Johannes Rohlf ist seit 50 Jahren ein Meister des Orgelbaus. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

Instrumentenbauer Johannes Rohlf übt Handwerk schon seit 50 Jahren aus / Bildband gibt beeindruckendes Zeugnis ab

Von Marija Mikulcic

Neubulach-Seitzental. Seit 50 Jahren baut Johannes Rohlf nun Orgeln. Seit fast 30 Jahren entstehen die Instrumente in seiner Werkstätte im Seitzental. 192 Orgeln hat der Instrumentenbauer in den fünf Jahrzehnten gefertigt. Nun ist ein Bildband erschienen, der dieses eindrucksvolle Lebenswerk dokumentiert.

Interessierten Privatpersonen offenbart sich die große Anmut eines 1000-jährigen Kulturguts der abendländischen Musik in zahllosen Facetten und Varianten. Potenziellen Kunden ist der Bildband Atlas des bei Rohlf Realisierbaren. Klar, schlicht, das Quadrat als gestalterisches Leitmotiv modulierend, ansprechend in Eiche vom Schönbuch gekleidet, mit rechteckigen Schmuckelementen in Gold versehen präsentiert sich die 2005 ausgelieferte Orgel in der Filialkirche St. Urban in Bamberg.

Filigran, fast orientalisch muten die Ornamente in der evangelischen Auferstehungskirche in Traunstein an; breit, massiv raumerfüllend dagegen die Umsetzung in der Waldkirche des ostholsteinischen Badeortes Timmendorfer Strand.

"Unsere Landkarte besteht aus Orgeln", sagt Johannes Rohlf und schmunzelt. Aufträge erreichen das Ehepaar Rohlf aus Hamburg, Japan und Portugal. Doch um "eine echte Rohlf" zu erleben, muss man weder eine Deutschlandtour, noch eine Weltreise unternehmen. Wie in dem bekannten Sprichwort liegt das Gute – auch in Bezug auf Rohlf-Orgeln – so nah.

Die Stadtkirche in Altensteig, Altbulachs evangelische Mauritiuskirche und Sankt Aurelius in Hirsau sind mit Rohlf-Orgeln ausgestattet. Besonders gut lässt sich der Klang des Seitzentaler preziösen Exportguts im Rahmen der Orgel-Konzerte in Sankt Aurelius genießen, wenn ausgewiesene Experten das Instrument bespielen.

Mit dem Hirsauer Gotteshaus verbinden Johannes und Elisabeth Rohlf eine ganz besondere Erfahrung. Hier wurden sie 1966, als beide zum Nagoldtal ansonsten noch überhaupt keinen Bezug hatten, getraut. Ein Freund des Paares hatte sie damals auf das kleine Juwel hingewiesen. Die Ausstrahlung des Sakralraums schlug die jungen Leute in ihren Bann.

"Diese Kirche hatte uns so unglaublich angesprochen", erinnert sich Johannes Rohlf. Gesagt, getan: Geheiratet wurde also in Sankt Aurelius. In den frühen 1980er-Jahren, dann – zur Familie hatten sich mittlerweile zwei Töchter im Jugendalter gesellt – rückte das Nagoldtal erneut in den Fokus der Rohlfs.

Der Eigentümer ihres Zuhauses mit Werkstatt in Ostfildern-Ruit war verstorben, das Feld musste geräumt, die Zelte abgebrochen werden. Eine neue Bleibe tat Not. "Wir haben im ganz weiten Umkreis gesucht", schildert Rohlf die damalige Situation. Von Heilbronn über Rottweil bis Neresheim kam alles in Betracht. Klar war: Das Gewerbe des Familienvaters braucht Platz. "Es muss euch entgegen schreien", habe ein befreundeter Architekt den Rohlfs als Grundsatz für ihre Suche nach einer passenden Immobilie eingeschärft.

Durch eine Zeitungsannonce fanden sich die beiden bald unweit des Ortes ihrer Hochzeit wieder: im Seitzental. Kaum hatten sie betreffendes Anwesen erblickt, da schrie es ihnen auch schon aus Leibeskräften entgegen. "Nachmittags waren wir dort und abends um neun haben wir zugesagt", beschreibt Elisabeth Rohlf, wie eindeutig die Entscheidung damals zugunsten der neuen Heimat an der Nagold ausgefallen war.

Auf dem Gelände der einstigen Scheune entstand die Werkstatt, in der Johannes Rohlf seit 1986 mit sechs Beschäftigten, darunter vier Orgelbaumeistern, neue Orgeln für Klöster, Privatleute, Gotteshäuser und Musikhochschulen baut. Das damalige Bauernhaus bauten die Rohlfs zu ihrem Wohnhaus um. Wie im Falle der Scheune unter Hinzunahme der historischen Bausubstanz.

Neues schaffen und dabei Bewährtes erhalten, diesen Grundsatz pflegt Rohlf mit einer gleichermaßen begeisterten wie entschlossenen Haltung nun schon seit einem halben Jahrhundert. Erst vergangene Woche stand unverhofft Besuch aus Portugal vor der Tür. António Paulo Oliveira hatte einmal mit eigenen Augen sehen wollen, wo seine Hausorgel denn herstammt. Begegnungen wie diese schenken den Rohlfs ihre Kunst. Unscheinbar schmiegt sich das Anwesen des Orgelbauers und seiner Frau an den bewaldeten Hang. Genau der richtige Ort, um ungestört Großes zu schaffen.

Das Buch: Orgeln aus dem Seitzental, erschienen 2014 im Pape-Verlag Berlin.