgen für die Schüler der Klassen fünf bis sieben. Fachunterricht findet keiner statt. Nach der Aufführung arbeiten die Schüler für den Rest des Vormittages ausschließlich Mobbing-bezogen. Die Zeit ist sicher gut investiert. "Wir haben an der Schule auch aktuell Fälle von Mobbing", sagt hierzu Skrijelj. Das Schlimme, fügt sie hinzu, sei, dass manche so lange nichts sagten.

Bleranda war selbst noch nie Opfer von Mobbing. Mobbingfälle, so die Zehntklässlerin, habe aber auch sie schon miterlebt. Im Falle von Blerandas betroffenen Mitschülern konnte Abhilfe geschaffen werden. Mithilfe des Dialogs als probatem Mittel nahm die Situation eine gute Wendung.

Im Stück "No escape", das sich am späten Vormittag Acht-, Neunt- und Zehntklässler ansehen, bleibt der Ausgang hingegen offen.

Wie es mit der Hauptperson, dem jungen Kim weitergeht, erfahren die Schüler nicht. Hier lässt Daniela Frese sie spekulieren. Etwas befangen sind sie schon, so im Verbund. Dass es gut für Kim ausgeht, glauben von denen, die sich melden, die Wenigsten. Im Stück wird Kim von den coolen Klassenbossen Nils und Fared arg schikaniert. Die Klasse tut so, als ginge sie das nichts an.

Schlimmer noch, in den sozialen Netzwerken entfaltet das sogenannte "Cybermobbing" gegen den Außenseiter Kim nach Unterrichtsschluss noch eine ganz neue Intensität. Fatal an den sozialen Netzwerken ist – im Stück wie auch im richtigen Leben – dass gerade im Falle solcher Verunglimpfungsaktionen mit einem Klick sofort hunderte von Menschen involviert werden.

Frese kommt den Schülern zu keiner Zeit mit dem erhobenen Zeigefinger. Im Laufe des Vormittages wird jedoch eines unmissverständlich klar: Jeder kann etwas tun. Wer wegschaut, entzieht sich seiner Verantwortung. Gerade für Betroffene gilt: Verängstigtes Aushalten ändert an ihrer Lage gar nichts. Vielleicht ist dieser Appell zu den Schülern durchgedrungen.