Walter Beuerle zieht eine weitgehend positive Bilanz seiner Amtszeit. Foto: Hennings Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach erster Amtszeit zieht Rathauschef Walter Beuerle Bilanz / "Müssen Vergleich nicht scheuen"

Von Andreas Hennings

Neubulach. Wer darf in den nächsten acht Jahren die Geschicke der Stadt leiten? Diese Frage wird am 9. November beantwortet, wenn die Neubulacher ihren Bürgermeister wählen. Weitermachen würde gerne Amtsinhaber Walter Beuerle, der im Gespräch mit unserer Zeitung Bilanz zieht.

Seit er am 31. Januar 2007 die Nachfolge von Siegfried Luz angetreten hat, darf Beuerle im Rathaus am Schreibtisch mit Blick auf die Altstadt Platz nehmen. Auch wenn es ihm damals zunächst schwergefallen war, für seine sechsköpfige Familie eine passende Wohnung zu finden, habe er sich gut eingelebt. "Die Menschen hier sind sehr offen und beteiligen sich aktiv am Geschehen", so der 51-Jährige, der großen Wert auf Bürgerbeteiligung legt. Neben dem Bürgerbus und Seniorenmittagstisch ist dafür das Projekt "LebensQualität durch Nähe" (LQN) ein Beispiel. Hier kümmern sich Arbeitskreise um Themen wie Nahversorgung und Mobilität. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir so auch an Fachwissen kommen, das wir sonst nicht hätten", sagt der einstige Ortsvorsteher von Rotfelden.

Die erste Amtsperiode des Schultes war geprägt von gleich mehreren Großprojekten, die umgesetzt wurden. "Ich bin froh, dass wir in den vergangenen Jahren rund 25 Millionen Euro investiert haben und selbst in Zeiten der schweren wirtschaftlichen Krise einen positiven Haushalt vorweisen konnten", so der Verwaltungschef. Die Rücklage sei wichtig, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Positiv bewertet er, dass Bürger und Unternehmer in Neubulach das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) und das Leader-Projekt aktiv nutzen, um daraus Vorteile zu ziehen.

Einer der Schwerpunkte war die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt mit sicheren konzipierten Kreuzungen und Blumenbeeten. Auch die Neubulacher Steige, die wegen jener Maßnahme lange nicht saniert werden konnte, ist inzwischen fertiggestellt. Im Zuge des teils kritisch beäugten Abwasserkonzepts mit Calw wurden Versorgungsleitungen erneuert und Leerrohre für eine Breitbandversorgung verlegt. "Wir hoffen, weiter voranzukommen, um auch für Martinsmoos eine Lösung zu finden."

Als erste Gemeinde im Kreis wurde in Neubulach die Gemeinschaftsschule eingeführt, ein Neubau soll folgen (wir berichteten). "Als ich hier anfing, waren noch Werkrealschulen im Kommen, bis der Regierungswechsel das wieder änderte", erinnert sich der Schultes. Dank der innovativen Schulleitung um Rektor Bernd Schinko, die das Konzept schnell aufgegriffen hatte, habe man sich als Starterschule beworben und sei prompt ausgewählt worden. "Inzwischen erfahren diese Schulen ja riesigen Zulauf", so Beuerle.

In Sachen Nahversorgung sieht er die Kommune gut aufgestellt: "Ich bin froh, dass ein örtliches Unternehmen die Tankstelle realisieren konnte." Die jüngste Anfrage von Netto, den Markt erweitern zu wollen, stuft er als wichtiges Signal für die Zukunft ein. Und der geplante Centro-Bus solle die Mobilität weiter verbessern. "Bis auf Martinsmoos sind die Teilorte aber keine zwei Kilometer entfernt. Da gibt es innerhalb von Städten wie Nagold oft weitere Wege." Schwer sei es mit Metzgereien, die es aktuell nur in Oberhaugstett gibt.

Zentrales Thema war auch die Ganztagsbetreuung von Kindern. "Zu Beginn meiner Amtszeit gab es im Kleinkindbereich eine Gruppe für fünfeinhalb Stunden am Vormittag", blickt Beuerle zurück. Inzwischen gebe es drei Gruppen für Unter-Dreijährige, davon eine ganztags. Auch wurde jüngst der Anbau im Kindergarten Regenbogen in Oberhaugstett fertiggestellt. Nicht wie gewünscht vorangekommen sei die Stadt hingegen bei klimapolitischen Vorhaben und bei der Sanierung von städtischen Gebäuden, was laut Beuerle dem erst nach seinem Amtsantritt aufgekommenen Thema Abwasserentsorgung geschuldet sei. Auch fehle eine Vereinsförderrichtlinie. "Wir greifen den Vereinen zwar in Einzelfällen unter die Arme. Durch die fehlende Richtlinie fehlt ihnen aber die Planungssicherheit", gesteht er ein.

Dass es in den vergangenen Jahren immer mal wieder Zoff mit dem Stadtrat gab, ja Räte sogar den Sitzungssaal verlassen hatten, betrachtet Beuerle als weniger kritisch. "90 Prozent der Entscheidungen haben wir einstimmig getroffen. Auch bin ich der Meinung, dass nach einer längeren Diskussion oft ein besseres Ergebnis herauskommt."

Der Amtsinhaber selbst zieht somit eine weitgehend positive Bilanz: "Wir haben mit den Bürgern viel erreicht und sind auf einem guten Weg." Im kreisweiten Vergleich müsste sich die Stadt Neubulach keinesfalls verstecken.