Am Montagmittag kehrte die Kirchturmuhr nach Liebelsberg zurück. Foto: Stocker

Restauriertes Zifferblatt erstrahlt in neuem Glanz. Lange Historie. Falke zurückgekehrt.

Neubulach-Liebelsberg - Das Fehlen der Uhr an der evangelischen Kirche hatte im Stadtteil Liebelsberg für Irritationen gesorgt. Jetzt ist sie an ihren Platz zurückgekehrt.

Mittels eines Hubsteigers brachten Manfred Großmann von der Firma Hartmann und Uwe Becker von der Firma Perrot die Bestandteile der Uhr am Kirchturm an.

Eine Wasseransammlung hatte der hölzernen Verkleidung mit der Zeit zugesetzt. "Wir haben die betroffenen Schindeln entfernt und durch eine Metallplatte ersetzt, die hinter dem Zifferblatt verschwindet", erklärte Joachim Hartmann. In luftiger Höhe befestigte Becker das große Zifferblatt und überzog im Anschluss die verwendeten Schrauben mit Farbe, damit sie sich besser in das Gesamtbild einfügen.

Neugierig wurde das Geschehen von der Nachbarschaft beobachtet und der kleine Paul staunte nicht schlecht, wie groß das Zifferblatt ist, vor dem er noch am Boden für ein Foto posiert hatte. Auch Kirchenpflegerin Barbara Heselschwerdt freute sich über die Rückkehr der Uhr und schmunzelte über die Aufregung, die die Restaurierung im Ort ausgelöst hatte.

Offenbar von der Bevölkerung unbemerkt war das Zifferblatt Ende April vom Kirchturm abgenommen worden. Wie berichtet, hatte die Nähe zum Monatswechsel sogar Vermutungen eines Maischerzes im Gemeinderat laut werden lassen, doch weit gefehlt. Vielmehr war es der dritte und gelungene Anlauf der Kirchengemeinde zusammen mit der ausführenden Firma Perrot, die Uhr in Reparatur zu geben. Eine weitere Anfrage des Gremiums vor zwei Wochen über den Verbleib der Uhr blieb ebenfalls offen, da es den Bereich der Kirchengemeinde betrifft. Dabei kommt eine weitere Besonderheit von Liebelsberg zum Tragen: Während die Stadt sich bei Kosten an Kirchtürmen in den anderen Stadtteilen beteiligt, wurde im Rahmen von Vertragsverhandlungen in Liebelsberg darauf verzichtet.

Kaufvertrag löste Beteiligung heraus

Auf Ausscheidungs- und Abfindungsurkunden vom März 1889, die Beteiligungen der politischen Gemeinde am Eigentum regeln, geht dieser Umstand zurück, wie die Kirchenpflegerin recherchierte. Bis 1910 sicherte die Stadt demnach im Kernort drei Fünftel und in den Außenorten zwei Fünftel des Abmangels zu. Durch den Kaufvertrag des Gebäudes wurde 1940 die Beteiligung an der Kirche Liebelsberg herausgenommen und vor rund acht Jahren bei der Ablösung auch nicht mehr aufgenommen. "Ich kann nur nachvollziehen, dass Grundstücke wegen eines Kirchen um- oder -neubaus getauscht wurden. 1938 wurde das neue Schulhaus von Dr. Klein zusammen mit einer Uhr gestiftet. Vermutlich wurde daraufhin die Kirchenuhr als nicht mehr notwendig angesehen", schlussfolgerte Heselschwerdt. Eingeweiht wurde die heutige Kirche 1978 und es zeigte sich, so die Kirchenpflegerin, dass sie den Menschen doch wichtig ist.

Dennoch laufen in der Kirchengemeinde Überlegungen, einen Zuschussantrag zu stellen. Unterstützung erhofft sie sich auch aus der Bevölkerung, denn nicht nur die Restaurierung mit rund 3500 Euro schlägt im Etat zu Buche.

Umso größer war die Freude am Montagnachmittag, als man die Rückkehr des Turmfalken in den Kirchenturm entdeckte. "Er hatte das Quartier bestimmt zwei Jahre wegen der Tauben gemieden", erzählte Heselschwerdt. Neugierig lugte der Falke aus seinem Unterschlupf und beschwerte sich hörbar über die Störungen durch das Geschehen am Kirchturm.