Viele Zuhörer kamen zum Milchviehtag in die "Krone". Das Dasein als Landwirt ist mit früher nicht zu vergleichen.. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Viele Interessierte kommen zum Milchviehtag / Von allen Seiten Druck / Eigene Abläufe optimieren und bestehen

Von Albert M. Kraushaar

Altbulach. Das Regierungspräsidium Karlsruhe veranstaltete gemeinsam mit den Landratsämtern Calw, Enzkreis, Freudenstadt, Raststatt, Karlsruhe sowie dem Beratungsdienst Milchviehhaltung und dem Viehzuchtverein eine Fachtagung für Milcherzeuger.

Die Resonanz in der "Krone" in Altbulach war sehr gut. Er freue sich ganz besonders, dass sehr viele junge Bauern und Bäuerinnen sowie Schüler der Fachschulen mit ihren Lehrkräften gekommen seien, so Reinhold Rau. "Da ist mir um die Zukunft des Berufszweiges nicht bange", bekräftigt der Leiter des "Grünen Bereichs" im Landratsamt Calw seine Zuversicht.

In diesem Zusammenhang sprach Rau nicht nur die gute Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium an. Er lobte darüber hinaus auch das Informationsnetzwerk "Rinderhaltung 2014/15". Die Initiative der Landratsämter und des Beratungsdienstes Milchvieh und Futterbau Nordschwarzwald hat die Sicherung sowie die Weiterentwicklung von leistungsstarken und wettbewerbsfähigen Betrieben zum Ziel. Sie bietet zu diesem Zweck Veranstaltungen an. So können Milchviehhalter sich vernetzen und ihre Kooperation ausbauen.

Ulrich Roßwag vom Regierungspräsidium Karlsruhe ging bei seiner Begrüßung auf die besondere Situation der Milchviehhalter ein. Deren Einkommen sei inzwischen zu 40 bis 50 Prozent von den verschiedenen Fördersäulen der EU und des Landes abhängig. Ihm bereitet der erneute Verfall der Milchpreise durch die Überlieferung der Quote viel mehr Sorgen. Zu der Verschlechterung trage bei, dass das Russlandgeschäft nahezu zum Erliegen gekommen ist.

Ausgehend von der neuen Abwärtsspirale könne man sich ja ausmalen, wie lange der derzeitige Milchpreis von 36 Cent pro Liter für die Milchbauern noch stabil bleiben werde. Allen voran die Großkonzerne – bei Aldi sei der Liter Milch für 59 Cent erhältlich – trieben eine Zuspitzung der Preissituation voran. Vom negativen Preistrend sei inzwischen auch die Öko-Milch betroffen, so Roßwag.

Den Druck, den die Großkonzerne, die Milchverwerter und die Molkereien auf die Landwirte ausübten, bezeichnete Roßwag als unverantwortlich. "An der Preisschraube können wir letztendlich nichts machen", so die wenig tröstliche Botschaft. Aus diesem Grund gelte es, insbesondere die eigenen Abläufe zu optimieren. Fachtagungen und Beratungsdienste sollten hierfür Anregungen bieten, betonte der Abteilungspräsident.

Davon hatte Sibylle Moecklinghoff-Wicke aus Hessen jede Menge mitgebracht. Ihr Referat "Fehler kosten Geld" behandelte die 100 kritischen Tage einer Kuh. Was zu Großvaters Zeiten schlichtweg mit der Einstellung des Melkens vonstatten ging, nennt sich heute "Transitmanagement". Unter diesen Begriff fallen alle Abläufe wie: Trennen von der Herde, spezielle Abkalbeboxen, Klima, Lüftung, Größe der Liegestellen und Fressstelle, Klauenpflege bis hin zur Futterumstellung und der sozialen Umgebung der Kühe.

"Kuhkomfort beginnt mit der Vermeidung von Stress", so Moecklinghof-Wicke, die ihre zahlreichen Illustrationen und Tabellen mit Zahlen aus Versuchen in den USA, Kanada und Israel untermauerte. Warum Israel, wird sich der eine oder andere Teilnehmer gefragt haben. Führt man sich vor Augen, dass, trotz der dort vorherrschenden Hitze, Israel das Land mit der höchsten Milchleistung auf der Welt ist, liegt die Antwort auf der Hand.

Von Israel lernen

"Milchviehhaltung ist nicht mehr mit dem zu vergleichen, was unsere Großväter getan haben – ganz gleich, ob man 50 oder 500 Kühe besitzt", so die Referentin.

Vor allem gelte es, die Lebensleistung zu verlängern. "Unsere Kühe müssen länger im Stall stehen", lautete der abschließende Appell an das Fachpublikum. Im zweiten Teil der Veranstaltung sprach Andrea Rahn-Farr vom Hof Preiserle in Büdingen (Wetteraukreis) über Arbeitsmanagement im Alltag eines Familienbetriebs mit Lohnarbeitskräften.

Aktuelles aus der Landwirtschaftsverwaltung stellte Peter Schäfer vor. Zu allen Themen bestand im Anschluss an die Referate die Gelegenheit zur Diskussion.