Das Ergebnis aus Martinsmoos liegt bereits vor – und Amtsinhaber Walter Beuerle verschränkt die Arme vor der Brust, ist aber noch guter Dinge und hofft auf ein Wunder. Das bleibt aber aus. Und Beuerle verlässt fluchtartig das Rathaus. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach Niederlage Flucht durch die Hintertür aus dem Rathaus

Von Axel H. Kunert

Neubulach. Kurz nach 18 Uhr gestern Abend im Großen Sitzungssaal des Neubulacher Rathauses: Eben noch haben hier die letzten Wahl-Nachzügler aus der Kernstadt ihre Stimme abgegeben; jetzt wird der Raum oben unter dem Dach des modernen Verwaltungsbaus umgebaut für die offizielle Sitzung des Wahlausschusses.

Denn der muss hier unter dem Vorsitz von Alois Jerges das vorläufige amtliche Endergebnis feststellen und verkünden.

Als einer der ersten Gäste betritt Noch-Bürgermeister Walter Beuerle die Szenerie und den Großen Sitzungssaal. Er fühlt sich sichtlich unwohl, ist er doch an diesem Tag nicht Hausherr an jener Wirkungsstätte, an der vor allem er in den vergangenen acht Jahren die Geschicke von Neubulach entscheidend mitbestimmt hat. Noch begrüßt er die ersten Gäste zusammen mit seiner Frau per Handschlag. Doch als um 18.15 Uhr das Wahlergebnis aus dem ersten Teilort eintrifft, versteinert Beuerles Miene für einen Augenblick: In Martinsmoos hatten sich 81 Bürger für ihn ausgesprochen, aber 98 für seine Herausforderin Petra Schupp.

Doch Martinsmoos ist der kleinste der Neubulacher Teilorte; noch verordnet sich Beuerle sichtbar Zweckoptimismus. Macht sich Mut. Und gute Miene zum für ihn bösen Spiel. Aber seine Arme sind jetzt vor der Brust verschränkt, als würde er ahnen, was nun noch kommen würde. Und für Beuerle wird jedes Ergebnis aus den Teilorten und schließlich aus dem Kernort Neubulach einschließlich des Ergebnisses der Briefwahlen mit jedem Mal bitterer. Am Ende hat er keine 30 Prozent der abgegebene Stimmen für sich mobilisiert können. Eine herbe Niederlage.

Da spielt es denn auch keine Rolle mehr, dass es Kritikern kurz vor der Wahl noch einmal übel aufgestoßen ist, dass Beuerle als Bürgermeister das von ihm zu verantwortende Mitteilungsblatt der Gemeinde in den vergangenen Wochen zu Wahlkampfzwecken missbraucht habe. So ging es in der letzten Ausgabe des "Blättle" um eine Eigenanzeige.

Beuerle hat die Wahl klar verloren. Und jetzt bringt er gerade noch die Kraft auf, Herausforderin Petra Schupp zu ihrer Wahl zu gratulieren. Dann verlässt er fluchtartig das Rathaus durch die Hintertür. Denn vor dem Rathaus warten mittlerweile einige Hundert Neubulacher, anfangs noch gespannt, wer diese bis zuletzt an Dramatik nicht zu überbietende Bürgermeisterwahl wohl gewonnen haben könnte. Um dann die strahlende und sichtlich bewegte Siegerin mit tosendem Applaus, reichlich Sekt und lauten Bravo-Rufen geradezu frenetisch zu feiern.