Die Anwohner aus Martinsmoos machen ihrem Ärger Luft – unter anderem mit diesem Schild an der Ortsdurchfahrt. Foto: Stocker

Anstieg des Schwerlastverkehrs raubt Anwohnern die Nachtruhe. Landratsamt gibt sich ahnungslos.

Neubulach-Martinsmoos - Der Schwerlastverkehr hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Zwar sind in den Ferien weniger Fahrzeuge unterwegs, doch für die Anwohner der Ortsdurchfahrt Martinsmoos ist die Nachtruhe um 5 Uhr vorbei. Nicht nur das ärgert sie.

 "Wegen der lockeren Gullideckel hört sich das an, als ob Fahrzeuge mit leeren Containern vorbei brettern", ärgert sich Bernd Bussas, der mitunter schon früher als um 5 Uhr aus dem Schlaf gerissen werde. Und seit wegen Baustellen viele Straßen in der Umgebung gesperrt sind, habe sich der Verkehrsfluss durch Martinsmoos zusätzlich erhöht.

"In Wart, Ebhausen und Ebershardt wurde wegen der eingerichteten Umleitung Tempo 30 ausgewiesen", vergleichen Fritz Faßnacht, André Lux, Siegfried Kübler und Swen Fleischer aus Martinsmoos. Bei ihnen hingegen werde durch den Charakter der Ortsdurchfahrt selbst das zugelassene Tempo von 50 Stundenkilometern überschritten.

"Ich muss mich nicht von einer Mitarbeiterin der Behörde auslachen lassen, zumal sie von meinen Steuergeldern bezahlt wird", berichtet Bussas erbost von einer Anfrage im Calwer Landratsamt. Dort hatte er gefordert, auch in Martinsmoos die Geschwindigkeit zu reduzieren. Bussas wurde außerdem gesagt, das Verkehrsaufkommen in Martinsmoos sei nicht so hoch, erzählt er.

Landratsamt: Anstieg Schwerlastverkehr nicht bekannt

"Verkehrsrechtliche Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbeschränkungen im Zusammenhang mit Umleitungen sind möglich", sagt Anja Härtel, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Anfrage unserer Zeitung. Gleichwohl, so erläutert sie, müsse die betreffende Kommune das bei der Straßenverkehrsbehörde beantragen. "Eine solche Prüfung wurde bei uns hinsichtlich der in Zusammenhang mit der Sperrung der K 4370 stehenden Umleitung über Martinsmoos weder beantragt noch ist uns eine derartige Verkehrszunahme bekannt", meint Härtel.

Schon Ende Februar machten Bürger aus Martinsmoos mit einer Aktion darauf aufmerksam, dass die Situation für sie unerträglich sei (wir berichteten). Seither ist die Forderung nach einer "wirksamen Geschwindigkeitsreduzierung" am Straßenrand zu lesen. Vor etwa fünf Wochen wurde die Mahnung an die Fahrzeuglenker durch ein weiteres Schild in der Gegenrichtung erweitert. "Der Gehweg ist so schmal, dass der Fahrtwind der Lastwagen für unsere Kinder gefährlich wird", erläutert Thomas Krein die Maßnahme. Denn wenn der Nachwuchs morgens in die Schule oder Kindergarten geht, sei das ohne Begleitung der Eltern nicht möglich. Darüber hinaus trennt die Ortsdurchfahrt den Erholungsort in zwei Teile.

Neben der Umleitung für die Ortsdurchfahrt in Wart, die wegen Kanalarbeiten bis Ende des Jahres gesperrt ist, hält auch die Sperrung des Teilstücks der K 4370 im Wald zwischen Neuweiler und der Kreuzung mit der K 4369 inklusive der Zufahrt nach Gaugenwald noch bis voraussichtlich 23. September. Das bedeutet, dass Verkehrsteilnehmer über Martinsmoos fahren, um beispielsweise nach Zwerenberg zu gelangen oder von dort ins Teinachtal oder nach Calw zu fahren.

"Wir sind das letzte Rad am Wagen von Neubulach und wollen nicht länger warten und uns vertrösten lassen", moniert Kübler, dass für Verkehrsgutachten bisher keine Anwohner eingebunden wurden. Notfalls, sagt er, werde in einer weiteren Stufe mit auf der Ortsdurchfahrt geparkten Traktoren der Verkehr ausgebremst.