Auch das traditionelle Tischgebet hat seine bildliche Darstellung. Foto: Schwarzwälder-Bote

Segensreiche Wünsche sowie religiöse Gepflogenheiten halten lange

Von Steffi Stocker

Neubulach. Technischer Fortschritt und wandelnder Zeitgeist können den Schutzengel nicht vertreiben. Der Bote für unterschiedlichste Lebenslagen ist ein begehrtes Symbol auch im aktuellen Zeitalter. Einen Streifzug mit Schutzengeln bietet die neue Ausstellung in der Bergvogtei.

Unter dem Titel "Fromme Sprüche und Bilder" lädt sie zum Eintauchen in Darstellungen und Interpretationen ein. Die wohl meist verbreitete Weise waren Schutzengelbilder über Kinderbetten. So trifft der Besucher im Ausstellungsraum unweigerlich auf Situationen vergangener Tage. Albert Reichardt hat passende Exponate aus seinem Fundus im eigenen Museum Kuddelmuddel zusammengestellt.

Der passionierte Sammler griff gerne die Idee von Agnes Schnabel, der Museumsbetreuerin in der Bergvogtei auf. Umfangreich wird dabei eine Präsentation zahlloser Postkarten sein. "Während des Ersten Weltkriegs wurde eine Flut von Postkarten verschickt", berichtete Reichardt während des Aufbaus der Ausstellung. Noch heute wird er auf Flohmärkten und in Haushalten fündig, er sieht seine Sammlung längst noch nicht vervollständigt: "Ich bin immer auf der Suche nach solchen Zeitzeugnissen."

"Ich bin immer auf der Suche nach solchen Zeitzeugnissen"

"Auch fromme Sprüche und Bilder sollen an die einstigen Gepflogenheiten erinnern", machte Schnabel die Ausdehnung der Ausstellung deutlich. Meist sieht man die gestickten und mit getrockneten Blumen verzierten Segenswünsche in alten Bauernhäusern oder heimatgeschichtlichen Museen. Individuelle Stile der Maler zeigen auf den Bildern deshalb den jeweiligen Zeitgeist, mit dem in Schlafzimmern oder beim Tischgebet dem religiösen Hintergrund sowie der Wertevorstellung Raum gegeben wurde.

So bildet die Ausstellung nicht nur einen Brückenschlag zum nahen Osterfest, sondern auch zur Konfirmationszeit, die in vielen Familien aktuell gefeiert wird. Diesem Fest ist eine spezielle Ecke im Ausstellungsraum gewidmet. Nicht nur eine Schulbank aus dem letzten Jahrhundert entführt in die Geschichte. Agnes Schnabel hat sogar einen so genannten Patenbrief an die Dote, wie Jugendliche ihn früher als Einladung zur Konfirmation versandten, in das heute gängige Schriftbild übersetzt. Bis November ist die Ausstellung in der Bergvogtei zu sehen.