Manfred Braun hat in zehn Monaten die Lochsägemühle als Modell nachgebaut. Das Herzstück des Modells ist der Sägebetrieb, in dem jede Maschine funktioniert. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Manfred Braun erbaut Technik-Kleinod in zehn Monaten / Dauerausstellung des 1:10-Modells in Bergvogtei

Von Steffi Stocker

Neubulach. Eigentlich ist Manfred Braun als Modellbauer von Dampfmaschinen und Motoren bekannt. Im zurückliegenden Jahr hat er die Neubulacher Lochsägemühle nachgebaut, die erstmals beim Denkmaltag der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist.

Im Maßstab 1:10 entstand nicht nur der originalgetreue Nachbau der markanten Einrichtung im Ziegelbachtal. Vielmehr fasziniert das Innenleben dank der sichtbar gemachten Betriebsabläufe. "Da bin ich als Techniker zu sehr Perfektionist, deshalb musste alles auch funktionstüchtig sein", sagte Braun im Gespräch mit unserer Zeitung.

Den Ausschlag für das Projekt, das mit unglaublicher Detailtreue besticht, gab eine Gattersäge, auch Sägegatter genannt. "Die habe ich schon vor fünf Jahren gebaut", erzählte der Modellbauer von der Namensgleichheit des Herstellers und ihm sowie der Vorliebe für Maschinen. Sie war, wie das Original mit acht eingebauten Sägeblättern, dann auch die Grundlage für das Größenverhältnis.

Deshalb vermaß Braun zunächst die Lochsägemühle und machte sich anhand alter Fotos ein Bild davon, wie auch das früher angeschlossene Wohnhaus ausgesehen hat. "Allerdings habe ich nur Bilder von der Bachseite aus gesehen und schloss daraus die Anordnung für die Eingangstüre", sagte er. Allerdings sei die dort angebrachte Treppe wie seinerzeit im Original. "Ich war selber dabei, als über diese Treppe noch das Sägemehl heraufgeholt worden ist", schmunzelte der Modellbauer.

Im Oktober des vergangenen Jahres begann Braun mit dem maßstabsgetreuen Nachbau auf einer Grundfläche von drei Metern Länge und 1,50 Metern Breite. Aus Holz errichtete er die Gebäude. Er fertigte beispielsweise für die Fassade des Wohngebäudes rund 10 000 Einzelschindeln an. "Dafür habe ich Stäbe verwendet, wie man sie vom Eis am Stiel her kennt." Mehr als 8000 Miniziegel in Form so genannter Biberschwänze bilden das Dach von Mühle und Haus. Das Ausgangsmaterial waren Spatel, die auch Ärzte für ihre Untersuchung des Rachenraums verwenden. Allerdings stanzte und spaltete Braun die einzelnen Bestandteile für das Dach mit extra kleinem Werkzeug aus seinem Fundus als Modellbauer.

Selbst die mehrsprossigen Fenster sind Marke Eigenbau im Millimeterbereich sowie passgenau zugeschnittenem Plexiglas für die Scheiben. "Als Scharnier habe ich Gewebeband verwendet, sodass die Fensterläden beweglich sind", verrät der Modellbauer. Natürlich hat er dieses Kleinod auch selbst bemalt.

Das Herzstück der Anlage ist der Innenraum der Lochsägemühle. Alle eingebauten Maschinen und Geräte sind wie auch das Wasserrad voll funktionsfähig. "Für den Nachbau habe ich die Originale abgemessen und jedes notwendige Teil selbst gemacht, damit die Transmission reibungslos läuft", erklärt Braun den Riemenantrieb der mechanischen Kraftübertragung.

Die größte technische Herausforderung war der Walzenvorschub, dessen Konstruktion so gestaltet werden musste, dass der Stamm auch vorwärts läuft. Dabei kam ihm seine langjährige Erfahrung als Maschinen-Modellbauer zugute, weshalb er auch die entsprechenden Fertigungsmaschinen besitzt. Abgerundet wird die Miniatur-Lochsägemühle mit einem Arbeitsszenario aus früheren Tagen. Mehr als 900 Stunden arbeitete Manfred Braun an diesem Kunstwerk, das er Mitte August fertiggestellt hat.

Insgesamt sei das Modell größer geworden, als er gedacht hatte: "Doch ich habe es so konstruiert, dass es sich in Einzelteile zerlegen und problemlos wieder zusammenschrauben lässt." Außerdem ist die Anlage auf einem fahrbaren Gestell fest installiert.

Das Modell der Neubulacher Lochsägemühle ist dauerhaft in der Bergvogtei ausgestellt und ist zu den üblichen Öffnungszeiten zu besichtigen. In akribischer Archivarbeit hat die Ortsgruppe Neubulach des Schwarzwaldvereins in den vergangenen Jahren die Geschichte der Lochsägemühle erarbeitet und betreut zudem den Erhalt dieses Kultur-Kleinods am Stadtrand.