Die Proben der Messgeräte mussten einmal wöchentlich an den Deutschen Wetterdienst geschickt werden. Foto: Stadtverwaltung

Werte in Neubulach sind laut Deutschem Wetterdienst in Ordnung. Prozedere bedeutet bürokratischen Aufwand.

Neubulach - In der Bergwerkstadt kann man noch durchatmen: Der Deutsche Wetterdienst hat Anfang des Jahres bestätigt, dass Neubulach sich weiterhin "Heilklimatischer Kurort" nennen darf.

An zwei Standorten in Neubulach wurden für ein Jahr – von August 2015 bis in den darauffolgenden August – je drei Messgeräte angebracht, die unter anderem den Feinstaubwert, den Stickdioxid-Gehalt in der Luft sowie Grobstaub untersuchten.

Einmal in der Woche musste Katharina Wurster vom Bürger- und Gästebüro die Proben, also beispielsweise das Filterpapier, an den Deutschen Wetterdienst schicken. Im Januar flatterte dann das offizielle Ergebnis in den Rathaus-Briefkasten: Die Werte sind in Ordnung – Neubulach bleibt "Heilklimatischer Kurort".

Prozedere bedeutet bürokratischen Aufwand

Gemessen wurde an der stärker befahrenen "Julius-Heuß-Straße" sowie am "Kurpark". An ersterer wurden durchschnittlich 10,9 Mikrogramm Grobstaub gemessen. Erlaubt ist ein mittlerer Wert von 22 Mikrogramm. Am "Kurpark" wurde ein Wert von gerade einmal 5,1 Mikrogramm festgestellt. "Schwarze" Grobstaubteilchen, also jene, die beim Abrieb von Reifen und Asphalt entstehen, kamen ebenfalls vermehrt am ersten Standort vor. Der Maximalwert wurde dort zu 59 Prozent erreicht. Der Feinstaubwert an der "Julius-Heuß-Straße" lag bei 7,8 Mikrogramm, also knapp der Hälfte des zulässigen Werts.

Die Neubulacher Luftqualität entspricht also in jeglicher Hinsicht den strengen Bestimmungen des Deutschen Wetterdienstes. Der Weg hin zu diesem Ergebnis gestaltete sich aber alles andere als einfach: "Vor allem im Winter war es schon spannend, die Proben wöchentlich wegzuschicken", lacht Wurster. Da sei es nämlich schon mal vorgekommen, dass die Messvorrichtung zugefroren gewesen sei. Oder dass es im Regen nicht möglich gewesen sei, das Filterpapier trocken und unbeschadet einzusammeln. "Einmal mussten wir sogar aussetzen – das konnten wir aber dann hinten dranhängen an den Messzeitraum", erklärt sie.

Auch bürokratisch bedeutet das Streben nach dem Zertifikat einigen Aufwand: So muss dem Deutschen Wetterdienst detailliert gemeldet werden, wenn sich etwas in der Stadt verändert hat, beispielsweise neue Firmen zugezogen sind oder ein Neubaugebiet erschlossen wurde.

Komplett pollen- und keimfreie Luft

Auch den Brand des Hotels Hirsch musste die Mitarbeiterin des Bürger- und Gästebüros melden – in diesen Tagen sei natürlich eine höhere Belastung messbar gewesen. "Es gibt schon einiges zu tun", erklärt Wurster. "Aber jetzt ist wieder für fünf Jahre Ruhe." Nach erfolgreichen Messungen gilt das Prädikat nämlich weitere fünf Jahre, ohne dass erneut gemessen werden muss.

Erstmals wurde Neubulach 2004 zum "Heilklimatischen Kurort" ernannt. Seitdem konnte die Stadt dieses Prädikat durchgehend verteidigen. "Das ist schon ein Zertifikat, auf das man stolz sein kann", betont Hauptamtsleiterin Susan Mäder. "Es ist die höchste Auszeichnung, die es in diesem Bereich gibt", fügt Wurster hinzu. Die Gründe für die gute Luft sieht sie insbesondere beim regen Luftaustausch durch die Höhe der Stadt. Das Prädikat "Heilklimatischer Kurort" ist aber nicht die einzige Auszeichnung, über die sich die Neubulacher freuen dürfen: Auch die Bezeichnung als "Kurort mit Heilstollenbetrieb" bleibt die kommenden fünf Jahre bestehen.

Der Heilstollen im Bergwerk öffnet am 24. April wieder. Da die Luft dort komplett pollen- und keimfrei ist, können insbesondere Allergiker und Personen mit Atemwegserkrankungen im wörtlichen Sinne entspannt durchatmen. "So ein Doppel-Prädikat gibt es nicht oft in Deutschland", erzählt Wurster stolz. Es sei vor allem wegen der Touristen, wichtig für Neubulach, die Auszeichnungen zu erhalten.