Die Fledermäuse brauchen ein neues Quartier. Foto: dpa

Hesse-Bahn: Als Ausgleich für zwei Tunnel auf der Bahnstrecke wird ein zweiter Stollen bei Neubulach "getauft".

Neubulach-Liebelsberg - Da der Landkreis zwei bestehende Tunnel für die Hermann-Hesse-Bahn braucht, fallen die als Quartiere für geschützte Fledermäuse weg. Als Ausgleich musste der Kreis Ausweichquartiere ausfindig machen – und wurde bei Neubulach fündig.

Nachdem der Kreis vor einem Jahr den Georgstollen bereits als Ausweichquartier für Fledermäuse eröffnet hatte, hat man in Liebelsberg nun eine weitere Zuflucht geschaffen. Anlässlich der Übergabe wurde der bisher namenlose Stollen getauft.

"Dem Bergbau verschworen, dem Bergmann gedacht, sei der Reuteberg-Stollen den Fledermäusen als Quartier gemacht", sprach Christian Proß und vollzog damit die Namensgebung. Gleichzeitig erinnerte der Vorsitzende der Stollengemeinschaft historischer Bergwerke Neubulach mit dem Löschen des letzten Lichtes an den Geist des Berges und die schützende Hand seiner Patronin, der Heiligen Barbara.

"Durch die Maßnahme bleibt der Hoffnungsschlag für die Nachwelt erhalten und dokumentiert die Geschichte der Stadt", unterstrich Bürgermeisterin Petra Schupp die Bedeutung der Maßnahme für die Kommune, die sich auch aus anderem Grund freuen durfte: Der Landkreis hat die Kosten für den Erhalt des Stollens übernommen. Diese betrafen nach Angaben von Kai Kübler, im Landratsamt zuständig für Belange des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), vor allem Baggerarbeiten und die Installation eines Stahltores.

Lange Zeit war der Hoffnungsstollen an der Verbindungsstraße zwischen Liebelsberg und Glasmühle im Reuteberg beinahe vergessen – und vor allem auch zugeschüttet. Selbst in der Neubulacher Stollengemeinschaft hatten nur wenige Mitglieder Kenntnis von ihm.

"Solche Ausgleichsmaßnahmen für die Fledermäuse sind die Grundlagen dafür, ob das Projekt Hesse-Bahn steht oder fällt", sagte Umweltdezernent Joachim Bley und verwies auf weitere 38 potenzielle Ausweichquartiere für Fledermäuse im Landkreis sowie im Nachbarkreis. Zur Stollentaufe wurde der Umweltdezernent im Landratsamt lyrisch. In Gedichtform erinnerte er an die Tradition des Bergbaus vor Jahrhunderten, der seinerzeit auch die Kreiskasse füllte. "Das ist heute anders im Landkreise Calw, die Kreisräte senken die Kreisumlag’ ganz überraschend halt", stellte er mit einem Augenzwinkern fest. "Wer zu stark kneift in der Ent’ Hintern Flaum, kann bewältigen die Zukunftsaufgaben kaum."

Ebenfalls gereimt würdigte er das Engagement von Stollengemeinschaft und Forst für das jetzt entstandene Ersatzquartier. Im Rahmen der Wiederinbetriebnahme der Hermann-Hesse-Bahn diene es als Population stützende Ausgleichsmaßnahme für die Fledermäuse im Hirsauer und Forsttunnel.