Das Angebot zur Besichtigung von Wohneinheiten in der Gemeinschaftsunterkunft stieß auf großes Interesse. Foto: Stocker

"Menschen helfen Menschen" bietet Besichtigung der Gemeinschaftsunterkunft in Neubulach an.

Neubulach - Vor rund vier Wochen zogen die ersten Bewohner in die Gemeinschaftsunterkunft neben der Sporthalle in Neubulach ein. Von den Wohnbedingungen in dem vom Landkreis Calw gebauten Gebäude machten sich Interessenten nun ein Bild.

Die Bürgerpatenschaft "Menschen helfen Menschen" hatte zur Besichtigung eingeladen. "Unser Anliegen war, dass die Bevölkerung sieht, welche Wohnbedingungen die Asylbewerber haben, die nach Neubulach kommen", sagte Angelika Maier von der Bürgerpatenschaft.

Zwar habe die Initiative vor Ort im Vorfeld bei der zuständigen Behörde im Landratsamt mächtig Überzeugungsarbeit für dieses Angebot leisten müssen, so die engagierten Mitglieder. Aber der Zulauf war während der drei Stunden, in denen die Gemeinschaftsunterkunft geöffnet war, enorm. Bürger jeden Alters kamen zur Besichtigung.

Realistische Einblicke verhindern, dass Spekulationen aufkommen, davon sind die Akteure überzeugt. "Immer wieder gibt es Gerüchte, dass die Asylbewerber Putzfrauen hätten oder die Einrichtungen mit hochwertigen Küchen und Fernsehern ausgestattet seien", berichtete Michaela Mehlhorn von der Bürgerpatenschaft. Zwei Etagenbetten an den Wänden, ein Tisch mit Stühlen in der Mitte des Raums und je ein schmaler Metallspind für die vier möglichen Bewohner – so sehen die Räume in der Realität aus. "Sehr schlicht", staunten die Besucher. Außerdem, so die ehrenamtlichen Mitglieder der Bürgerpatenschaft, teilen sich die Bewohner von je zwei Räumen einer Wohneinheit einen gemeinsamen Küchen- und Sanitärbereich, der zwischen den Wohnräumen liegt. "Familien mit mehreren Kindern können dann zwei dieser gegenüber liegenden Räume nutzen", erzählte Michaela Mehlhorn von einer Familie, die mit fünf Kindern nach Neubulach kam.

Bisher sind 23 Personen, vorrangig Familien sowie alleinstehende Frauen mit Kindern aus Georgien, Somalia und Afghanistan, in die Gemeinschaftsunterkunft eingezogen. "Zum Jahresende wurden zwei Babys geboren", ergänzte Maier. Sie forderte dazu auf, sich in die Menschen hineinzuversetzen, die mit Wildfremden ihre Wohnräume teilen sowie Sprachbarrieren überwinden müssen, zahlreiche Formulare auszufüllen haben und "ohne Arbeit in der Luft hängen".

Bis zu 105 Asylbewerber können bei Vollbelegung aufgenommen werden

Ein Begegnungsraum, der in zwei miteinander verbundenen Räumen, also ohne Trennwände eingerichtet wurde, dient der Bürgerpatenschaft für ihre unterstützenden Aktivitäten. Sie verwaltet auch den Schlüssel. "In dem Raum kann auch Kinderbetreuung organisiert werden oder Sprachunterricht stattfinden", sagte Maier. In Sprechstunden steht den Asylbewerbern außerdem eine Sozialarbeiterin des Landkreises Calw zur Verfügung und leitet Anfragen an die Ehrenamtlichen weiter. Beispielsweise wenn Fahrten zum Arzt anstehen oder Hilfestellungen beim Unterlagen ausfüllen gebraucht werden.

Bei einer Vorgabe von sieben Quadratmetern pro Person können 105 Asylbewerber in der Neubulacher Gemeinschaftsunterkunft aufgenommen werden. Ob und wann sie voll belegt sein wird, hängt von den Zuweisungen des Regierungspräsidiums Karlsruhe ab. "Wir erhalten monatlich eine Information über die vorgesehenen Zuweisungen, auf deren Basis wir die Belegungspläne der von uns betriebenen Gemeinschaftsunterkünfte erstellen und aktualisieren. Aktuell werden die uns neu zugewiesenen Personen vorrangig in den neuen Unterkünften in Neubulach und Wildberg untergebracht", erklärte Anja Härtel, Pressesprecherin des Landratsamtes. Sie bezifferte die Kosten für den Neubau auf rund 1,8 Millionen Euro.

Mittelfristig planen die Ehrenamtlichen zudem eine Art Café, um auch die Begegnung zwischen Bewohnern und Bevölkerung zu fördern. Ziel der Bürgerpatenschaft ist es, Vorbehalte zwischen den Kulturen abzubauen. Unter http://riff.vapic.de können Interessierte alles über die Bürgerpatenschaft erfahren und Kontakt aufnehmen.